Glocks Mission: Zwischenbilanz mit Happy End

, 25.12.2013

Die Ehrenrettung der Formel-1-Piloten in der DTM ist dem BMW-Star 2013 teilweise gelungen, er erkennt aber Luft nach oben - und bleibt zaghaft angriffslustig

Bruno Spengler startete als amtierender DTM-Champion in die Saison 2013 und hätte allen Grund gehabt, zu erwarten, dass er der Pilot sein würde, auf dem der größte Druck lastet. Pustekuchen! Alle Augen ruhten auf Timo Glock. Der BMW-Pilot kam als voll im Saft stehender Formel-1-Fahrer in die Serie, noch dazu als jahrelanges Aushängeschild des deutschen Motorsport. Mit dem Sieg beim Saisonfinale in Hockenheim zeigte Glock, was in ihm steckt - Sahnehäubchen einer guten Bilanz.

Unter dem Strich stehen für den 31-Jährigen zwar nur zweimal Punkte in zehn Rennen. Die beiden Resultate waren mit Platz drei in Spielberg und dem Triumph im Badischen jedoch Highlights besonderer Güteklasse. Mit etwas mehr Glück - etwa beim Saisonauftakt - und der einen oder anderen Panne seiner MTEK-Truppe weniger wäre mehr drin gewesen als Gesamtrang neun, mit dem er gut leben kann. "Ich bin mit meiner Leistung zufrieden", resümiert Glock, über den so mancher Skeptiker im Sommer vorschnell urteilte.

Er erinnert sich schmunzelnd: "Nach vier Rennen kam der ein oder andere Journalist und meinte: 'Du, da ist schon der eine oder andere, der erzählt, der Glock sei genauso wie alle anderen Formel-1-Fahrer. Die könnten es halt nicht.'" Schließlich lastete auf dem gebürtigen Hessen die Bürde, die Ehre der Königsklasse rückwirkend für die insgesamt enttäuschenden Gehversuche des David Coulthard, des Ralf Schumacher oder des Heinz-Harald Frentzen zu retten. Trotz des Sieges von Hockenheim ist ihm das (noch) nicht gelungen.

Die Bürde der Formel-1-Vergangenheit

Die Messlatte für die endgültige Absolution liegt hoch. "Da kommt ein Formel-1-Fahrer, und von ihm wird verlangt, dass er gleich im ersten Jahr dabei ist und im zweiten Jahr den Titel gewinnen muss", wundert sich Glock. "Wenn er das nicht schafft, wird er ins Nirgendwo geschrieben." Bei so viel Druck schmecke ein Premierensieg noch süßer. Doch der Weg zu diesem Erfolg war steinig. In der DTM geht es um Tausendstelsekunden und selbst wenn das eigene Material das beste ist, haben es sieben anderen auch zur Verfügung.

Glock erinnert sich an einen Balanceakt zum Erfolg, der von Nuancen und dem berühmten Quäntchen Glück abhängt: "Es muss alles passen. Ich habe versucht, diese Formel-1-Schiene komplett auszublenden und einfach zu sagen: 'Das ist etwas ganz Neues, du musst dich bereiterklären, dafür zu lernen'." Zum Beispiel, dass Einlenken und Bremsen gleichzeitig nicht mehr möglich ist. Oder, dass sich mit geschlossenen Radkästen der eine oder andere Feindkontakt mehr als im Monoposto wegstecken lässt.

Auch sein Teamkollege Marco Wittmann hatte diese Aufgaben vor der Brust. Der 23-Jährige, der Glock in der inoffiziellen Wertung des besten Neulings knapp schlug, stand beim Österreich-Gastspiel der DTM ebenfalls auf dem Podest und profitierte von guten Leistungen im Zeittraining, darunter die Pole-Position in Zandvoort. "Während ich mich da schwergetan habe oder auch mal Pech hatte", ergänzt Glock. "Ich hätte nie gedacht, dass du im Qualifying alles so zu 100 Prozent treffen musst. Deshalb freut es mich auch, dass ich am Ende in der Gesamtwertung unter den Top 10 war und nur neun Punkte hinter Marco."

Vollmundige Ankündigungen? Lieber nicht...

Glock ist sich sicher, dass er in der DTM noch nicht sein volles Potenzial gezeigt hat. "Bei 80 oder 90 Prozent vielleicht", schätzt er sein Leistungsvermögen ein, das auch unter der auf 90 Minuten am Samstagvormittag gestutzten Trainingszeit litt. "Aber die letzten zehn Prozent, der letzte Schritt ist der schwierigste." Genau deshalb hält der BMW-Pilot beim Blick auf 2014 den Ball flach und blickt mit zaghaften Erwartungen voraus: "Ich bin froh, wenn ich nächstes Jahr konstant in die Top 10 fahren und punkten kann."

Vorsichtig ist der Wahl-Schweizer auch deshalb, weil die Münchener in den vergangenen Monaten Schwächen offenbarten und mit der Ablösung des M3 nach nur zwei Jahren durch den M4 DTM ein Risiko eingehen. Glock glaubt zwar, die Schwachpunkte des Autos zu kennen und zu wissen, wo anzusetzen ist: "Aber der eine oder andere Fahrer hat sich mit so einer Aussage wahrscheinlich schon den Mund verbrannt: Wenn man gewonnen hat und dann sagt, dass man nächstes Jahr allen um die Ohren fährt."

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