Ungewöhnliches DTM-Wochenende für Martin Tomczyk am Nürburgring: Der BMW vibriert - Am Samstag nur Zuschauer, am Sonntag der Sensationsmann
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An das vergangene Rennwochenende der DTM am Nürburgring wird Martin Tomczyk sicherlich noch lange zurückdenken. Der erfahrene BMW-Pilot startete am Freitagmittag normal in seine Abläufe, fuhr im ersten Training solide 20 Runden. Aber dann ging gar nichts mehr. Der M4 des Teams Schnitzer wurde mit technischen Problemen an die Box gefesselt. "So etwas hatten wir noch nie, es kam aus dem Nichts", sagt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt.
"Im ersten Freien Training lief alles normal, aber ab der zweiten Session wurde es immer schlimmer", so der Rennleiter der Münchener. "Ab dem zweiten Freien Training am Freitag habe ich eigentlich die ganze Zeit gestanden. Es waren Vibrationen im Auto", berichtet Tomczyk. "Es war anfangs nicht zu definieren, woher diese Vibrationen kamen. Man musste auf alles schauen, denn auch die Daten zeigten die Ursache nicht eindeutig."
"Wir haben sofort ein paar Teile getauscht, dann über Nacht weiter intensiv am Auto gearbeitet. Ich bin am Samstag herausgefahren, aber es war einfach nicht besser", erklärt der DTM-Champion von 2011. Im ersten Qualifying probierte es der Rosenheimer, aber nach nur einer einzigen Runde war klar: Der M4 schnurrt noch nicht wieder nach Wunsch. "Aus Sicherheitsgründen haben wir am Samstag das Auto aus dem Qualifying zurückgezogen."
Kein Risiko: Keine Fahrten am Samstag
"Es tut mir für Martin sehr leid, aber Sicherheit geht vor", sagt Marquardt. "Es gab Vibrationen, deren Ursachen aus dem Antriebsstrang wir nicht genau erkennen konnten. Da war uns das Risiko einfach zu groß. Martin ist der Fahrer mit der meisten Erfahrung in unserem Kader. Aber so etwas hat er auch noch nie mitmachen müssen. Das ist für einen Piloten wirklich extrem schlimm, wenn du wegen technischer Probleme ein Rennen nicht fahren kannst. Auch für uns als Hersteller ist das schlimm."
"Das ist das Schlimmste", stimmt Tomczyk zu. "So etwas geht für einen Rennfahrer gar nicht. Am Anfang dachte ich, es würde schon gehen, aber wenn du dann in die Startaufstellung gehst und dein Auto steht nicht da... So etwas wünsche ich niemandem. Es ist viel schlimmer, als von ganz hinten starten zu müssen oder was auch immer. Das will ich schnell vergessen." Tomczyk verbrachte den Rest des Tages in der Garage, informierte sich immer wieder über die Fortschritte am Auto.
"Wir haben das Auto komplett zerlegt, durch die Nacht hindurch gearbeitet. Am Sonntag lief das Auto endlich wieder - aber ich musste leider von ganz hinten starten", sagt er. Weil BMW die Motorversiegelung am Freitag unerlaubterweise geöffnet hatte, um Ursachenforschung zu betreiben, war schon vor dem ersten Renntag klar, dass Tomczyk als Letzter in den nächsten Lauf gehen müsste. Da er am Samstag nicht fahren konnte, stellte er sich am Sonntag hinten an.
Die starke Aufholjagd am Sonntag
"Die Qualifikation am Sonntag war nur ein Funktionscheck. Da haben wir ausschließlich auf das Rennen hingearbeitet", erklärt er. Eine Zeitenjagd wäre aufgrund der Strafe ohnehin nutzlos gewesen. Wichtiger war die Erkenntnis: "Es ging, ich war happy." Mit gewisser Frustration, aber auch erheblicher Entschlossenheit ging Tomczyk ins zweite Rennen. "Wer den Martin kennt...Es wäre nicht das erste Mal, dass er weit nach vorn kommt", ahnte Marquardt schon vor dem Start.
Am Sonntagnachmittag zeigte Tomczyk im 16. Saisonlauf der DTM 2015 eine große Show. Vom allerletzten (24.) Startplatz wuchtete sich der Rosenheimer im endlich funktionierenden BMW M4 bis auf Rang neun nach vorn. "Dass so etwas geht, habe ich schon öfter gezeigt. Die erste Runde ging sehr gut. Zehn Plätze habe ich in der ersten Runde gutgemacht - damit bin ich zufrieden. Anschließend gab es tolle Zweikämpfe. Ich bin letztlich Neunter geworden, was sensationell ist."
Das Ergebnis des Rennens war eine positive Krönung eines ansonsten negativen Wochenendes für den 33-Jährigen. "Ich konnte mit dem neunten Platz ein wenig zurückgeben an die Mechaniker, die an diesem Wochenende unendlich viel schuften mussten. Ich habe gezeigt, dass ich ein Fighter bin und ein großes Kämpferherz habe", sagt Tomczyk nach erfolgreicher Jagd in der Eifel. "In Hockenheim will ich nun einen versöhnlichen Abschluss mit möglichst vielen Punkten."