DTM-Saisonrückblick 2017: Tops und Flops des Jahres

, 24.12.2017

Spannender Titelkampf, Rookie als Champion, politische Machtspiele, Manipulationsvorwürfe und tolle Fan-Resonanz: Die Tops und Flops der DTM 2017

Ein Rookie als DTM-Champion, viele - auch oft verbal - harte Duelle zwischen Fahrern und lästige Diskussionen abseits der Rennstrecken: Das war die Saison 2017. 'Motorsport-Total.com' beleuchtet in umfassenden Rückblicken noch einmal die Kernthemen des Jahres. Heute: Die Tops und Flops des Jahres.

In der abgelaufenen DTM-Saison gab es viele Aufreger, die die Schlagzeilen beherrschten und das sportliche Geschehen in den Hintergrund rückten. Doch es gab auch viele Momente, die das Fanherz höherschlagen ließen und die Lust auf mehr DTM-Action im neuen Jahr machen.

Die Tops des Jahres 2017

Rene Rast: Für die Überraschung des Jahres sorgte DTM-Rookie Rene Rast. In seiner ersten vollständigen DTM-Saison gewinnt der Audi-Pilot die Fahrer-Meisterschaft und setzt sich im engen Rennen um den Titel gegen drei seiner erfahrenen Audi-Kollegen Mattias Ekström, Jamie Green und Mike Rockenfeller durch. "Rene hat mir gut gefallen, denn mit dieser Performance hätte ich nicht gerechnet", lobt Audi-Motorsportchef Dieter Gass den neuen DTM-Champion. Rasts Ziel 2018: Titelverteidigung!

Audi: Die Ingolstädter sind die Abräumer des Jahres. Nach einer vier Jahre dauernden Durststrecke seit dem letzten Meisterschaftsgewinn im Jahr 2013 durch Mike Rockenfeller gewinnt Audi in diesem Jahr alle Titel in der Fahrer-, Hersteller- und Teamwertung. Die Vier Ringe haben seit Jahren das beste Auto im Feld und konnten es nach der Abschaffung der Performance-Gewichte auch unter Beweis stellen.

Neuerungen: Vor der Saison 2017 wurden viele Änderungen in der DTM eingeführt. Pitview, Funkverbot, Verbot der Reifenheizdecken, kalte und weichere Reifen, Wegfall des Boxenstopp-Fensters, mehr Motorleistung, Neustart im Indycar-Stil (Autos nebeneinander in Zweierreihen): All dies sollte für mehr Action und Spannung auf der Strecke sorgen und mehr Zuschauer auf die Tribünen und vor die Fernsehgeräte locken. "Der Fan war in dieser Saison einer der großen Gewinner. Die neuen Reifen waren gut, das neue Boxenstoppformat auch. Es waren viele positive Maßnahmen", meint Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz. "Außerdem war es sportlich eng und spannend wie noch nie."

Jamie Green: Der Audi-Pilot beendete die vergangenen drei Jahren die DTM-Saison immer in den Top 3 der Fahrerwertung. Drei Rennen gewann Green 2017, doch er hätte locker fünfmal in der Mitte des Siegerpodests stehen können, wenn er in Spielberg seinem Audi-Kollegen Mattias Ekström den Sieg am Samstag nicht geschenkt hätte/vorbeilassen musste und am Sonntag das Getriebe bis zum Schluss durchgehalten hätte. Dann hätte er womöglich in Hockenheim den Fahrertitel gewonnen. Hätte, wäre, wenn. Auch. wenn er in diesem Jahr oft vom Pech verfolgt war, stellte sich der Brite auch nach einem schwierigen Rennen immer den Fragen der Journalisten und hatte ein Lächeln im Gesicht. Hut ab vor Jamie Green, dem Sieger der Herzen!

Titelkampf: Spannender als in der abgelaufenen Saison hätte der Kampf um die Meisterschaft nicht sein können. Vor dem letzten Rennwochenende hatten noch sechs DTM-Piloten - wenn auch nur rechnerisch - Chancen auf den Titel. Vor dem letzten Rennen beim Finale in Hockenheim waren es immer noch vier (Audi-) Fahrer, die um die Krone kämpften. Am Ende hatte Rene Rast die Nase hauchdünn vorne und kürte sich in seinem Rookie-Jahr zum DTM-Champion.

