Rennen um die Meisterschaft in der DTM 2017 geht weiter: Mattias Ekström kommt als Tabellenführer an den Nürburgring - Audi mit 25-Kilo-Handicap
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Runde sieben der DTM 2017 steht vor der Tür: Am Wochenende (9./10. September) werden die Läufe 13 und 14 der laufenden Saison im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) ausgetragen. Schauplatz ist die 3,629 Kilometer lange Kurzanbindung des legendären Nürburgrings. Nach dem Vierfacherfolg in Zandvoort ist es unwahrscheinlich, dass Audi dieses Ergebnis in der Eifel wiederholen. Die sechs Autos der Ingolstädter sind aufgrund der Gewichtsregel viel schwerer als die Konkurrenz.
25 Kilogramm mehr als BMW und zehn Kilogramm mehr als Mercedes muss Audi an Gewichtsballast einladen. Und das, obwohl die Münchner bei beiden Rennen in Zandvoort als Erster die Ziellinie überquerten. Denn auch ohne die Disqualifikation von Marco Wittmann hätte BMW den Zusatzballast aus- und Audi einladen müssen.
Audi-Motorsportchef Dieter Gass bezeichnet das Unterfangen als "Mission Impossible". Laut einer Computersimulation der Ingolstädter entspricht das Zusatzgewicht einem Zeitverlust von knapp einer halben Sekunde pro Runde. Bei den engen Abständen in der DTM gleicht eine halbe Sekunde fast einer Ewigkeit und kann einen Verlust vieler Positionen bedeuten.
Enger Kampf um den DTM-Titel 2017
Beim DTM-Wochenende in der Eifel geht der harte und enge Kampf um den Meistertitel weiter. In der Tabelle liegt Audi-Pilot Mattias Ekström mit 128 Zählern auf dem Punktekonto vor seinen beiden Markenkollegen Rene Rast (114) und Mike Rockenfeller (110). Timo Glock rangiert mit 104 Punkten als bestplatzierter BMW-Fahrer auf Platz vier. Bester Mercedes-Pilot ist Lucas Auer (99) auf Rang sechs. Der Kampf um den DTM-Titel 2017 bleibt weiterhin offen und sehr spannend.
Den Führenden Ekström und den achtplatzierten Wittmann (93) trennen nur 35 Punkte. Bei insgesamt 56 Zählern, die ein Fahrer an einem DTM-Wochenende sammeln kann, und bei neun verschiedenen Siegern in den bisherigen zwölf DTM-Rennen 2017 ist die Entscheidung um den Titel noch lange nicht gefallen.
Bei den Herstellern liegt Audi (518) vor BMW (405) und Mercedes (361). In der Teamwertung führt derzeit Rosberg-Audi (213) vor Abt-Audi (177) und RBM-BMW (164).
Die Gangart wird härter...
"Die Meisterschaft geht in die Endphase und jeder Punkt zählt. Wenn man sich die Tabelle anschaut, wie eng es da zugeht, dann ist klar, dass am Ende ein oder zwei Pünktchen den Unterschied machen", sagt Audi-Pilot Nico Müller, der von Tabellenplatz 13 aus im Titelkampf wohl eher chancenlos ist. "Deshalb kämpft jeder hart um jede Platzierung und das ist das, was die Zuschauer sehen möchten. Trotz der härteren Gangart ist es immer fair gewesen. Und wenn das so bleibt und wir schöne Rad an Rad Duelle sehen, sind alle happy", ergänzt der Schweizer.
Für das Audi-Team Phoenix ist das Wochenende am Nürburgring ein waschechtes Heimspiel. Die Teambasis in Meuspath ist nur einen Steinwurf vom Eingang zum Fahrerlager entfernt. Auch für Phoenix-Pilot Mike Rockenfeller ist das Wochenende in der Eifel ein Heimrennen, denn sein Geburtsort Neuwied ist nur rund 50 Kilometer weit weg.
Ein ganz besonderes Jubiläum feiert der Nürburgring in diesem Jahr. Vor 90 Jahren wurde die Strecke eröffnet und sie ist die älteste permanente Rennstrecke in Deutschland. Traditionell spielt das unberechenbare Wetter in der Eifel eine große Rolle und kann das Renngeschehen ordentlich durcheinander würfeln. Für das kommende Wochenende sind Regen und Temperaturen im niedrigen zweistelligen Bereich vorhergesagt. Für die Fahrer bedeutet dies eine weitere Herausforderung, denn es wird durch die äußeren Umstände noch schwieriger sein, die ungeheizten und ohnehin kalten Reifen auf Betriebstemperatur zu bringen.
Was macht das Wetter in der Eifel?
