Mercedes zieht die Reißleine: Und was kommt jetzt?

, 08.05.2014

Nach der Trennung von HWA-Vorstand und Technikchef Gerhard Ungar will Mercedes aus der sportlichen Krise in der DTM: Wer übernimmt technische Verantwortung?

Mercedes hat aus dem sportlichen Debakel beim DTM-Saisonauftakt in Hockenheim drastische Konsequenzen gezogen. HWA trennte sich mit sofortiger Wirkung von Vorstand Gerhard Ungar. Der 50-Jährige hatte in den vergangenen Jahren stets die technische Verantwortung im DTM-Programm der Suttgarter getragen. Die offensichtliche Schwäche des neuen C-Klasse Coupés im Vergleich zum M4 von BMW und zum RS5 von Audi beendete die Ära Ungar bei HWA.

Gerhard Ungar habe das DTM-Programm von Mercedes "nachhaltig geprägt", er habe in seinen technischen Verantwortungsbereichen "die Voraussetzungen für Titelgewinne geschaffen", sagt Mercedes-Motorsportchef Toto Wollf. "Dafür gilt ihm unser Dank." Die große Frage ist derzeit, wie es mit den Sternen in der aktuellen Saison weitergehen wird. Die bisherigen Ungar-Aufgaben liegen nun in Händen von HWA-Vorstandsmitglied Ulrich Fritz - aber der ist Marketing-Fachmann und kein Motorsport-Techniker.

"Das DTM-Programm in dieser Saison läuft wie geplant weiter", stellt Toto Wolff klar. "Eine Nachbesetzung der Position erfolgt nach einer umfassenden Analyse der aktuellen Situation." Eines ist klar: Mercedes muss auf technischer Seite schnell handeln. In Hockenheim war man mindestens eine halbe Sekunde zurück. Das klingt nach wenig, ist aber im engen Wettbewerb der DTM mit ihren vielen Einheitsbauteilen eine Welt. Solch ein Rückstand lässt sich nicht per Setupänderungen wettmachen.

Eine halbe Sekunde über Setup nicht wettzumachen

Mercedes muss auf technischer Seite nachbessern - und zwar in großem Umfang. Im Juni gibt es die Gelegenheit zu einer nachträglichen Homologation. Diese Chance wird man sich kaum entgehen lassen. Die Updates müssen sitzen, sonst kann man die Saison schnell abhaken. Ungar war auf technischer Seite über viele Jahre ein Alleinherrscher, die Renningenieure wurden in der Szene immer mal wieder als "lebendige Stoppuhren" bezeichnet. Nicht, weil die Ingenieure nichts anderes könnten. Sie durften nicht.

Aus internen HWA-Kreisen würde womöglich Axel Randolph für höhere Aufgaben in Betracht kommen. Der Techniker war einer der wenigen HWA-Mitarbeiter, der in gewisse Entscheidungsprozesse einbezogen wurde. Aber man wird sicherlich auch extern nach Lösungen suchen. Angeblich greift man auf der Suche nach mehr Performance für das C-Klasse Coupé auch auf die Möglichkeiten im Formel-1-Werk im britischen Brackley zurück. Ob dies eine dauerhafte Lösung sein kann, ist unklar.

Der Mercedes-DTM-Verantwortliche hatte nachhaltige Konsequenzen bereits am Rennsonntag in Hockenheim angekündigt. Man werde "jeden Stein umdrehen", die Schwächen analysieren und Lösungen suchen. "Wir wussten, dass die anderen stark sein würden. Aber dass es so krass werden würde, hatten wir nicht erwartet. Das war eine große Enttäuschung", so Wolfgang Schattling. "Alle haben gekämpft wie die Löwen, aber wenn du eine stumpfe Waffe hast..."

"Es gibt keine Spontanlösung für unsere Situation. In einem solchen Auto steckt die Entwicklungsarbeit eines ganzen Winters. Bis Oschersleben kannst du nicht einfach das Rad neu erfinden", erwartet Gary Paffett eine längere Leidenszeit. "Wir können uns sicher steigern, aber das macht uns noch nicht siegfähig. Wir haben noch einen langen Weg vor uns, bis wir wieder siegen können." Aus Sicht des Briten seien neben Optimierungen beim Setup dringend auch neue Komponenten nötig. Und diese müssen nun in höchster Eile entwickelt werden.

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