Glock fragt sich: "Wollen wir Rennen fahren oder nicht?"

Dieses Manöver war wohl etwas zu hart. So sah es zumindest die Rennleitung der DTM am Moscow Raceway. Denn sie ordnete nach dem Zweikampf von Timo Glock (MTEK-BMW) gegen Nico Müller (Rosberg-Audi) umgehend einen Platztausch an. Weil dieser zum Zeitpunkt der Urteilsverkündung aber nicht mehr möglich war, erhielt Glock im Anschluss an den fünften Saisonlauf eine Verwarnung.

Wofür? "Wegen Abdrängens eines anderen Fahrzeugs neben die Strecke." So lautet die offizielle Begründung. So hat also die Rennleitung die Situation um Glock und Müller interpretiert. Doch dafür zeigt Glock kein Verständnis, sondern sagt im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com': "Für mich war das genau so ein Zwischenfall wie mit mir und Mortara in Budapest." Damals schritt die Rennleitung nicht ein.

In Moskau soll nun aber Glock der Sündenbock sein? Der frühere Formel-1-Pilot will das nicht akzeptieren und erklärt: "Das Problem ist - und das habe ich auch den Rennkommissaren gesagt -, dass auf diesen Strecken derjenige, der außen ist, nicht nachgeben muss. Er kann auf dem Gas bleiben und sagen: 'Der hat mich rausgedrückt.' Es muss aber mal jemand zurückstecken."

"Ich war innen und daher auf der besseren Linie", meint Glock und fügt hinzu: "Wäre da eine Mauer und kein Gras, dann würde der andere Fahrer freiwillig zurückstecken. Dadurch, dass es Gras gibt, bleibt er natürlich auf dem Gas." Erst dadurch entstehe der Eindruck, ein Fahrer dränge den anderen über den Streckenrand hinaus. Und so fragt sich nicht nur Glock: "Wo soll man denn da eine Linie ziehen?"

Der Gestaltung der Rennstrecken mit ihren riesigen Auslaufzonen gibt Glock zumindest eine Teilschuld an dem Dilemma, in dem sich Rennfahrer und Rennleitung gleichermaßen befinden, dem Verhalten mancher Fahrerkollegen ebenfalls. Zudem stellt der BMW-Pilot in den Raum, ob in einer solchen Situation überhaupt Sanktionen erforderlich sind: "Wollen wir hier Rennen fahren oder nicht?"