Audi-Pilot Mattias Ekström über den schwierigen Spagat zwischen Familienleben und dem noch immer anhaltenden Antrieb Gas zu geben
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Mit mittlerweile 39 Jahren hat Mattias Ekström noch rein gar nichts von seinem Speed eingebüßt. Nach wie vor lautet sein Motto: Go hard or go home. Eben diese Einstellung lohnt es sich aber auch, von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten. Denn das "go home" ist längst keine zweite Wahl mehr für den Schweden. Vielmehr balanciert der Familienvater mittlerweile zwischen Privatleben und der noch immer unstillbaren Leidenschaft Gas zu geben.
"Die Menschen in meinem Umfeld wissen, dass ich ein eher außergewöhnliches Leben führe, das seit zweieinhalb Jahren aus Rallycross und DTM besteht", erklärt Ekström bei 'Bayern 3'. "Ich bin enorm viel Zeit auf Reisen und fast nie Zuhause. Das ist für jede Partnerschaft extrem hart. Die Kinder sehen mich leider nicht so oft. Auf der einen Seite würde ich gerne jeden Tag mit ihnen verbringen. Aber andererseits will ich auch meine Erlebnisse auf der Rennstrecke - das ist auch ein Geschenk."
Zuhause warten neben Lebenspartnerin Tina auch der sechsjährige Mats und die vierjährige Hanna. "In der letzten Zeit zerreißt mich das mehr denn je", räumt der liebende Vater ein. "Die Kinder kommen jetzt in ein Alter, wo ich merke, dass ich irre viel von ihnen zurückbekomme. Ich merke, ich würde gerne mehr Zuhause sein."
Beim DTM-Finale in Hockenheim klagte Ekström noch darüber, in den vorangegangen drei Monaten gerade einmal ein Wochenende zuhause verbracht zu haben - der Nachteil einer Doppelbelastung mit DTM und Rallycross. Auch ein Ekström muss einmal durchschnaufen Wobei ein Leben als Hausmann eigentlich auch unvorstellbar wäre. Denn in den eigenen vier Wänden geht der Schwede schon sehr vom Gas.
"Ich bin jemand, der Zuhause auch mal ganz gelassen sein kann", erklärt er. "Ich mag es auch, Zuhause mal etwas zu Kochen, wenn ich Zeit habe - mal nur auf dem Sofa liegen und mich beruhigen. Das passiert selten. Aber ich versuche immer alles entweder volle Lotte oder ganz gelassen zu machen."
Doch selbst Zuhause kommt er am Thema Motorsport nicht vorbei. Schließlich schlummert dort Nachwuchs-Potenzial. Sohn Mats zeigt erstes Interesse: "Er hat in letzter Zeit schon öfter angedeutet: 'Papa, können wir nicht mal Kart fahren'. Ich habe ihn gefragt: 'willst du alleine fahren'. Und er sagt: 'Nur wenn du mitfährst'. Ich will nicht der Papa sein, der ihn da reindrückt. Aber wenn er fragt, dann sage ich auch nicht nein."
Ekström kann sich noch an seine eigene Jugend erinnern: wie er sich in verschiedenen Sportarten ausprobiert hat und sich eigentlich dem Tennis verschreiben wollte. Aber am Schläger hatte er sich nicht so geschickt angestellt, wie am Lenkrad bei seinen ersten Kart-Versuchen, wie damals der Vater eines Freundes feststellte. Ein großer Tennis-Fan ist Ekström aber bis heute geblieben.
"Ich muss zugeben, es wäre mein Traum, wenn er ankommen und fragen würde, ob er Tennisspieler werden könnte", sagt er daher über die Pläne seines Sohns. "Das würde ich viel geiler finden. Aber wenn er Rennfahrer werden will, dann weiß ich, was das bedeutet. Das kostet mehr als genug Geld und Zeit sowieso viel, wenn man Profisportler werden will. Die Reise ist extrem lang und da muss man sich schon sehr genau überlegen, ob man sie antreten möchte."
Einen Vorteil erkennt er jedoch, sollte der Filius in seine Fußstapfen treten wollen: "Ein kleines bisschen davon wäre schon gut für sein Verständnis: Er würde besser verstehen, was ich mache. Wenn er selbst den Antrieb hat, würde ich ihn nicht bremsen. Aber ich würde meinen Antrieb nicht auf meine Kinder übertragen."