DTM bleibt hochklassig: Keine Gaststarter als Amuse-Gueule

, 09.08.2013

Weil nationale Fahrer nicht für volle Tribünen sorgen und Spontaneinsätze kaum Erfolgsaussicht haben, wird es im Ausland künftig keine Quotenpiloten geben

Am vergangenen Wochenende gastierte die DTM erstmals in Russland. Obwohl der Moscow Raceway dank 45.000 Fans ordentlich besucht war, mangelte es an einem Publikumsliebling. Geht die DTM wie geplant künftig auch nach China oder Abu Dhabi, dürfte das nicht anders sein. Es gäbe einen Ausweg aus der Zwickmühle - und der heißt "Gaststarter". Von der Idee, die offenbar hinter verschlossenen Türen bereits Thema war, sind die Sportchefs der drei Hersteller allerdings wenig angetan.

Grund Nummer eins: Einheimische Piloten sind keine Garantie für die Gunst der Massen. "Ich weiß nicht, ob die Serie eine lokale Komponente braucht, um noch mehr Zuspruch zu haben", überlegt Jens Marquardt und denkt dabei an die lichten Tribünen in Brands Hatch, vor denen die Briten Andy Priaulx, Gary Paffett und Jamie Green kurvten: "Wenn ich mir ansehe, wie viele englische Fahrer bei uns in den Autos sitzen - und trotzdem haben wir nicht unbedingt vollste Ränge, wenn wir mit der DTM in England sind."

Spanien sei ebenfalls ein gutes Beispiel, so der BMW-Verantwortliche mit Verweis auf das Valencia-Gastspiel 2012, bei dem trotz Miguel Molina und Roberto Merhi eher tote Hose herrschte. Auch Wolfgang Schattling ist der Meinung, dass es grundsätzlich keine Passkontrolle vor der Vertragsunterschrift geben sollte: "Bei der Fahrerwahl spielt das Talent die erste Rolle - egal ob Chinese, Japaner oder Kenianer", so der Mercedes-DTM-Projektleiter auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'.

Einsteigen, Losfahren, Siegen - unmöglich

Merhi und Daniel Juncadella müssen als Kronzeugen herhalten: "Wir haben zwei Spanier und das ist von der Wirtschaftslage her nicht der stärkste Markt. Aber die beiden können es", weiß Schattling. Joey Hand - so ließe sich argumentieren - hat seinen BMW-Drive auch wegen der PR-Wirksamkeit auf dem für Premiumhersteller die so wichtigen US-Markt. Wären da nicht die starken und immer besseren Leistungen des sympathischen Kaliforniers sowie die Tatsache, dass die DTM in Nordamerika sowieso über eine eigene Serie bei der breiten Masse punkten will.

Marquardt räumt ein: "Sicher ist es immer gut für gewisse Märkte, Leute zu haben. Aber als PR-Maßnahme? Da ist die Serie auf einem zu hohen Niveau." Und genau das ist Grund Nummer zwei: Die Gaststarter wären sportlich wohl nicht konkurrenzfähig. "Diese Autos sind schon etwas Besonderes und nichts, was man unvorbereitet machen kann", warnt Schattling. Nicht zuletzt waren die zahlreichen Formel-1-Piloten, die sich in der Vergangenheit mehr oder weniger erfolglos an einem DTM-Einstieg versuchten, mahnende Beispiele.

DTM-Gastspiele als Kickstart für die Jugend

Einen Quotenpiloten am Ende der Startaufstellung will der Mercedes-Projektleiter nicht sehen: "Es hat keinen Sinn, jemanden fahren zu lassen, wenn er hinterherfährt." Das gilt auch für Witali Petrow, der in Moskau zu Gast bei der Marke mit dem Stern war, um die Werbetrommel für die DTM in Russland zu rühren - aber eben nicht, um ein Rennen zu bestreiten. "Die Russen wären völlig enttäuscht, wenn hier ein Petrow dabei wäre und 21. oder 22. würde. Das sollte man ihnen nicht antun", unterstreicht Schattling.

Trotzdem heißt das in den Augen der Verantwortlichen nicht, dass die DTM-Piloten für immer und ewig aus Nord- und Westeuropa kommen. "Es wird irgendwann Fahrer aus Russland geben, wenn es so ein aufsteigender Markt ist", glaubt Marquardt an eine Selbstregulierung und hält auch deshalb den Schritt in neue Länder für sinnvoll: "Es hilft sicher der Jugend, Serien als Idole zu haben." Schattling argumentiert ohnehin für Mut zum Risiko bei der Fahrerwahl, wie es Mercedes derzeit vormacht: "Wir müssen neue Leute an den Sport heranführen. Sonst würde Klaus Ludwig noch immer fahren."

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