Jamie Green fuhr acht Jahre für Mercedes in der DTM und wurde von der Ausstiegsnachricht seines Ex-Arbeitgebers überrascht: "Habe ich nicht erwartet!"
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Mercedes zieht nach der DTM-Saison 2018 den Stecker. Nach fast 30 Jahren im Deutschen Tourenwagen Masters ist nächstes Jahr Schluss für die Stuttgarter, die sich in Richtung Formel E orientieren. Diese Nachricht kam für viele in der Motorsportszene überraschend - auch für Jamie Green. Der Brite gehörte acht Jahre lang zum Mercedes-Kader und gewann zwischen 2005 und 2012 insgesamt acht DTM-Rennen mit den Sternen. 2013 folgte der Wechsel des 35-Jährigen zu Audi, wo er in fünf Jahren bereits acht Siege einfuhr und in den vergangenen drei Jahren die Saison immer in den Top 3 der Fahrerwertung abschloss.
Die Bekanntgabe des Mercedes-Ausstiegs einen Tag nach dem Rennwochenende in Moskau kam für den Ex-Mercedes-Mann völlig unerwartet. "Ich war total überrascht, als ich gehört habe, dass sie aufhören. Ich dachte, dass BMW zuerst aussteigen würde", offenbart er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Als ich gehört habe, dass es Mercedes ist, dachte ich: 'Wow! Okay, das habe ich nicht erwartet!'. Es zeigt, dass man nichts ausschließen darf und immer mit dem Unerwarteten rechnen muss."
Der Audi-Pilot bedauert, dass sich sein ehemaliger Arbeitgeber mit Ende der Saison 2018 aus der DTM zurückzieht. "Es ist sehr schade, dass sie aufhören. Mercedes war von Anfang an eine tragende Säule dieser Meisterschaft und sie haben die Serie sehr unterstützt. Als sie nur mit Audi angetreten sind, haben sie die Rennserie am Leben gehalten und ich denke, dass beide Hersteller dafür eine große Anerkennung verdienen", so Green, der nach eigenen Aussagen "davon profitiert hat, weil ich weiterhin einen Job hatte, obwohl nur zwei Hersteller am Start waren". "Das weiß ich sehr zu schätzen", ergänzt er.
Greens Wunsch nach Internationalisierung
Der Wahl-Monegasse hofft, dass der Mercedes-Ausstieg als Chance für die Weiterentwicklung der Serie genutzt wird. "Ich hoffe, dass es ein Weckruf für die Serie ist, denn sie können sich nicht darauf verlassen, dass die Leute immer hier sein und helfen werden. Man muss die Serie stärken, sodass sie weiterbestehen kann. Ich hoffe, dass wir das erreichen", sagt Green und hat einen Vorschlag.
"Wir müssen internationaler werden. Meiner Meinung nach müssen wir mehr Rennen im europäischen Ausland austragen, in mehreren Ländern. Es müssen auch mehr Hersteller kommen. Auch wenn Mercedes dabeibleiben würde, bräuchten wir mehr Hersteller, die nicht Deutsch sind, um internationaler zu werden", glaubt der Brite ein Rezept für eine bessere und stärkere DTM-Zukunft zu kennen. Mehr Hersteller, die in der DTM involviert sind, könnten ein Problem der Serie, das besonders 2017 zu sehr im Mittelpunkt stand und den Sport in den Hintergund stellte, lösen: die politischen Rangeleien.
Je mehr Hersteller, desto besser
"Je mehr Hersteller involviert sind, umso weniger Kontrolle haben sie in Sachen Strategie und politischer Themen. Das wäre gesünder für alle", meint der Gesamtdritte 2017. Die Zusammenarbeit mit der japanischen Super-GT-Serie sieht er als Schritt in die richtige Richtung. "Die Verbindung zu Japan ist sehr positiv. Es muss aber weiter daran gearbeitet werden. Wenn wir die gleichen technischen Regeln haben, dann könnte eine weltweite Meisterschaft daraus werden", ist Green sicher.
Eine Weltmeisterschaft bedeutet für ihn: "Das sollte die Königsklasse sein, was die Geschwindigkeit der Autos, die Technologie und die Professionalität betrifft. Das Niveau ist dort am höchsten. Alle Hersteller, nicht nur die deutschen, sollten dort teilnehmen und wir sollten auf den besten Rennstrecken der Welt fahren."
An diesem Wochenende gastiert die DTM beim Saisonfinale der Super GT im japanischen Motegi. Audi, BMW und Mercedes haben Loic Duval, Augusto Farfus und Maro Engel sowie jeweils eines ihrer DTM-Fahrzeuge ins Land der aufgehenden Sonne geschickt, um Demorunden und Showruns durchzuführen und ein Signal in Richtung asiatischer Automobilhersteller zu senden, um ihnen einen Einstieg in die DTM schmackhaft zu machen. Beim DTM-Finale in Hockenheim im Oktober waren mit Lexus und Nissan bereits Autos der Japaner zu Gast und präsentierten sich dem deutschen Publikum.
Der Besuch der Super GT in Deutschland und der nun stattfindende Gegenbesuch der DTM in Japan ist ein starkes Signal in Richtung gemeinsamer Zukunft und Einführung des Class-One-Reglements. Durch die Vereinheitlichung des technischen Reglements sollen die Autos der DTM und Super GT so angepasst werden, dass ein Einsatz der Fahrzeuge in beiden Meisterschaften möglich ist.
Durch eine Kooperation beider Rennserien hofft Green, dass die DTM in Zukunft auch außerhalb Europas Rennveranstaltungen austragen wird. "Es gibt großartige Strecken in Deutschland, aber es gibt noch mehr auf der ganzen Welt. Dann könnten wir allen zeigen, dass unsere Autos mega sind, das wäre mein Wunsch", erklärt er.