Sicherheit: Das Thema Sicherheit wird in der DTM ganz groß geschrieben. Wie groß, zeigte der spektakuläre Crash von Gary Paffett und Mike Rockenfeller am Norisring. Der Mercedes-Mann flog mit 260 Kilometer pro Stunden ab, krachte in die Leitplanken und anschließend in "Rockys" Audi. Beim Aufprall wirkten rund 40g auf die Piloten ein. Paffett kam mit Prellungen davon, Rockenfeller zog sich einen Bruch des linken Mittelfußes zu. Wie durch ein Wunder und dank der Sicherheitsbestimmungen in der DTM wurden die beiden nicht schwerer verletzt.

Mike Rockenfeller: Nach dem Crash am Norisring hatte "Rocky" mit einem Fußbruch zu kämpfen. Zunächst war nicht klar, ob der Audi-Pilot beim DTM-Rennwochenende in Moskau, das nur drei Wochen nach seiner Verletzung am Fuß stattfand, überhaupt antreten kann. Vorsichtshalber wies Audi den Ersatzmann Nyck de Vries an, mit nach Russland zu reisen und im Ernstfall für Rockenfeller einzuspringen. Doch das war nicht nötig: "Rocky" war fit und schaffte, womit niemand gerechnet hat. Mit einem gebrochenen Fuß fuhr der DTM-Meister von 2013 eindrucksvoll auf das Podest und wurde Zweiter. Mit Krücken humpelte er auf das Treppchen und nahm den Pokal entgegen. Unglaublich! Doch damit nicht genug: Wer geglaubt hat, dass der Unfall am Norisring Rockenfeller einbremsen würde, lag komplett daneben. Der Audi-Mann stand danach insgesamt fünfmal auf dem Podium, darunter ein Sieg in Zandvoort.

Norisring: Das Rennwochenende auf dem Stadtkurs in der Frankenmetropole Nürnberg - das "Monaco der DTM" - sorgte wieder einmal für ein echtes Motorsportfest. 125.000 Zuschauer am Wochenende erlebten pure Rennaction, packende Überholmanöver, Fotofinish um Platz drei beim Zielleinlauf, spektakuläre Crashs und ein buntes Rahmenprogramm mit klassischen Tourenwagenrennen vom feinsten. Da schlägt das Fanherz höher!

Fans: Die DTM-Anhänger waren die Gewinner des Jahres. 640.000 Zuschauer pilgerten zu den neun Rennwochenenden der Saison 2017. Die größte Zuschauerzahl seit 2014. Konzerte von Musikacts wie den Fantastischen Vier, Anastacia und Tim Bendzko sorgten für musikalische Unterhaltung. Demonstrationsfahrten der Super-GT-Autos von Lexus und Nissan beim Saisonfinale gaben den Rennfans einen Vorgeschmack, wie die Zukunft der Tourenwagenserie aussehen konnte. Und beim neu geschaffenen Pitview erhielten die DTM-Fans einen exklusiven Einblick in den Arbeitsalltag der Teams und deren Garagen. Zudem konnten sie die Action in der Boxengasse während der Trainingseinheiten hautnah verfolgen. Näher ran geht's nicht!

Die Flops des Jahres 2017

TV: Für den wohl größten Flop des Jahres sorgten der DTM-TV-Partner 'ARD'. Der öffentlich-rechtliche Fernsehsender brach die Übertragung des Sonntagsrennens am Norisring nach dem spektakulären Crash vorzeitig ab und die Zuschauer verpassten den knappen Zieleinlauf mit Fotofinish um Platz drei. Durch die Rennunterbrechnung nach dem Unfall von Paffett und Rockenfeller ging dem Ersten die Sendezeit aus und statt der verbleibenden 25 Rennminuten wurde eine Politik-Sendung übertragen. Sehr zum Unmut der Fernsehzuschauer, die in die Röhre schauten. Mit dem Ende der DTM-Saison 2017 endete auch der Vertrag über die DTM-TV-Rechte der ARD. Und DTM-Chef Gerhard Berger wünscht sich, dass der neue TV-Partner mit mehr Leidenschaft dabei ist.

