Beim DTM-Finale 2017 in Hockenheim fällt Entscheidung um die Meisterschaft: Audi-Quartett führt in der Fahrerwertung - Ekström-Rücktritt nach drittem Titelgewinn?
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Es ist angerichtet: Der Kampf um den DTM-Titel 2017 geht in die heiße und entscheidende Phase. Am Wochenende (13. bis 15. Oktober) steigt das Saisonfinale in Hockenheim, bei dem sechs Fahrer um den Titel kämpfen. Mattias Ekström ist mit 172 Punkten der aktuelle Spitzenreiter und führt in der Tabelle das Audi-Quartett an. Hinter dem Schweden ist Rene Rast mit 151 Zählern auf dem Punktekonto der erste Verfolger des zweimaligen DTM-Champions (2004 und 2007). Dahinter haben Jamie Green (137), Mike Rockenfeller (134), BMM-Pilot Marco Wittmann (134) und Mercedes-Mann Lucas Auer (131) ebenfalls noch rechnerische Chancen auf den Gewinn der Meisterschaft, denn in Hockenheim werden am gesamten Wochenende noch insgesamt 56 Punkte vergeben.
Bei den Herstellern liegt Audi mit 697 Punkten in Führung vor Mercedes (531) und BMW (484). In der Teamwertung hat die Rosberg-Mannschaft (288) die Nase vorn und, mit Rast und Green als zwei heiße Eisen im Titelkampf, gute Chancen auf den Sieg bei den Teams. Auf den weiteren Plätzen folgen Abt-Audi (253), HWA-Mercedes (Team Paffett und Wickens; 201) und RBM-BMW (184).
Beste Voraussetzungen für Ekström und seinen dritten Titelgewinn in der DTM, könnte man meinen. Doch der Abt-Fahrer will sich nicht auf seinem Punktepolster ausruhen. "Ich bin relativ erfahren auf dem Gebiet. Deshalb weiß ich, 21 Punkte klingt viel, aber ich weiß auch, wie schnell das Verschwinden kann", rät der 39-Jährige vor verfrühten Siegesfeiern ab.
Noch ist nichts entschieden...
"Vor allem in der DTM, wo alles sehr eng ist. Dann hast du einmal ein Rennen, wo nicht alles so rund läuft, dann ist der Vorsprung weg und der Kampf wieder offen", ergänzt er und verrät, dass er in Hockenheim, wie an jedem anderen DTM-Wochenende sein Bestes geben wird: "Ich versuche, im Qualifying so weit wie möglich vorne zu stehen, ein sauberes Rennen zu fahren und so viele Punkte wie möglich zu sammeln, auch am Samstag."
"Wenn der Vorsprung 51 Punkte betragen würde, dann wäre ich etwas gelassener. Aber es sind nur 21, deshalb ist noch alles offen", so Ekström weiter. Vielleicht ist es ein gutes Omen für "Eki", dass das erste der beiden Finalrennen in Hockenheim am 14. Oktober 2017 stattfindet - auf den Tag genau zehn Jahre nach seinem zweiten Titelgewinn in der DTM.
"Es ist immer schön, etwas zu gewinnen. Ich habe es ja lange genug versucht. Es braucht sehr viel, um Meister zu werden. Unter anderem Glück und man muss schnell sein. Wenn ich das nach zehn Jahren erneut schaffen würde, das wäre was Besonderes", sagt er.
Tritt Ekström nach Titelgewinn zurück?
Werden Ekströms Audi-Kollegen ihm auf dem Weg zu seinem dritten Titel Schützenhilfe leisten? "Keine Ahnung", sagt "Eki" und verweist an den Audi-Motorsportchef. "Da muss man Dieter Gass fragen, was er für Ziele hat oder was er für Pläne austeilt. Stand heute ist, dass ich Vollgas gebe und so schnell fahre, wie ich kann", lautet die Marschroute des Spitzenreiters.
Könnte das Rennwochenende in Hockenheim im Falle des Titelgewinns der letzte Auftritt von Ekström in der DTM sein? "Momentan denke ich nur bis Sonntag. Danach werde ich genug Zeit haben, über alles nachzudenken. Ich bin relativ spontan unterwegs, was die Zukunft angeht", schließt der Schwede einen Rücktritt nicht aus.
"Ich werde oft darauf angesprochen und irgendwann hat jede Geschichte ein Ende. Die Überlegungen habe ich ja nicht erst seit diesem Jahr. Den richtigen Zeitpunkt für einen guten Schluss zu finden, das ist eine Kunst", erklärt "Eki". Bisher schafften es nur Rekordmeister Bernd Schneider (5 Titel) und Klaus Ludwig (3 Titel), mehr als zweimal die DTM-Meisterschaft zu gewinnen. Ekström könnte am Sonntag der erst dritte Fahrer sein, der das schafft. Auf dem Höhepunkt, oder nach dem Titelgewinn, abtreten wie Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg im Dezember 2016 - der Zeitpunkt könnte nicht besser sein.
Wittmann hofft auf ein Wunder
"Mein Ziel ist der dritte DTM-Titel", sagte er schon vor Saisonbeginn. "Im vergangenen Jahr war mein großer Traum, Rallycross-Weltmeister zu werden. Das hat geklappt. Es wäre toll, wenn es dieses Jahr mit der DTM funktionieren würde."
