Trotz gebrochenem Fuß nach seinem Unfall am Norisring will Audi-Pilot Mike Rockenfeller am Wochenende bei der DTM 2017 in Moskau starten
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Nur zwei Wochen nach dem heftigen Unfall von Audi-Pilot Mike Rockenfeller bei der DTM 2017 am Norisring, bei dem er einen Mittelfußbruch am linken Fuß erlitt, ist er wieder zum Scherzen aufgelegt. "Mir geht es sehr gut! Aber mir würde es noch besser gehen, wenn ich keinen gebrochenen Fuß hätte", witzelt der DTM-Meister von 2013, der nach eigenen Aussagen noch humpelt und mit Krücken läuft. Trotz des Handicaps ist der Audi-Mann voll motiviert. "Ich will nicht nur fahren, ich will gewinnen!", sagt "Rocky".
Um die Heilung zu unterstützen war der 33-Jährige regelmäßig bei der Physiotherapie und hat sein tägliches Training an seine Verletzung angepasst. "Ich kann sogar auf dem gebrochenen Fuß stehen", freut er sich. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Phoenix-Pilot in Moskau am Wochenende am Steuer sitzt, sind sehr hoch, so Rockenfeller, der ergänzt: "Ich bin guter Dinge, dass ich fahren kann und hoffentlich genauso schnell bin, wie mit einem gesunden Fuß." Eine Bandage für den linken Rennschuh soll dafür sorgen, dass der Fuß, mit dem der Audi-Mann normalerweise bremst, stabilisiert wird.
Für Mittwoch ist ein Test auf dem Audi-Simulator geplant und dann wird der Achte der Fahrerwertung versuchen, sich auf die neue und doch ungewohnte Situation einzustellen. "Es wird nicht ganz einfach. In der DTM bremse ich normalerweise mit links, das muss ich jetzt ändern", sagt er und gesteht: "Das wird die größte Herausforderung in Moskau sein. In der DTM ist es so eng, da kann das Bisschen den Unterschied machen."
Wenn die Schmerzen zu groß sind...
Ganz neu wird es für den Le-Mans-Sieger von 2010 nicht sein, mit dem rechten Fuß zu bremsen. "In der LMP1, in der Corvette und im Audi R8 bremse ich auch mit Rechts", erklärt Rockenfeller. Ob er in Moskau tatsächlich am Rennen teilnimmt, lässt er noch offen. "Das hängt vom Freien Training am Freitag ab und wie groß die Schmerzen sind", so "Rocky". "Aber ich sehe keinen Grund, was mich sonst hindern könnte. Ich habe keine Schmerzen und kann normal ins Auto steigen. Trotzdem werde ich es erst wissen, wenn ich am Freitag gefahren bin. Wir müssen abwarten."
Angst davor, wieder ins Cockpit zu klettern, hat der Audi-Fahrer nach seinem Unfall mit Gary Paffett auf dem Stadtkurs in Nürnberg jedenfalls nicht. "Es gibt nichts, das ich verarbeiten müsste", schildert Rockenfeller. "Ich habe mich sehr erschrocken, als Gary mir ins Auto krachte, und ich habe beim Einlenken in die Kurve nicht damit gerechnet. Es hat mich ziemlich unvorbereitet getroffen, aber ich konnte nichts machen."
Nach seinem schweren Unfall bei den 24 Stunden von Le Mans 2011 hatte er mehr an den Nachwirkungen zu knabbern, sagt der Audi-Mann. "Nach dem Unfall in Le Mans habe ich mir zwar nichts gebrochen, aber danach ging es mir körperlich schlechter als nach dem Unfall am Norisring", fügt er an. "Aber jetzt geht es mir gut! Ich hatte keine Kopf- und Nackenschmerzen, was etwas verwunderlich ist, wenn man sich den Einschlag anschaut." Der Crash vom Norisring ist für ihn abgehakt. "Ich habe mir das Video vom Unfall angeschaut und das war's dann auch", so "Rocky".
Rockenfeller erfolgreichster Audi-Pilot in Moskau
Für den Fall, dass Rockenfeller nicht an den Rennen am Wochenende teilnehmen kann, wird der aktuelle Formel-2-Pilot Nyck De Vries nach Russland reisen und als Ersatzmann bereitstehen. "Ich kenne Nyck nicht persönlich, aber Audi wird es sich gut überlegt haben. Er ist eine gute Wahl und es ist für ihn eine gute Möglichkeit sich zu präsentieren, wenn jemand ausfällt", sagt er.
Dass der Niederländer statt dem Deutschen in Moskau am Steuer des Audi sitzen wird, steht für Rockenfeller nicht zur Debatte. "Ich habe mir ehrlich gesagt keine Gedanken gemacht, weil es für mich persönlich nie ein Thema war, dass ich nicht fahre", so der Audi-Stammpilot, der zweimal auf dem Moskau Raceway gewann.
2013 und 2015 holte Rockenfeller die bisher einzigen Siege für Audi in Russland. "Umso wichtiger ist es für uns, Rocky dabeizuhaben", sagt Audi-Motorsportchef Dieter Gass. "Im vergangenen Jahr war Moskau kein gutes Wochenende für uns. Das möchten wir ändern. Die Reifen werden eine wichtigere Rolle spielen als zuletzt am Lausitzring und am Norisring. 2013 hat Mike in Moskau mit den damaligen Optionsreifen gewonnen. Diesbezüglich sind wir gut aufgestellt."
Vor dem fünften Rennwochenende der DTM führen die Ingolstädter alle drei Wertungen an. Mattias Ekström kommt als Tabellenführender der Fahrerwertung nach Moskau. Der Schwede führt erstmals seit Sommer 2015 wieder die DTM-Tabelle an und hat gute Chancen, seinen dritten DTM-Titel zu gewinnen. "Noch liegen die Besten eng zusammen und es gibt keine klaren Favoriten", sagt der DTM-Champion der Jahre 2004 und 2007 und ergänzt: "Ab jetzt wird der Kreis der Titelanwärter mit jedem Rennen kleiner und ich hoffe, bis zuletzt dabei zu sein."