Der Audi-Pilot hat als Letzter im Gesamtklassement die Freude kurzfristig verloren, bekennt sich aber klar zu Ingolstadt: "Keine Zukunft bei BMW oder Mercedes"
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Deutlicher lässt sich ein Saisonfazit kaum ausdrücken als Edoardo Mortara es am Sonntag kurz nach dem DTM-Finale in Hockenheim tat: "Time to enjoy life again" ("Zeit, das Leben wieder zu genießen"), schrieb der Italiener auf seiner 'Facebook'-Präsenz. In der Tat gab es für den als Titelkandidaten gehandelten Mortara wenig Glücksmomente im Jahr 2013. In der Gesamtwertung wurde er als Vorletzter abgestraft - punktgleich mit Schlusslicht und Mercedes-Küken Pascal Wehrlein.
Der 26-Jährige pustet durch und findet deutliche Worte für sein Abscheiden: "Es war sehr, sehr enttäuschend, die schlechteste Saison in meiner Karriere." Erklärungen für das Debakel hat er reichlich, wobei er nicht gerade eine Lobeshymne auf seine Rosberg-Mannschaft anstimmt: "Wir hatten viele Probleme mit dem Setup, weil wir zu Saisonbeginn das Auto nicht richtig verstanden haben. Oft hatten wir nicht die richtige Strategie, einige Male auch keine guten Boxenstopps." Dennoch hätten sich immer wieder Chancen eröffnet, die liegen blieben.
Die Schuld an der Misere will Mortara nicht bei seinen Mechanikern, Ingenieuren oder der Führungsetage suchen: "Wir sind ein Team", betont er und erinnert daran, dass es 2012 mit Laufsiegen in Spielberg und Zandvoort lief wie geschmiert. "Es ist immer ein Paket. Du hast immer ein Auto, das Team und den Fahrer. Es ist nie die Schuld einer einzelnen Komponente, es ist immer alles." Dennoch steht unter dem Strich ein Pilot, der aus seinem Unmut keinen Hehl macht und zur Saisonmitte via Facebook gefragt hatte: "When will this nightmare end?" ("Wann wird dieser Alptraum enden?")
Mercedes? Alles Unsinn
Um wieder glücklich zu sein, verordnet Mortara sich selbst Erfolg: "Ich bin ein Wettbewerbstyp." Für ihn zähle der Kampf um Spitzenpositionen noch mehr als das bloße Dabeisein: "Für mich ist das sehr, sehr wichtig. Wenn ich eine Saison wie dieses Jahr habe, macht es keinen Spaß. Klar, die Autos sind toll zu fahren und es ist eine tolle Meisterschaft, aber für mich ist es viel, viel wichtiger, um die Topplätze zu kämpfen." Welche Konsequenzen zieht ein offensichtlich frustrierter Mortara aus dem Seuchenjahr? Gerüchte besagten kürzlich, er klopfe bei Mercedes an.
"Mist", wiegelt Mortara ab und betont lieber den langfristigen Erfolg, der seine Verbindung mit seinem derzeitigem Arbeitgeber auszeichnet: "Ich bin seit 2008 mit der Volkswagen-Gruppe verbunden und wir hatten sehr gute Jahre, haben viel zusammen gewonnen. Manchmal hast du eben eine Scheißsaison." Die Audi-Flinte ins Korn zu werfen, kommt für den extrem ehrgeizigen Absolventen eines Wirtschaftsstudiums, Restaurantbesitzer und Hobby-Kickboxer nicht in Betracht. "Es ist viel wichtiger, zu kämpfen", sagt er mit Blick auf 2014.
Topfahrer bekommen mehr Unterstützung
Obwohl seine sportliche Kompetenz über jeden Zweifel erhaben ist, könnten sich die Ingolstädter in der Marketing-Serie DTM an den Facebook-Kommentaren gestoßen haben. "Momentan weiß ich nicht, was sie wollen", sagt Mortara auf eine mögliche Vertragsverlängerung angesprochen, distanziert sich jedoch von der Konkurrenz: "Ich sehe meine Zukunft nicht bei Mercedes oder bei BMW. Ich sehe sie hier und in besseren Rennwochenenden in der Zukunft. Ich bin jung und brauche noch etwas Erfahrung."
Die Einsicht hört auch nicht bei der Tatsache auf, dass er ab einem gewissen Zeitpunkt nicht die Nummer eins im Audi-Stall gewesen ist: "Bei acht Fahrern muss der Hersteller die vier oder fünf Topfahrer stark unterstützen", räumt Mortara ein. "Wenn du Letzter bist, bekommst du vielleicht weniger Unterstützung, das ist ganz normal." Gehapert hätte es bei Rosberg aber ohnehin nicht deshalb, weil die Leitung nach Ingolstadt zu lang gewesen wäre: "Wir hatten andere Probleme, die Audi-Unterstützung war es nicht."