Ex-DTM-Pilot Rahel Frey vertritt eine klare Meinung: Die ewigen Streitereien um Regelauslegungen und Strafen tun der DTM nicht gut
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Seit dem Saisonstart 2013 ist Audi-Werksfahrerin Rahel Frey nicht mehr in der DTM unterwegs. Die sympathische Schweizerin wurde ein Opfer eines Trends: BMW weigerte sich, eine Frau in ein Cockpit zu setzen, bei Mercedes verabschiedete sich Susie Wolff in Richtung Williams. Für Frey war plötzlich offenbar kein Platz mehr in der Serie. Und das, obwohl Frey sich innerhalb von zwei Jahren ihren Platz erkämpft hatte. Aus 20 Rennen holte sie sechs Zähler. Zum Vergleich: Wolff holte bei 72 Einsätzen nur vier Punkte.
Frey fährt seit Anfang 2013 in verschiedenen GT-Serien in Europa (GT-Masters, Blancpain-Endurance-Series) und in China. "Ich verfolge DTM noch sehr gern. Mit jeder Serie, in der man mal gefahren ist, fühlt man sich verbunden", erklärt Frey im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Ich habe in diesem Jahr wegen meines eigenen Rennprogramms und vieler Überschneidungen nicht viele Gelegenheiten, die DTM vor Ort zu verfolgen und meine Kollegen zu besuchen, aber am vergangenen Wochenende war ich am Norisring."
"Die Fans haben ein unglaublich spannendes Rennen gesehen. So etwas mögen die Zuschauer. Die Spannung an einem Rennsonntag in der DTM ist regelrecht greifbar, überall im Fahrerlager zu spüren. Das kommt der DTM entgegen", stellt die Audi-Pilotin der Serie ein gutes Zeugnis aus. Sie merkt allerdings auch an: "Auf der anderen Seite sollte man sich vielleicht wieder mehr auf diese sportlichen Aspekte konzentrieren und diese in den Vordergrund stellen."
Vor allem die nachträgliche Disqualifikation von Norisring-Sieger Mattias Ekström kommt bei Frey nicht gut an. "Ich finde, das kann für die DTM nicht gut sein. Ganz ehrlich: Niemals hätte ich erwartet, dass die Rennleitung derart hart durchgreift. Es ist sehr, sehr umstritten. Ich möchte niemanden kritisieren, aber ich finde, dass man eher den Rennsport sehen muss als ein hartes Durchgreifen bezüglich der Regeln. Der Kampf sollte auf der Rennstrecke stattfinden."
Der zweimalige DTM-Champion aus Schweden hatte das Rennen in Nürnberg nach hartem Kampf für sich entschieden und damit eine lange Norisring-Durststrecke von Audi beendet. Im Jubel im Parc-Ferme entleerte sein Vater eine kleine Wasserflasche in die Hosentasche seines siegreichen Sohnes: ein Regelverstoß. "Meine Güte, was ist schon eine Wasserflasche? Was wiegt eine Wasserflasche? Kann man das Gewicht nicht einfach später nach dem Wiegen abziehen?", fragt sich Rahel Frey.
"Die Geschichte ist noch nicht durch. Der DMSB muss das entscheiden", meint die Schweizerin. Bis Donnerstag hat Abt-Audi die Gelegenheit, einen Widerspruch gegen die Disqualifikation schriftlich zu begründen. Die Juristen arbeiten an dem Fall. "Alles, was polarisiert, erzeugt natürlich Aufmerksamkeit. Somit kommt auch so etwas der DTM vielleicht entgegen. Aber der Sport muss im Vordergrund stehen. In diesem Bereich sehe ich noch Steigerungspotenzial", sagt Frey.
Die heftigen und teils sehr emotional geführten Debatten in der DTM sind eine Folge des Wettbewerbs. Die Hersteller Audi, BMW und Mercedes schenken sich nichts, die Piloten gönnen einander kaum einen Zentimeter. "In der DTM gibt es auch dieses Jahr einen extrem harten Kampf. Genau wegen dieser Leistungsdichte und des dortigen Drucks möchte ich meine Zeit dort nie missen", schmunzelt Frey. "In den zwei Jahren DTM habe ich dermaßen viel gelernt. Das hilft mir natürlich auch heute noch."