Der Mercedes-Junior ist froh, sich nicht auf ein Vabanque-Spiel im Formelsport eingelassen zu haben und erkennt in Robin Frijns ein abschreckendes Beispiel
© Foto: Williams F1
Für viele Fans war er vor der Saison ein unbeschriebenes Blatt. Nach sechs Rennen in der DTM hat Daniel Juncadella sich einen Namen unter den Mercedes-Junioren gemacht: Ein vierter Platz am Norisring war der Beleg dafür, dass der 22-Jährige angekommen ist in der Tourenwagen-Szene. Dabei lagen vor einigen Monaten auch andere Optionen auf dem Tisch: "Es war eine schwierige Entscheidung. Ich hatte Gespräche über eine Chance in der GP2 geführt", erinnert er sich gegenüber 'Championat'.
Sich für einen Platz in einem De-Facto-Werksteam wie Mücke entschieden zu haben, hatte auch damit zu tun, dass Juncadella nach seinem Titelgewinn in der Formel-3-Euroserie nicht pokern wollte - trotz eines finanzkräftigen Sponsors wie dem kasachischen Staatsunternehmen Astana im Rücken. "Es war eine sichere Bank", unterstreicht der Mann aus Barcelona die Vorzüge der DTM, in der Paydriver keine Rolle spielen. Außerdem bot sich ein direkter Kontakt zu einem Topteam der Königsklasse.
Da will Juncadella eines Tages dauerhaft hin: "Die DTM ist eine Möglichkeit, in die Formel 1 zu gelangen, wie wir es bei Paul di Resta erlebt haben. Hier arbeitet man mit so vielen Leute, das ist fast genauso", lobt er. Beim Young-Driver-Test in Silverstone konnte sich Juncadella als Williams-Gastfahrer davon überzeugen und nennt die DTM sogar den "besten Weg" in die Königsklasse, weil bei Personalentscheidungen in der GP2 genau wie in der Renault-World-Series (WSbR) "so viel Politik" mit reinspiele.
Mit Unbehagen denkt er an das Schicksal eines Fahrerkollegen: "Es gibt so viele Gründe, seinen Platz zu verlieren - wie Robin Frijns, der jetzt gar nichts mehr hat." Der Niederländer hatte bei Hilmer Motorsport sein GP2-Cockpit räumen müssen, weil er nicht genügend Geld mitgebracht hatte. Umso glücklicher ist Juncadella in der DTM, wo sich auch der sportliche Erfolg einstellt. "Mit einigen guten Resultaten auf der Habenseite spüre ich nicht mehr so viel Druck, schließlich hatte auch niemand so viel von mir erwartet."
Schon am kommenden Wochenende will der Mücke-Youngster wieder angreifen: "Der Nürburgring bietet eine schöne Kombination aus langsamen und schnelleren Kurven", freut er sich auf die Achterbahnfahrt in der Eifel. "Besonders viel Spaß machen die mittelschnellen Bergab-Kurven im Abschnitt vor der Gegengeraden. Ich kann es kaum erwarten, zum ersten Mal ein DTM-Rennen auf dieser Strecke zu bestreiten." Und das Beste ist: Vorher kontrolliert keiner, ob Juncadella auch ein hübsches Sümmchen überwiesen hat.