Feuerlöscher und friendly Fire: Scheider "nur noch frustriert"

, 20.08.2013

Dem Abt-Pilot bleibt nur noch Galgenhumor, Motivation findet er kaum noch - Kritik an Markenkollege Albuquerque: "Alten Hasen ist das nicht passiert"

Wenn sich Timo Scheider nach DTM-Läufen in der Audi-Hospitality den Fragen der Journalisten stellt, ist dem zweimaligen Champion nie anzumerken, welches Unheil ihm Rennwochenende für Rennwochenende widerfährt. Der Lahnsteiner beantwortet jede Frage, ist gut gelaunt und zu Scherzen aufgelegt: "Es ist fast Galgenhumor. Den muss man haben, um das wegzustecken", erklärt Scheider gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Schließlich sind Pleiten, Pech und Pannen in der Endlosschleife nicht mehr lustig.

Seit dem Lausitzring 2011 wartet Scheider auf einen Podestplatz. Das sind mittlerweile 23 Rennen oder anders ausgedrückt 793 Tage. "Momentan ist es schwierig, aus dem Loch herauszukommen", erklärt der 34-Jährige, der in seiner Karriere schon durch viele Täler gestiefelt und meistens wieder auf einen Berg geklettert ist. "Ich weiß, dass ich ein Kämpfer bin und dass morgen wieder die Sonne scheint", macht sich Scheider Mut. "Aber unter dem Strich steht der Job im Vordergrund und der funktioniert im Moment überhaupt nicht."

Das Rennen auf dem Nürburgring war nur das jüngste Beispiel. "Es ist zum Mäuse melken und nur frustrierend. Wenn ich das Wochenende Revue passieren lasse, dann gab es keine Session, in der es kein Problem gab", hadert Scheider. Der Horrorstreifen im Schnelldurchlauf: Am Samstag explodierte im Freien Training der Feuerlöscher im Auto und ließ den in der Box geparkten RS 5 DTM im Löschschaum versinken. Es verschlang fast 40 Minuten, die die Mechaniker brauchten, um aus der weißen Lawine ein Auto zurück ans Tageslicht zu schaufeln.

Albuquerque soll sich "Gedanken machen"

Im Qualifying sorgte eine defekte Tankanlage dafür, dass Scheider im ersten Abschnitt nur eine schnelle Runde fahren konnte. Es war nicht genügend Sprit geflossen. Die "Krönung" dann am Sonntag im Rennen: Der Abt-Pilot bekommt von Markenkollege Filipe Albuquerque einen Rammstoß auf die Ecke, dreht sich und wird vom chancenlosen Jamie Green - ebenfalls in Ingolstädter Diensten - getroffen. Das Auto ist irreparabel havariert. Bereits zuvor hatte er Feindkontakt mit Andy Priaulx und war zurückgefallen.

Scheider kann nur noch ungläubig den Kopf schütteln: "In der ersten Runde war es Priaulx in der zweiten Kurve, kurz darauf der eigene Teamkollege. Dass ich beim Drehen dann nochmal von einem anderen Teamkollegen getroffen werde, der meine Aufhängung beschädigt, das ist der Oberhammer. Das grenzt schon an Unglaubwürdigkeit." Nach dem Rennen hatte sich Albuquerque umgehend bei Scheider entschuldigt und eingeräumt, dass die Szene zu 100 Prozent auf seine Kappe ginge, weil er mehr Platz hätte lassen müssen.

Motivationssuche ist Sisyphosarbeit

Dem Prügelknaben nützt das wenig. "Das muss ich bejahen", knirscht Scheider mit den Zähnen und geht mit dem Portugiesen trotz regennasser Fahrbahn hart ins Gericht. "Solche Dinge sollten nicht geschehen, obwohl es schwierige Bedingungen waren. Man kann hier die alten Hasen fragen, wie oft ihnen das schon mit Teamkollegen passiert ist: Da steht bei Leuten wie Ekström oder Scheider eine Null." Albuquerque solle sich über die Aktion Gedanken machen, sei aber auf keinen Fall der Typ, bei dem Absicht dahinter zu vermuten sei.

Verschärfend hinzu kommt in der Tragikkomödie um Scheider hinzu, dass sich die Dinge ohne eigenes Zutun gegen ihn wenden. "Es sind Sachen, die wir selbst nicht steuern können", unterstreicht er. "Es ist einfach komplett enttäuschend und so schwierig, dafür Worte zu finden." Mittlerweile gehen die Argumente, wieso die Pechsträhne endlich aufhören sollte, zur Neige. Ein verzweifelter Versuch: In Oschersleben gewann Scheider sein erstes DTM-Rennen, Zandvoort ist eine seiner erklärten Lieblingsstrecken. "Kleine Dinge, die wir als Motivation nutzen", pustet Scheider auf der Jagd nach einem befreienden Resultat durch.

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