Seine DTM-Fahrerkollegen würden dem sympathischen Schweden seinen dritten Titelgewinn gönnen. "Wenn du die meisten Punkte sammelst, hast du es immer verdient. Das steht für mich außer Frage", sagt der amtierende DTM-Champion Marco Wittmann. "Er hat einen guten Job gemacht, er war konstant in den Punkten. Das ist in der DTM ein wichtiger Schlüssel", ergänzt der BMW-Pilot, der selbst noch theoretische Chancen auf die Meisterschaft hat.
Doch große Hoffnungen, dass Wittmann die Audis hinter sich lässt, macht er sich nicht. "Mit 38 Punkten Rückstand ist es klar, dass wir ein Wunder brauchen, um etwas drehen zu können. Deshalb bin ich Realist und versuche, meinen Job so gut wie möglich zu machen", so der Fürther, der auf ein Wunder hofft: "Aus eigener Kraft kann ich es nicht mehr schaffen und muss auf ein Wunder hoffen. Bei drei anderen muss theoretisch viel schiefgehen."
Rast: DTM-Champion in Rookie-Saison?
Er ergänzt: "Ich will zwei gute Rennen und zwei gute Tage in Hockenheim haben, um gut in die Winterpause zu gehen. Ich hoffe, dass wir den guten Trend der vergangenen Rennen fortsetzen."
Rene Rast bestreitet in diesem Jahr seine erste volle DTM-Saison, und dass er gleich um den Titel kämpft, hatte der 30-Jährige nicht erwartet. "Wer hätte vor der Saison damit gerechnet? Ich kann nur gewinnen und eigentlich nicht mehr verlieren, daher mache ich mir selbst keinen Druck. Die Chance ist noch da. Ein perfektes Wochenende mit zwei Pole-Positions und zwei Siegen würde schon fast ausreichen", so der Rosberg-Pilot.
Dreimal siegte Rast 2017, dreimal startete er von Startplatz eins. Doch dies sei nicht sein Ziel gewesen, als er in die DTM wechselte. "Mein Ziel ist, bester Rookie zu werden. Ich möchte lernen, regelmäßig Punkte sammeln, immer gut durchkommen. Mich einfach in die DTM einfinden und integrieren, das meiste herausholen. Man muss sehen, wozu das reicht. Die DTM ist extrem schwankend. Niemand kann sagen, wo er am Ende des Jahres steht. In der DTM starten einfach 18 extrem gute Fahrer", sagt er.
Auer hat nichts zu verlieren
Hinter Rast rangiert Teamkollege Jamie Green auf Platz drei in der Fahrerwertung. In den vergangenen beiden Jahren war der sympathische Brite jeweils bis kurz vor Saisonende ein Titelkandidat, musste sich am Ende aber mit der Vizemeisterschaft 2015 und Platz drei in der Saison 2016 begnügen. "Zweimal in Folge in der DTM in die Top Drei zu kommen ist eine starke Leistung und ein gutes Zeichen", sagt der 35-Jährige. "Es zeigt, dass wir immer die Chance hatten, Meister zu werden."
Aktuell beträgt der Rückstand auf Ekström 35 Punkte, doch ans Aufgeben denkt Green noch lange nicht. "Ich werde trotzdem so schnell fahren, wie es geht, bis ich am Sonntag die Zielflagge sehe", zeigt er sich kämpferisch.
"All in" lautet die Devise für Lucas Auer. Der Österreicher ist der bestplatzierte Mercedes Fahrer und hat 41 Punkte Rückstand auf die Spitze. Theoretisch kann er den Titel noch holen, denn dreimal sackte der 23-Jährige in dieser Saison die 28 Punkte (25 für Rennsieg, 3 für Pole-Position) an einem Tag ein. "Es gibt für mich kein Links-Rechts-Schauen, sondern: All-in, alles riskieren und alles was geht herausholen", so seine Kampfansage.
Durch den Sieg beim Saisonauftakt in Hockenheim im Mai hat Auer gute Erinnerungen an den 4.574 Meter langen Kurs. "Wir müssen schauen, ob wir noch so konkurrenzfähig sind, wie am Anfang. Da waren wir sehr überlegen", schraubt er die Erwartungen an einen erneuten Sieg zurück.
Mit seinem dritten DTM-Jahr ist der Neffe von DTM-Boss Gerhard Berger zufrieden. "Meine Saison war sehr positiv und es war eine Steigerung zum vergangenen Jahr. Deshalb kann ich das letzte Rennwochenende genießen", ergänzt er.
Super-GT bei der DTM
Nicht nur die DTM-Boliden von Audi, BMW und Mercedes drehen am Wochenende ihre Runden auf dem Hockenheimring. Lexus und Nissan absolvieren an allen drei Tagen Test- und Demorunden mit jeweils einem Fahrzeug aus der japanischen Super-GT-Serie. Für Lexus greift der Ex-Formel-1-Fahrer Heikki Kovalainen ins Lenkrad, Ronnie Quintarelli ist für Nissan unterwegs.
Ekström freut sich auf den Gastauftritt der Japaner: "Ich finde es interessant. Die werden sicher zeigen, wie schnell sie um den Hockenheimring fahren können. Die Motoren haben meines Wissens mehr Dampf wie unsere und die Reifen sind weicher. Das wird spannend zu sehen sein, wie schnell die sind."
Die letzten beiden Saisonrennen in Hockenheim starten am Samstag um 14:45 Uhr und am Sonntag um 15:10 Uhr. Im Livestream von 'Motorsport-Total.com' verpassen Sie keine Sekunde und können Sie alle Trainingseinheiten, Qualifyings und Rennen live und kostenlos verfolgen.