Mercedes möchte auch nach dem DTM-Ausstieg mit seinen Fahrern weitermachen: Formel E und Kundensport-Programm als Alternative
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Noch knapp eineinhalb Jahre tritt Mercedes im Deutschen Tourenwagen Masters (DTM) an, bevor Ende 2018 nach mehr als 30 Jahren Schluss ist und die Stuttgarter sich werksseitig in der Elektro-Serie Formel E engagieren. Die sechs DTM-Sternfahrer stehen vor einer ungewissen Zukunft, denn es werden nur zwei Cockpits beim Formel-E-Team von Mercedes verfügbar sein. Robert Wickens lotet seine Optionen bereits aus und liebäugelt mit einem Start in der amerikanischen IndyCar-Serie.
Mercedes-DTM-Teamchef Ulrich Fritz würde seine DTM-Piloten am liebsten behalten und in anderen Motorsport-Programmen der Marke unterbringen. "Die Formel E ist eine Option, aber wir haben auch ein breit-aufgestelltes Kundensport-Programm, und vielleicht kommt in der Zukunft etwas Anderes dazu", sagt Fritz. "Mercedes war schon immer dafür bekannt, eine sehr enge und langfristige Beziehung zu den Fahrern zu haben. Wenn man sich Maxi (Götz) und Dani (Juncadella) anschaut, die im vergangenen Jahr noch in der DTM gefahren sind, sie sind immer noch ein Teil der Familie. Und das versuchen wir, auch für die anderen zu erreichen."
Für den Fall, dass sich einer der Piloten nach Alternativen umsieht und andere Pläne für die eigene Zukunft hat, wird man ihn wohl ziehen lassen. "Wenn sie sich entscheiden, zu wechseln, dann werden wir ihnen nicht im Weg stehen", so der Mercedes-DTM-Teamchef, der der Meinung ist, dass Mercedes "das stärkste Fahreraufgebot weltweit" hat. "Unsere sechs Fahrer sind alle Top-Fahrer. Maro (Engel) hat einen Vorteil, weil er schon in der Formel E gefahren ist. Auch Edo (Mortara) hat vor einigen Jahren mit Abt getestet", fügt er hinzu.
Formel E als Alternative
Mortara, der vor der Saison von Audi zu Mercedes wechselte, zeigt Interesse an der Elektro-Rennserie. "Die Formel E wächst, und das ziemlich schnell. Es ist eine angesagte Meisterschaft. Warum also nicht?", so der DTM-Vizemeister 2016 gegenüber 'Autosport'. "Ich mag Herausforderungen und diese neue Technologie. Ich glaube, dass ich mich gut schlagen würde, weil ich von der DTM komme, wo das Niveau sehr hoch ist."
Wickens, der sich in einer ähnlichen Situation befand, als er das Junior-Programm von Red Bull verließ, sieht das Positive. "Ein Neustart kann dich verändern", so der Kanadier. "Es befreit und kann die Türen für andere Dinge öffnen. Ich muss mir einfach klarwerden, was das Beste für meine Karriere ist." Auch ein Verbleib in der Mercedes-Familie wäre eine Option für ihn. "Ich denke, dass HWA zufrieden mit mir und meinen bisherigen Ergebnissen ist. Es gibt also viele Möglichkeiten", sagt Wickens.
Wer am Ende das Rennen um einen Formel-E-Sitz machen wird, steht noch in den Sternen. "Es ist zu früh, das zu sagen, bis dahin sind es noch zwei Jahre", sagt Fritz, wohl wissend, dass zwei Jahre im Motorsport eine lange Zeit sind.
Er weist darauf hin, dass nicht nur die Mercedes-Fahrer und auch er selbst vor einer ungewissen Zukunft stehen. Auch für die Mitarbeiter ist es eine schwierige Zeit, und auch sie müssen möglicherweise nach Alternativen für die Zeit nach dem Mercedes-DTM-Ausstieg suchen. "Die Fahrer sind natürlich auf eine Weise das Gesicht der Marke und jeder will wissen, wie es mit ihnen weitergeht. Aber im DTM-Projekt von Mercedes sind circa 150 Mitarbeiter involviert", betont der Mercedes-DTM-Teamchef.