Jamie Green fühlt sich "komplett" für DTM-Titel 2017, doch Audi-Kollege Rene Rast die Überraschung des Jahres - Kann Lucas Auer dem Druck standhalten?
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Nach sechs Rennen trennen nur acht Punkte die Top-4 in der DTM-Fahrerwertung 2017. Mit 70 Zählern liegt der Überraschungssieger vom Hungaroring, Rene Rast (Audi), hauchdünn mit einem Punkt Vorsprung vor Lucas Auer (Mercedes). Knapp dahinter liegen mit Jamie Green (65 Punkte) und Mattias Ekström (62 Punkte) zwei weitere Audi-Piloten.
In seiner 14. DTM-Saison möchte Green endlich den großen Coup schaffen und den Meistertitel gewinnen. Der 35-Jährige hat 2017 schon zwei Rennen gewonnen und ist sich seiner Stärken bewusst. "Ich habe die Erfahrung und habe Rennen gewonnen. Und in diesem Jahr kommt hoffentlich alles zusammen", sagt der Brite selbstbewusst.
"Da steckt keine Magie dahinter. Ich denke, ich bin komplett genug, um das zu schaffen. Ich glaube, dass es für mich möglich ist", fügt er hinzu. 2015 war Green dem Traum Titelgewinn ganz nah. Nach vier Saisonsiegen musste sich der Audi-Pilot am Ende mit 19 Zählern Rückstand dem DTM-Meister Pascal Wehrlein geschlagen geben. Im vergangenen Jahr belegte er in der Fahrerwertung den dritten Platz hinter Marco Wittmann (BMW) und seinem damaligen Audi-Teamkollegen Edoardo Mortara.
Glock "noch nicht abschreiben"
Für den DTM-Streckensprecher Peter Reichert zählt Green zu den Top-Favoriten auf den Meistertitel. "Der Junge ist seit 2005 dabei und war gefühlt schon dreimal Meister. Ich könnte mir gut vorstellen, dass bei ihm dieses Jahr der Knoten so richtig platzt. Auer und Green sind jetzt erst mal die Favoriten, aber das kann sich alles noch sehr stark drehen", sagt das DTM-Urgestein gegenüber 'dtm.com'.
"Auch einen Timo Glock würde ich noch nicht abschreiben. Obwohl er im Moment scheinbar im schwächsten Auto sitzt", so Reichert.
Für die wohl größte Überraschung in der DTM 2017 sorgte Rene Rast. Zweimal stand der Audi-Fahrer im Hungaroring auf der Pole-Position. Im Sonntagsrennen feierte der 30-Jährige seinen ersten DTM-Sieg. Und das in seinem erst neunten DTM-Rennen. Der gebürtige Mindener sammelte seit Beginn der Saison fleißig Meisterschaftspunkte und mauserte sich so zum aktuell Führenden in der Fahrerwertung.
Endlich angekommen...
"Rast ist tatsächlich eine sehr positive Überraschung. Der kümmert sich um nichts und fährt seinen Stiefel runter. Man hat das Gefühl, dass der Junge jahrelang in den falschen Serien unterwegs war. Jetzt ist er endlich angekommen in der richtigen Serie, wo er sein ganzes Potential entfalten kann", freut sich Reichert über die Erfolge des Audi-Piloten.
Ob Lucas Auer, aktuell Zweiter in der Meisterschaft, dem Druck als Titel-Favorit standhalten kann, wird sich laut dem "Mann am Mikrofon" noch zeigen. "Bei Auer wird es interessant sein, zu verfolgen, wie er jetzt damit umgeht, dass er nun wirklich mittlerweile auch bei dem Letzten im Fokus angekommen ist. Das ist ein Unterschied, ob man frank und frei losfährt oder die ganze Zeit unter Beobachtung steht und den Druck hat, Ergebnisse abliefern zu müssen", so Reichert.
DTM-Rekordmeister Bernd Schneider glaubt an Auers Potenzial. "Er hat sich in den letzten Jahren sehr gut entwickelt und immer mal gezeigt, was in ihm steckt. Es hilft ihm natürlich, dass er die Saison jetzt schon so gut anfangen konnte", sagt der ehemalige Mercedes-Fahrer.
"Wenn man gut in die Saison startet, hat man so einen kleinen Rückenwind. Man hat bei vielen Fahrern in der Vergangenheit gesehen, dass sie das dann durchziehen können. Das Potenzial hat er, das konnte er schon ein paarmal zeigen", fügt er hinzu.