Wo fährt die DTM 2018? Welche Strecken bleiben, welche fallen heraus, kommen neue Kurse dazu? So könnte der neue Kalender aussehen
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DTM-Boss Gerhard Berger ist auf der Suche nach neuen Schauplätzen für die DTM 2018. Die Fahrer wünschen sich mehr Stadtkurse und Rennen in Spa, Monza und Le Mans. Neun Rennwochenenden umfasst die DTM-Saison 2017, davon finden fünf Events in Deutschland statt, vier werden im Ausland ausgetragen. In dieser Woche treffen sich Vertreter der Hersteller und der DTM-Dachorganisation ITR, um über den Kalender für die nächste Saison zu diskutieren. Zusammen mit den Sportchefs der Hersteller Audi, BMW und Mercedes analysieren wir, auf welchen Strecken die DTM 2018 fahren könnte.
Der Auftakt und das Saisonfinale auf dem Hockenheim gilt als gesetzt. Die Events im badischen Motodrom locken traditionell zahlreiche Fans auf die Tribünen und bieten packende Rennaction. Auch der Nürburgring gilt als gesichert. Durch die Lage in der Eifel, wo das Wetter unberechenbar ist, ist für Spannung und packende Manöver gesorgt. Der Traditionskurs ist seit dem Neubeginn der DTM 2000 im Kalender zu finden und bei Teams, Fahrern und Fans sehr beliebt.
Das Rennen auf dem Norisring ist das Highlight im Kalender. Der Stadtkurs in der Frankenmetropole Nürnberg bietet jedes Jahr spannende Rennen und ist außerdem das Heimrennen für die bayerischen Hersteller Audi und BMW. Da sich die DTM-Fahrer mehr Stadtkurse wünschen, wird der Norisring auch im neuen Kalender bleiben. Möglich ist, dass ein zweiter Stadtkurs aufgenommen wird. "Ein zweiter Stadtkurs im Kalender wäre megageil!", zeigt sich Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz begeistert. "Aber die Frage ist: Ist es finanzierbar und realisierbar?" Für die Fans wäre laut dem Mercedes-Mann ein weiteres Stadtrennen "mega".
Lausitzring und Budapest wackeln
Hinter dem Event am Lausitzring steht ein großes Fragezeichen. Im Juli wurde der Kurs in der Lausitz an DEKRA verkauft und soll künftig zu Testzwecken für die Automobilindustrie genutzt werden. Die Sachverständigenorganisation werde nicht als Veranstalter eines DTM-Rennens zur Verfügung stehen, würde es aber begrüßen, wenn die deutsche Rennserie auch in Zukunft auf dem Lausitzring fährt. Hinter den Kulissen wird momentan über eine weitere Zusammenarbeit diskutiert.
Auch Budapest wackelt. Der Hungaroring ist nicht für spektakuläre Überholmanöver bekannt und auch die Zuschauer haben die Veranstaltung noch nicht zur Zufriedenheit der Beteiligten angenommen. "Es kommen nicht viele Zuschauer und man kann nicht überholen, es ist eine reine Prozession", sagt Fritz. Es sei eine tolle Strecke, aber "ich weiß nicht, ob sie so gut zur DTM passt". Auch in Zandvoort sei das Überholen eher schwierig, so Fritz, aber der Kurs an der niederländischen Nordseeküste habe sich zu einer Traditionsstrecke gemausert, an die jedes Jahr viele Fans pilgern.
"Das heutige Reglement mit dem DRS und dem Wegfall des Boxenstopp-Fensters, wodurch unterschiedliche Rennstrategien möglich sind, lebt vom Überholen", so der Mercedes-Sportchef. Deshalb seien Strecken wie Hockenheim, Moskau und der Lausitzring prädestiniert dafür, denn sie ermöglichen Überholmanöver. Oschersleben sei allerdings "keine Alternative", weil auch dort nicht überholt werden kann. Das Gleiche gilt für den Sachsenring. Der Lärmschutz und der Ticketverkauf erschweren eine Aufnahme in den DTM-Kalender zudem.
"Spa ist eine tolle Strecke!"
Der Red-Bull-Ring, auf dem nächste Woche das vorletzte Rennwochenende der Saison ausgetragen wird, ist eine Berg-und-Talbahn und lädt die DTM-Piloten regelrecht zum Überholen ein. Mit Gerhard Berger an der Spitze der DTM und Meisterschaftskandidat Lucas Auer hat die deutsche Tourenwagen-Serie zwei Zugpferde aus Österreich und wird viele DTM-Anhänger an die Strecke locken. Ein Verbleib im neuen Kalender gilt als wahrscheinlich.
Ob der DTM-Zirkus im nächsten Jahr wieder die lange Reise nach Russland auf sich nimmt, bleibt abzuwarten. Zwar habe die Organisation und Infrastruktur verbessert, aber ob sich der Stopp am Moskau Raceway lohnt, müsse noch bewertet werden.
Die Hersteller werden gemeinsam mit der ITR und Marketing-Experten die Situation in den jeweiligen Ländern analysieren und die Entwicklung der Märkte zur Entscheidung heranziehen. Als Basis dient dazu der DTM-Kalender der laufenden Saison. "Ich wüsste kein Event, wo ich sage: 'Da gibt es richtig Handlungsbedarf'", sagt BMW-Motorsport-Direktor Jens Marquardt. Einen Wunsch hat der 50-Jährige aber doch. "Ich finde, dass Spa eine tolle Rennstrecke ist. Viele unterschiedliche Serien tragen dort viele tolle Rennen aus", schwärmt er.
"D steht für Deutschland"
Um neue Hersteller in die DTM zu locken, könnten in Zukunft mehr Rennen im Ausland stattfinden. "Wir müssen potenziellen Neueinsteigern eine Bühne zu bieten. Wenn ein französischer oder italienischer Hersteller einsteigt, dann werden wir auch in diesen Ländern fahren wollen, um den Einstieg zu erleichtern", erklärt Audi-Motorsportchef Dieter Gass.
Ein einmaliges Gastspiel im europäischen Ausland würde sich allerdings nicht lohnen. Vielmehr müsste es langfristige Pläne für DTM-Veranstaltungen in Frankreich, Italien oder Spanien geben. "Wir brauchen nicht für ein Rennen nach Frankreich zu gehen und glauben, dass viele Zuschauer an die Strecke kommen werden. Wenn wir das machen, dann müssten wir ein paar Jahre dort sein, um eine Fanbasis aufzubauen", so Gass. An Orten wie Barcelona, Valencia, Estoril, Dijon, Mugello und am Adria Raceway konnte die DTM in der Vergangenheit nicht genügend Zuschauer für sich gewinnen.
Wenn ein japanischer Hersteller in die DTM einsteigt, könnte ein Event in Japan stattfinden. Doch dies sei eine Kostenfrage und abhängig von den Gesprächen mit potenziellen Neueinsteigern. Dass die Anzahl der Rennen reduziert und stark erhöht wird, glauben die Motorsportchefs nicht. Zehn Events pro Saison seien realistisch. Beim Streben nach Internationalisierung und Anlocken von Interessenten dürfe ein Punkt nicht vernachlässigt werden. "Das D in DTM steht immer noch für deutsche Tourenwagen-Meisterschaft", sagt Fritz.
Ein erster Entwurf des DTM-Kalenders 2018 wird in den nächsten Wochen erwartet.