Die DTM sucht Typen mit Ecken und Kanten: Wer traut sich im Umfeld der Hersteller offene Worte zu sprechen? Mattias Ekström: "Früher war ich der Langweilige"
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Die DTM will weg vom porentief rein wirkenden Wettkampf der drei Hersteller Audi, BMW und Mercedes und wieder zurück zu hemdsärmliger Action auf den Strecken. Die Fahrer müssen in Zukunft wieder mehr in den Vordergrund rücken. Die Helden in den Autos sollen wieder mehr zu Identifikationsfiguren werden. So sieht es der Plan von Gerhard Berger und seinen Mitstreitern der ITR vor. Gibt es sie noch, die echten Typen in der DTM? Ja, aber es werden weniger, meint Mattias Ekström.
"Die Tatsache, dass es weniger werden, ist eigentlich der größte Verlust für die Meisterschaft", erklärt der Schwede, der oftmals kein Blatt vor den Mund nimmt. Er sagt: "Wenn ich auf etwas in der DTM verzichten könnte, dann sind es zwei Dinge: Erstens die heutige Briefing-Kultur, in der sich alles um Zahlen, Daten und Graphen dreht und nicht mehr um das Gefühl des Fahrers, zweitens die Sprachregelungen - auf die ich persönlich aber oftmals nicht allzu viel gebe."
Die Piloten der DTM bekommen - wie auch in anderen Serien mit Werksteams nicht unüblich - von den Herstellern sogenannte Q&As an die Hand - ein Heftchen mit möglichen Fragen von Seiten der Journalisten und den gültigen Sprachregelungen bei den entsprechenden Antworten. Wie äußern wir uns zu Fragen nach dem Mercedes Ausstieg 2018? Was sagen wir, wenn wir nach Qualitätsschwankungen bei den Einheitsreifen gefragt werden? Solche Dinge werden von den Herstellern gern gesteuert.
Wer sich auf dieser Grundlage traut, auch mal zu sprechen, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, oder schlichtweg klar und deutlich seine persönliche Meinung äußert, der gilt oft als "echter Typ". Timo Glock scheint auf Vorgaben von BMW bei einigen Themen ebenso wenig zu geben, wie die gestandenen Audi-Piloten Ekström oder Mike Rockenfeller oder Gary Paffett im Lager von Mercedes. "Früher gab es fast nur Typen, ich war damals der Langweilige", blickt Ekström belustigt auf seine Anfänge in der DTM zurück.
"Uwe Alzen, Michael Bartels, Christian Abt und wie sie alle hießen - da waren irre Unterschiede in den Typen geboten. Jetzt sehen alle fast gleich aus, alle sagen fast dasselbe. Das ist nicht mehr so wie es mal war", meint der zweimalige DTM-Champion aus Schweden. ITR-Boss Berger dürfte sich mehr Piloten von einem solchen Schlag wünschen. Dem Österreicher schwebt beispielsweise vor, dass die Sensorik in den DTM-Autos derart weit reduziert wird, dass die Piloten in Zusammenarbeit mit ihrem Ingenieur selbst ein Set-up erarbeiten müssen. Das würde Unterschiede produzieren, Qualitäten zeigen und letztlich Typen herauskehren.