Hand: Fremdwort Schlafrhythmus

, 25.10.2012

Joey Hand über seinen Reisestress, die guten Ratschläge seines Vaters und den Grund, warum es von seiner Frau regelmäßig einen Satz heiße Ohren gibt

Rennfahrern haftet das Klischee an, Menschen mit sehr viel Freizeit zu sein. Dass dem angesichts Testfahrten, Entwicklungsarbeit und PR-Verpflichtungen nicht so ist, dürfte sich herumgesprochen haben. Allerdings geht es auch nicht jedem Berufs-Motorsportler so wie Joey Hand. Der US-Amerikaner, der neben den DTM-Einsätzen auch noch die Rennen zur American Le-Mans-Series (ALMS) für BMW bestreitet, ist in seinem ersten Jahr im Team RMG zum dauerreisenden Workaholic geworden.

Hand lebte zwischen den Zeitzonen. Zum Beispiel nach dem Rennen in Zandvoort: "Sie haben da drei Wochen Zeit, ich nicht", sagt er lachend im Gespräch mit Journalisten und rekapituliert seinen Terminkalender: "Am Montag danach war der Geburtstag meines Sohnes. Pünktlich sein, der Zeitplan war knapp. Schließlich musste ich gerade vor Schlafenszeit ankommen und gratulieren", erinnert sich Hand an Verpflichtung Nummer eins zu Hause in Sacramento - zugegebenermaßen eine dankbare.

Gestresst, aber immer gut gelaunt

Doch die nächsten Tickets waren schon gebucht: "Dann ging es zum ALMS-Rennen nach Baltimore, dann wieder nach Hause und in der Woche darauf am Dienstag zum BMW-Golfturnier nach Indianapolis", meint Hand. "Mittwochs Medientermine, donnerstags habe ich mit Golfprofis Taxifahren der Strecke gemacht. Freitags wieder zurück nach Hause, am Samstag war dann der nächste Kindergeburtstag - der von meiner Tochter, die Feier dann am Sonntag", zählt er im Eiltempo auf.

Ein Leben auf der Überholspur, im wahrsten Sinne des Wortes. "Hatte ich erwähnt, dass ich nach Oschersleben direkt zum BMW-Oktoberfest nach Ohio geflogen bin?", schießt der 33-Jährige gutgelaunt hinter. "Ich lebe non-stopp. An Weihnachten habe ich dann Pause." Dennoch ist sich der Familienvater darüber im Klaren, dass er ein privilegiertes Leben führt und betont, sich niemals über die Umstände beklagen zu wollen, die es ihm ermöglichen, seinen Traumjob auszuüben.

Papa Hand mahnt: "Beschwer' dich nicht

"Viel härter ist das für meine Familie", gibt Hand zu bedenken. "Ich liebe Motorsport und mir gefällt, was ich tue. Mein Vater sagt mir immer: 'Wenn du dich beschwerst, dann mach' mal einen richtigen Job wie jeder andere auch", erzählt er. Papa Hand war selbst aktiver Motorsportler und brachte ihn und seinen Bruder früh an die Stock-Car-Strecken. "Ich sitze im Flugzeug immer neben Leuten, die auch viel reisen. Aber die wenigsten steigen danach in einen M3 DTM oder ein GT-Auto."

Dass das ständige Ein- und Auschecken an ihm zehrt, bestreitet der Kalifornier nicht. "Neun Stunden Zeitunterschied sind schon eine Hausnummer", meint er über Reisen aus Kalifornien auf den europäischen Kontinent. "Im Flugzeug sitzen, irgendwelche Filme schauen und dann topfit sein - das geht nicht. Ich schlafe nicht viel, wenn ich zu Hause bin - und mit Kindern im Haus schläft erst recht." Nicht immer zur Freude von Ehefrau Natalie, die sich über den schnarchenden Joey ärgert.

Keine Stinkstiefel in der DTM

"Ich schlafe immer auf dem Stuhl sitzend ein, meine Frau kann das nicht leiden", erzählt Hand mit einem breiten Grinsen und kann dem Jetlag sogar etwas Positives abgewinnen: "Das Gute ist, dass ich zu Hause drei Tage in Folge den Sonnenaufgang sehe. Mein Vater meinte immer, das müsse man jeden Tag - diesen Spruch habe ich gehasst." Trotzdem darf es weiter so bleiben, findet er: "Man gewöhnt sich an alles. Ich bin noch ein junger Kerl und kann das noch eine Weile machen."

Denn Hand ist einer, der nicht aus den Augen verliert, dass er ein Glückspilz ist. "Wenn man zu viel reist, zehrt das an einem. Ich aber habe schöne Orte, an denen ich mich aufhalten kann, fliege komfortabel. Ich habe den leichten Weg." Da ist die Dauerreiserei kein Grund, dem europäischen Rennsport "bye, bye" zu sagen. Im Gegenteil: "Es ist klasse in der DTM. Es gibt keine Stinkstiefel hier." Und Joey Hand ist ganz bestimmt keiner.

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