Debakel hoch sieben: Mercedes bleibt nur die Hoffnung

, 03.05.2014

Mercedes erlebte im Qualifying von Hockenheim eine schwarze Stunde: Beinahe geschlossen stehen die Piloten am Ende des Feldes - Kann die Longrunpace retten?

Mercedes blieb nach dem heutigen Qualifying zum DTM-Auftakt in Hockenheim nur eines übrig: gratulieren. "Ich muss Audi und Adrian gratulieren. Die Qualifying-Leistung war beeindruckend - gerade das in den letzten Sekunden noch hinzukriegen. Das war schon toll", lobt Mercedes-Streckenchef Wolfgang Schattling die Leistung der Ingolstädter Konkurrenz um Adrian Tambay, der gerade seine erste Pole-Position eingefahren hatte.

Mercedes blieb hingegen nicht mehr als eine Nebenrolle - und zwar eine ganz traurige. Gary Paffett war als bester Sterne-Pilot nur auf Rang 15 wiederzufinden, in Q1 schieden nur Mercedes-Piloten aus, unter den letzten neun Autos fanden sich alle sieben Fahrzeuge wieder. "Es war definitiv ein enttäuschendes Qualifying für uns, da gibt es gar nichts zu erklären", räumt Schattling nach der Qualifikation ein.

Zwar habe man vor dem heutigen Zeittraining bereits erwarten können, dass man mit seinen Piloten kein Wörtchen um die Spitzenplätze sprechen wird, doch die Art von Debakel hat selbst die Stuttgarter komplett überrascht: "Es kam einiges zusammen. Wir müssen sehen, was wir insbesondere im dritten Sektor verloren haben - da hat Gary von seinen fünf Zehnteln vier liegenlassen. Das ist der kurvenreiche Sektor, das müssen wir analysieren - und vor allem für die weiteren Rennen unsere Konsequenzen ziehen", kündigt Schattling an.

Paffett ohne Chance

Flaggschiff der Stuttgarter war wieder einmal Gary Paffett. Der Brite hielt in Q1 noch die Fahnen relativ weit hoch, doch im zweiten Abschnitt konnte auch der Ex-Champion nichts mehr ausrichten. "Gary hat sein Bestes versucht, konnte aber nicht schneller", nimmt Schattling seinen Piloten aus der Schuld. Und der ist von dem Ergebnis nicht angetan: "Wir hatten ein paar Probleme. Wir haben nicht die perfekte Balance im Auto, und man kann Bereiche an der Strecke fühlen, bei denen wir deutlich Rundenzeit verlieren im Vergleich zur Vergangenheit", hadert der Engländer, der noch deutliche Fortschritte von seinem Team erwartet.

Denn an den Fahrern liege es absolut nicht: "Wir haben keine Fehler gemacht, und ich habe das Auto so hart rangenommen, wie ich konnte", schüttelt Paffett den Kopf, verweist in dem Zusammenhang aber gleich auf die Stärke der Serie: "Die DTM ist so konkurrenzfähig. Mir fehlte gerade einmal eine halbe Sekunde, dennoch war ich 15. - in anderen Serien wäre man vermutlich Fünfter oder Sechster."

Doch die Wahrheit liegt nun einmal auf der Strecke. Das musste auch Rückkehrer Paul di Resta erfahren. Der Champion von 2010 erlebte ebenfalls ein schwieriges Comeback und musste sich mit Rang 19 zufriedengeben: "Ich habe ein bisschen Verkehr gehabt auf meinem zweiten Reifensatz, dann wollte ich mir freie Fahrt verschaffen, aber dann waren meine Reifen auf der zweiten Runde schon runter", erklärt er. Doch während der Schotte wenigstens eine Begründung liefern kann, sind andere Piloten ratlos.

"Kurz nach dem Qualifying ist es schwer zu sagen, was die Gründe waren. Wir haben alles rausgequetscht, was drin war", sagt Christian Vietoris, der nur 22. wurde. "Wir sind auf maximales Risiko gegangen, um es wenigstens zu versuchen. Es hat aber nicht gereicht." Und Neuling Witali Petrow sieht die Lage gar nicht einmal so ausgangslos: "Ich wurde auf einer schnellen Runde einmal blockiert, sonst wäre ein besseres Ergebnis herausgekommen", zuckt er mit den Schultern.

Hoffnungsschimmer Longruns

Und zumindest herrscht bei allen Mercedes-Piloten noch die Hoffnung auf morgen. "Wir werden natürlich die Flinte nicht ins Korn schmeißen, wir werden angreifen", verspricht Schattling. "Unsere Fahrer sind als Fighter bekannt - allen voran Gary und Pascal. Vielleicht ergibt sich die ein oder andere Möglichkeit, man weiß ja nie, wie so ein Rennen in einer turbulenten Weise verlaufen kann." Natürlich weiß auch er, dass die Ausgangsposition eine denkbar schlechte ist, doch vielleicht sorgen die halbwegs guten Longrunzeiten bisher für Licht am Ende des Tunnels.

"Ich denke, dass über die Renndistanz das Ganze besser aussehen wird. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es so bleiben wird", so der neue 'ARD'-Experte Norbert Haug über das Stuttgarter Desaster beim Heimrennen. "Der sah ganz manierlich aus, sogar gut aus meiner Sicht", sagt Haug über die Longruns im Freien Training, auf die auch Paffett seine Hoffnungen stützt: "Wir haben über den Winter ein wenig in Sachen Rennpace gefunden. Wir befinden uns also nicht in der schlechtesten Position für das Rennen. Daher bin ich optimistisch und schaue auf das Rennen. Ich werde versuchen, ein paar Punkte zu holen."

Ehrgeizige Ziele, wenn man das heutige Ergebnis betrachtet, und selbst Haug gibt sich diesbezüglich skeptisch: "Wenn man im Verkehr ist, verliert man viel Zeit, da müssten die anderen schon große Reifenprobleme bekommen", sagt er. Doch eine andere Möglichkeit bleibt den Stuttgartern wohl nicht. "Es wird schwierig von den Plätzen 15, 16 und folgenden nach vorne zu kommen", räumt Schattling ein. "Die anderen sind auch nicht gerade schläfrig unterwegs. Ich sehe jetzt nicht die großen Möglichkeiten." Doch Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt, wie Paffett weiß: "Hoffentlich können wir morgen noch Punkte einfahren, und dann in Oschersleben einen besseren Job machen."

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