Loic Duval: Jubel und Erleichterung nach erstem DTM-Podium

, 23.08.2017

Bei Audi-Fahrer Loic Duval ist der Knoten geplatzt: Erstes Podium für den Franzosen in der DTM 2017 - Phoenix-Teamchef: "Er ist endlich angekommen"

Er ist wohl der Mann des Rennwochenendes in Zandvoort: Loic Duval. In seinem erst zwölften DTM-Rennen sammelte der Audi-DTM-Neuzugang seine ersten Meisterschaftspunkte und stand dabei zum ersten Mal auf dem Siegerpodest der DTM.

Bereits mit dem zweiten Platz im zweiten Freien Training und dem sechsten Startplatz am Samstag in Zandvoort zeigte der Franzose, dass er in der DTM angekommen ist. Am Sonntagmorgen hängte er die anderen 17 DTM-Fahrer sogar ganz ab und sicherte sich die Bestzeit in abschließenden Training - seine erste in seiner noch jungen DTM-Karriere.

Dass er nur wenige Stunden später auf dem Siegerpodest stehen wird, damit hatte der 35-Jährige nicht gerechnet. "In Zandvoort lief es das gesamte Wochenende über ganz gut, aber nach dem Qualifying am Sonntag dachte ich schon: 'Das war's, wir können einpacken.' Umso überraschender war es, dass wir am Ende auf dem Podium standen. Ich habe es echt nicht erwartet, aber es ist eine wohlverdiente Belohnung für das Team", gibt Duval im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' einen Einblick in sein Gefühlsleben.

Wusste nicht, dass ich Dritter bin...

"Ich wusste nicht, dass ich Dritter bin, als ich über die Ziellinie gefahren bin. Ich wurde von Marco (Wittmann) und Rocky (Rockenfeller) fast überrundet und dachte deshalb, dass ich weit hinten liege. Aufgrund des Funkverbots konnte mir mein Team nicht sagen, dass ich auf Podestkurs bin. Aber natürlich freue ich mich sehr über das Ergebnis!", erzählt der Franzose. Dass er durch die spätere Disqualifikation von Sieger Marco Wittmann sogar auf den zweiten Platz nach vorne rutschte und gemeinsam mit Teamkollege Mike Rockenfeller für einen Phoenix-Doppelsieg sorgte, wusste Duval zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

"Unser Wochenende lief sehr gut: Loic hat am Samstag mit Platz sechs im Qualifying gezeigt, dass er endlich in der DTM angekommen ist", freut sich Phoenix-Teamchef Ernst Moser über die Leistung seines Fahrers. "Am Sonntag war er im Freien Training Erster. Im Rennen ist er mit einer konstanten Leistung von Platz 13 auf zwei vorgefahren und hat die schnellste Runde verbucht."

Lob gab es auch von Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Schon in Moskau hat Loic einen großen Schritt nach vorne gemacht. Dass Loic seine ersten Punkte gleich mit einem Podium geholt hat, freut mich sehr", sagt er.

Punkte kein Gradmesser für Können

"Die Anzahl der Punkte auf seinem Meisterschaftskonto spiegelt nicht das wider, was er fahrerisch kann", erzählt Moser im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com. "Aber ich bin nicht überrascht, dass er nicht von vornherein in den Top 3 war. Das habe ich auch nicht erwartet."

Der Phoenix-Teamchef hatte vielmehr das Gefühl, dass Duval sich selbst zu sehr unter Druck gesetzt hat. "Ich bin mir sicher, dass, wenn einmal bei ihm der Knoten geplatzt ist, alles andere ganz von alleine kommt", so Moser weiter. "Fahrerisch hat er auf jeden Fall das Talent dazu. Und er wird es auch zeigen."

Auch wenn es seine erste DTM-Saison ist, ist Duval ist alles andere als ein Rookie im Motorsport. Doch die Umstellung von einem LMP1-Auto, mit dem er bis 2016 für Audi unterwegs war, zu einem DTM-Fahrzeug ist nicht einfach. Viele ehemalige Formel-1-Fahrer wie Mika Häkkinen, Ralf Schumacher und Jean Alesi haben genau wie der Phoenix-Pilot schon zu spüren bekommen, wie schwierig es ist, sich an einen DTM-Boliden zu gewöhnen.