Politik: Unendliche Diskussionen um politische Themen beherrschten den DTM-Alltag 2017. Allen voran die Debatten und Regeländerungen (und dann wieder doch nicht...) um die leidigen Performance-Gewichte sorgten im Fahrerkollegen für Kopfschütteln. Fahrer, Teamchefs und Journalisten waren genervt und konnten das Wort "Performance-Gewichte" nicht mehr hören. "Auf den Nerv gegangen ist mir definitiv, dass wir wahnsinnig viel diskutiert haben, was nicht primär mit dem Sport zu tun hat. Sondern eher Themen, die nicht direkt mit Sport und Geschehnissen auf der Rennstrecke zu tun haben", sagt BMW-Motorsport-Direktor Jens Marquardt. Die Erleichterung war allen Beteiligten - im wahrsten Sinne des Wortes - während dem Rennwochenende in Spielberg deutlich anzumerken. Denn nur wenige Tage vor der vorletzten Veranstaltung des Jahres einigten sich die Hersteller auf die Abschaffung der Gewichtsregel und alle Autos der drei Hersteller gingen mit gleichem Gewicht an den Start.

Manipulationsvorwürfe gegen Audi: Der Vorfall zwischen Timo Glock und Nico Müller im Sonntagsrennen am Nürburgring sorgte auch Tage nach dem Zwischenfall noch für erhitzte Gemüter. In der Anfahrt zur Vedol-Schikane krachte Glock ins Heck von Müllers Audi. Der Schweizer habe zu früh gebremst, um das Feld einzubremsen und Titelanwärter Mattias Ekström nach vorne zu bringen, wirft der BMW-Mann den Ingolstädtern vor. "Wenn man bei Audi die Rennen so manipulieren möchte, dann ist das schon beschämend und sehr schade auch gegenüber dem Fan", schimpft Glock. Alles Quatsch, sagen die Audianer. "Nico Müller fuhr vorne und Timo Glock ist ihm auf einer zwölf Meter breiten Geraden hinten draufgefahren", entgegnet Audi-Motorsportchef Dieter Gass den Vorwürfen. Fakt ist: Die Sportkommissare konnten Müller nicht nachweisen, dass er absichtlich zu früh gebremst haben soll. Und Glock wurde, wie auch im normalen Straßenverkehr üblich, für das zu späte Bremsen und die dadurch entstandene Kollision verwarnt.

Mercedes-Ausstieg: Einen Tag nach dem Rennwochenende in Moskau, an dem DTM-Rückkehrer Maro Engel seinen ersten DTM-Sieg feierte, erschütterte die Nachricht vom Mercedes-Ausstieg Ende 2018 die Motorsportwelt. Schlechte Nachrichten für die DTM, allen voran für DTM-Chef Gerhard Berger, der unermüdlich an der Zukunft und dem Fortbestehen der Tourenwagenserie arbeitet. Mit dem Besuch der Super-GT beim DTM-Finale in Hockenheim und der geplanten Einführung des Class-One-Reglements 2019 ist ihm und seiner Truppe ein erster Schritt in Richtung positive Zukunft gelungen.

Disqualifikationen: Marco Wittmann bejubelte im Sonntagsrennen in Zandvoort seinen ersten Saisonsieg. Doch die Freude hielt nicht lange an, denn der Sieg wurde dem BMW-Fahrer nachträglich aberkannt. Eine zu geringe Restbenzinmenge (weniger als 500 Gramm, 1.000 Gramm sind per Reglement vorgeschrieben) befand sich nach dem Zieleinlauf im Tank seines M5 DTM, was einen Verstoß gegen das Technische Reglement darstellt. Frust bei BMW, Freude bei Audi: Mike Rockenfeller wurde der Sieg am grünen Tisch zugesprochen und so durften die Ingolstädter über einen Vierfacherfolg jubeln. Eine Unachtsamkeit beim Betanken eines BMW-RMG-Teammitglieds und die 25 Punkte für den Sieg waren weg. Punkte, die Wittmann im Endspurt um den Titelgewinn am Ende fehlten.

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