Marco Wittmann steuert in diesem Jahr auf seinen zweiten DTM-Titel zu - Die Zugeständnisse, die BMW vor der Saison erhielt, werfen allerdings Fragen auf
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Ein Blick auf die Gesamtstände kurz vor Ende der DTM-Saison 2016 spricht eine deutliche Sprache: BMW hat aktuell in Hersteller-, Team- und Fahrerwertung die Nase vorne. Zuletzt konnte in der DTM im Jahr 2012 ein Hersteller - damals ebenfalls BMW - alle drei Wertungen für sich entscheiden. Doch 2016 würde ein ähnlicher Erfolg Fragen aufwerfen, denn BMW startete mit mehreren Zugeständnissen in diese Saison. Wären mögliche BMW-Titel in diesem Jahr also weniger wert?
"Letztendlich kann man sagen, dass es in der DTM keine zweitklassigen Titel gibt. Ich glaube, es ist die Top-Tourenwagenserie auf der Welt. Da gibt es für alle nur erstklassige Titel", stellt BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt in der 'ARD' klar. Die Münchener fahren in dieser Saison mit einem Heckflügel, der 50 Millimeter breiter ist als bei der Konkurrenz. Außerdem startete man zu Beginn des Jahres mit einem Gewichtsvorteil von 7,5 Kilogramm.
Im Winter sei es laut Marquardt ein "sehr, sehr guter und transparenter Prozess" gewesen, um BMW wieder näher an Audi und Mercedes heranzuführen. Möglicherweise ist man dabei allerdings über das Ziel hinausgeschossen. "Der Saisonverlauf hat gezeigt, dass es vielleicht ein bisschen zu viel war", grübelt Audi-DTM-Leiter Dieter Gass und erinnert: "Deswegen haben war ja auch gemeinsam den Antrag gestellt, das teilweise wieder zurückzustellen."
Denn bereits im Juli stellten die drei Hersteller gemeinsam den Antrag, den Gewichtsvorteil wieder zurückzunehmen. Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) lehnte diesen damals allerdings mit der Begründung ab, "dass kein signifikantes Ungleichgewicht in der Performance der DTM-Fahrzeuge festzustellen ist." Damit ist klar, dass BMW die Zugeständnisse bis zum Saisonende behalten wird.
"Hinterher ist man immer klüger", grübelt Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz, der allerdings auch betont, dass die Entscheidung im Winter "zu dem Zeitpunkt alternativlos" gewesen sei. "Diese Entscheidung wurde einstimmig getroffen", erinnert auch 'ARD'-Experte Norbert Haug und erklärt: "Ich bin kein Freund von Sonderregelungen. Die DTM steht dafür, dass alle sportlich und technisch die gleichen Voraussetzungen haben sollen."
"Nachdem es einstimmig so beschlossen wurde, muss man damit leben", so der langjährige Mercedes-Motorsportchef. Ähnlich sieht es auch BMW-Pilot Marco Wittmann, der die Fahrerwertung aktuell anführt und vor dem Gewinn seines zweiten DTM-Titels steht. "Für mich hätte ein Titel keinen faden oder blöden Beigeschmack", stellt der Champion von 2014 klar. Doch ob das auch alle DTM-Fans so sehen?