"Er ist ein echter Teamplayer"

"Ich freue mich, dass Loic Duval zum ersten Mal so weit vorne ist. Hoffentlich kann er das wiederholen", sagte Rosberg-Teamchef Arno Zensen nach Duvals Bestzeit am Sonntag. "Dass er schnell ist, hat er schon öfter gezeigt. Aber sich an ein DTM-Auto zu gewöhnen, wenn man von einem LMP1 kommt, das ist eine riesengroße Umstellung. Aber man sieht: es wird langsam!"

Eine Aussage die zeigt, wie beliebt der Le-Mans-Sieger von 2013 im DTM-Fahrerlager ist und wie sehr alle Beteiligten mit ihm mitfiebern. Denn dass der zweifache Familienvater Rennen fahren kann, und das auch noch sehr gut, hatte der Franzose bereits mehrmals bewiesen. Seinen bislang größten Erfolg feierte der 35-Jährige 2013 unweit seiner Heimatstadt Chartres: den Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Zusammen mit Le-Mans-Legende Tom Kristensen und Allan McNish gewann er zum ersten Mal den Langstreckenklassiker in Frankreich und im gleichen Jahr den Weltmeistertitel in der Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC).

Bei seinem Team Phoenix hält man große Stücke auf den sympathischen DTM-Neuling. "Ich mag an Loic, dass er ein echter Teamplayer ist. Obwohl er zu Beginn der Saison durch ein Tief gegangen ist, hat er immer zum Team gestanden und nie anderen die Schuld gegeben. Er gibt nicht auf und arbeitet sehr hart. Das gefällt mir sehr", sagt Moser.

Schwieriger als schwierig

Dass der Start in seine DTM-Debütsaison holprig und mit Problemen verbunden war, stimmt Duval nachdenklich. "Schwierig ist womöglich nicht das richtige Wort, es ist mehr als das", erklärt er. "In den Rennkategorien, in denen ich in meiner Karriere bisher gefahren bin, hatte ich das Glück, um die Meisterschaft zu fahren. Und ich konnte auch einige Titel gewinnen. Wenn du in eine Serie wie die DTM kommst, in der das fahrerische Niveau sehr hoch ist, dann weißt du, dass es schwierig werden wird."

Teamkollege Mike Rockenfeller, der genau wie Duval mit Audi in der WEC startete, ist dem Franzosen eine große Hilfe. "Ich kenne Rocky schon aus der WEC und es ist schön, ihn als Teamkollegen zu haben. Es hilft dir als Newcomer, wenn ein erfahrener Fahrer und DTM-Meister wie Mike zu dir kommt und sagt: 'Hey, mach dir keine Sorgen! Solche Dinge können passieren und schon beim nächsten Mal kann es wieder ganz anders sein.'. Das gibt dir ein besseres Gefühl. Als Team wachsen wir immer mehr zusammen und verbessern uns stetig", erzählt er gegenüber 'Motorsport-Total.com'.

Schon vor seinem Le-Mans-Sieg machte Duval mit beeindruckenden Leistungen auf sich aufmerksam. 2006 zog es den damals 24-Jährigen nach Japan, um dort an der Formel Nippon (heute Super Formula) und der japanischen GT-Meisterschaft Super-GT teilzunehmen. Nur drei Jahre später feierte er in der traditionell fahrerisch stark besetzten Formel-Serie, in der unter anderem Andre Lotterer, Benoit Treluyer, James Rossiter, Kazuki Nakajima und Bertrand Baguette an den Start gingen, den Meistertitel. 2010 dann der langersehnte Titel in der Super-GT mit Honda.

In der DTM soll es nach dem Podium in Zandvoort weiter aufwärts gehen. "Ich habe mich schon in Budapest gut gefühlt und in Moskau war ich auch schon gut unterwegs. Seit diesem Zeitpunkt war ich schon nicht mehr der schlechteste Audi im Feld", grinst Duval und fügt an: "Ich möchte so viele Punkte wie möglich sammeln und Spaß in den Rennen haben."

Dass er in Zandvoort seine ersten DTM-Punkte sammeln konnte und dabei sogar auf dem Siegerpodest stand, gibt dem Audi-Mann einen extra Schub an Motivation und Kampfgeist. "Das gute Ergebnis hilft natürlich, denn es spielt sich vieles im Kopf ab. Ich weiß, dass ich in der DTM vorne mitfahren kann und kann es auch endlich zeigen", schließt er ab.

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