Besonders auf der Outlap, der ersten Runde nach dem Boxenstopp, wird von den Fahrern alles abverlangt. "Es wird nicht einfacher, wenn es so kalt wird. Die Herausforderung ist größer, vor allem in der Outlap. Wir haben in diesem Jahr schon gesehen, dass es teilweise knifflig ist, das Fahrzeug auf der Strecke zu halten oder sich im Zweikampf zu behaupten", sagt Marco Wittmann. "Deshalb glaube ich schon, dass es ein Thema sein wird, vor allem, wenn der Reifen etwas länger braucht, auf Betriebstemperatur zu kommen."
Müller erklärt: "Wir mussten Strecke für Strecke unsere Erfahrungen sammeln und teilweise das Prozedere für die Outlap im Verlauf des Wochenendes anpassen. Dementsprechend wird der Nürburgring sowieso eine neue Herausforderung. Aber wenn es wirklich so kalt wird, dann kommt noch ein weiterer Punkt dazu. Die Autos sind von der Charakteristik her ganz verschieden: der eine bekommt die Reifen schneller auf Temperatur, der andere braucht ein paar Kurven länger. Das wird ein Faktor sein, der einen Unterschied machen kann."
"Natürlich ist es schwieriger, aber die Bedingung sind für alle gleich", zerbricht sich Edoardo Mortara nicht den Kopf über die (zu) kalten Reifen. Für den Mercedes-Fahrer ist es die zweite Rennveranstaltung am Nürburgring innerhalb von einer Woche. Am vergangenen Wochenende war er in der VLN am Start und fuhr mit seinen Mercedes-GT3 in die Top 5.
Müllers persönliches Nürburgring-Highlight
Auch Müller verbindet mit dem Nürburgring schöne Erinnerungen. "Ich hatte ein einschneidiges Erlebnis mit dem Sieg beim 24-Stunden-Rennen 2015. Es war mein erster großer Sieg als Audi-Werksfahrer und gleichzeitig der erste Sieg des neuen Audi R8 LMS. So etwas vergisst man nicht so schnell", blickt der Audi-Mann auf sein persönliches Nürburgring-Highlight zurück. Auch seine DTM-Kollegen Rene Rast und Mike Rockenfeller siegten bereits beim Langstreckenklassiker in der Eifel.
Der Abt-Pilot möchte auch in der DTM zeigen, dass ihm "dieser Ort liegt". Trotz Gewichtshandicap möchte der Schweizer alles aus seinem Audi RS5 DTM rausholen und hofft, dass ihm der Wettergott dabei hilft. "Wir müssen versuchen, das Maximum aus unserem Paket rauszuholen und im Qualifying so weit vorne zu stehen, wie es nur geht. Und dann durch die Rennstrategie so viele Punkte wie möglich sammeln. Es wird nicht einfach, aber vielleicht kann das Wetter die Karten durcheinandermischen", erklärt er.
"Volle Attacke!" lautet die Devise von Marco Wittmann, dessen Ärger über die Disqualifikation in Zandvoort mittlerweile verraucht ist. "Natürlich ist es ärgerlich, aber Fehler passieren und man kann sie nicht rückgängig machen", trauert der BMW-Pilot den verlorenen 25 Punkten für den Sieg nach. Doch in der Eifel soll das Punktekonto wieder aufgefüllt werden. "Der Nürburgring war für mich immer eine sehr gute Strecke. 2014 und 2016 habe ich dort gewonnen, im vergangenen Jahr stand ich zweimal auf dem Podium", sagt der amtierende DTM-Champion, der im Rennen um den Titel 2017 noch ein Wörtchen mitreden möchte.
Platzt bei Mortara der Knoten?
"Im Meisterschaftskampf sind wir noch voll dabei, auch wenn der Sonntag in Zandvoort ein kleiner Rückschlag war. Ich will mich zurückmelden und Vollgas geben", ergänzt er.
Edoardo Mortara hatte sich seine Saison 2017 anders vorgestellt. Mit nur 41 Punkten auf dem Konto liegt der Vize-Meister von 2016 in der Tabelle nur auf dem 14. Platz. Die Umstellung nach seinem Wechsel von Audi zu Mercedes gestaltet sich schwieriger als erwartet. "Es sind zwei komplett verschiedene Autos und sie sind völlig unterschiedlich zu fahren", schildert der Mercedes-Mann, warum ihm die Anpassung so schwerfällt.
"Ich musste an meinem Fahrstil fast alles ändern. Noch ist es nicht optimal und ich brauche noch etwas Zeit. Wir kämpfen, dass wir noch mindestens ein gutes Wochenende haben können. Und in den verbleibenden drei Events kann ich ein gutes Ergebnis einfahren", ergänzt der Nürburgring-Sieger 2016. Die noch kommenden Strecken Nürburgring, Red-Bull-Ring und Hockenheimring liegen dem Mann aus Genf und er hofft, dass sich die Saison noch zum Guten für ihn wendet.
Die Rennen am Nürburgring starten am Samstag um 14:45 Uhr und am Sonntag um 15:15 Uhr. Im Livestream von 'Motorsport-Total.com' werden alle Trainingseinheiten, Qualifyings und Rennen live und kostenlos übertragen.