Nach DTM-Abschied: Susie Wolff sucht das Glück

, 05.11.2012

Nach sieben Saisons in der DTM ist Susie Wolff auf der Suche nach neuen Herausforderungen: Formel-1-Tests, GT-Programm und ein besonderer "Ehevertrag"

Sieben Jahre lang hat Susie Wolff (ehemals Stoddart) viele DTM-Fans mit ihrem fröhlichen Lächeln verzaubert. Allerdings war spätestens in der Saison 2012 zu erkennen, dass ihr dieses Lächeln oftmals nicht leicht fiel. Die Ergebnisse mit Mercedes waren nicht wie gewünscht. Noch schlimmer: Wolff fand auf der Suche nach besserer Performance keine neuen Ansätze mehr. Sie befand sich zuletzt in einer Art Hamsterrad ohne Ausgang.

Wolff zog die Konsequenzen und wird sich nun in anderen Serien tummeln. "Ich suche eine neue Herausforderung. Ich möchte wieder Spaß am Rennfahren haben. Ich habe meine Freude daran in der vergangenen Zeit in der DTM etwas verloren. Das war eigentlich sogar das Schlimmste daran", beschreibt sie ihre vergangenen Monate. Der Spaß vergangener Tage war verloren, der Frust setzte sich immer tiefer fest.

"Die besten Erinnerungen habe ich an mein erstes DTM-Rennen. Es war damals eine besondere Situation für mich. Am Ende der Saison 2005 war das Geld alle, ich fand keinen Drive. Mercedes hat dafür gesorgt, dass meine Karriere überhaupt weiterging", blickt sie auf goldene Tage zurück. "Ich weiß noch, dass mich Gerhard Ungar anrief und mir sagte, dass ich das Auto testen soll. Zwei Wochen später habe ich den Vertrag unterschrieben. Mein Leben hat sich dadurch nachhaltig verändert. Ich habe plötzlich Geld verdient, ein Traum wurde wahr."

"Als ich dann beim ersten Rennen in der Einführungsrunde an der Mercedes-Tribüne vorbeikam und dort in riesigen Lettern 'Welcome Susie' stand, da war ich gerührt. Ich stand vor dem Nichts und war plötzlich Werkspilotin in der DTM", erzählt sie von ihrem Einstieg in die Szene 2006. Von dieser Euphorie, die damals von der Britin versprüht wurde, war zuletzt nichts mehr zu spüren. "Es wurde in diesem Jahr immer schlechter und nichts besser. Egal, was auch immer ich probiert habe, es ging einfach nicht voran."

Intern kündigte sie ihren Abschied zum Ende der Saison 2012 schon Mitte des Jahres an. Dennoch wollte sie durchhalten und das Jahr anständig zu Ende bringen. "Ich habe mich seither schon etwas umgeschaut, in welchen Serien ich Spaß haben könnte", sagt Wolff ganz offen. "Mit hat die Zeit in der DTM auch Freude gemacht, ich bin stolz, ein Teil der Mercedes-Familie zu sein. Jetzt möchte ich aber mal wieder in ein Rennen starten können mit der Aussicht, es vielleicht sogar auf das Podest schaffen zu können. Das war in der DTM nie möglich."

Der Ausstieg aus der DTM stand bereits Monate lang fest, da gab es für Susie Wolff ein weiteres Schlüsselerlebnis, das sie in ihrer Entscheidung noch einmal bekräftigte. Beim ersten Testeinsatz im Formel-1-Auto von Williams Mitte Oktober in Silverstone fand die 29-jährige Blondine ihren Spaß wieder. "Der Formel-1-Test war gut. Ich habe an jenem Mittwoch in Silverstone eine gute Leistung gezeigt. Das hatten wohl nur wenige erwartet."

"Das Auto war super zu fahren, das Gefühl war fantastisch", schwärmt sie von ihrer Fahrt. Williams-Testpilot Valtteri Bottas hatte Wolff vor dem Debüt wichtige Tipps gegeben. Der Finne wird vermutlich 2013 in einem Renncockpit sitzen, die Schottin weiterhin die Rolle der Test- und Entwicklungsfahrerin ausfüllen. "Dieser Test hat mir in Erinnerung gebracht, wie viel Spaß das Fahren machen kann. Es hat mir wieder offenbart, warum ich diesen Sport so liebe."

"Solch ein Formel-1-Auto ist wunderbar zu fahren, es macht genau das, was man von ihm will. Wenn man einlenkt, dann zieht das Auto in die Kurve, wenn man bremst, dann hält der Wagen an. Das war eine fantastische Erfahrung", erklärt sie mit leuchtenden Augen und einem strahlenden Lächeln. "Ich bin unglaublich dankbar, dass ich mindestens einmal eine solche Chance bekommen habe. Die Formel-1-Autos sind ganz klar die besten Rennwagen der Welt."

"Ein Formel-1-Auto ist viel logischer in seinen Reaktionen. Von einem Tourenwagen das gleiche zu erwarten, kann nur zu Frustration führen", bestätigt David Coulthard, der sie DTM ebenso verlassen wird, die Eindrücke von Wolff. Der Schotte weiter: "Natürlich ist es immer frustrierend, wenn ein Auto nicht das macht, was man von ihm erwartet. Auf der anderen Seite gilt die Regel: Siegst du mit einem Fahrzeug, dann ist dieses Auto sofort dein Freund."

Wolff möchte in der kommenden Saison weiterhin im Simulator von Williams sitzen und nach Möglichkeit weitere Testfahrten im Auto absolvieren. Diese Einsätze werden eher selten sein, daher wird die Schottin vermutlich ein GT-Programm im SLS AMG bekommen. "Ich habe schon eine ziemlich genaue Vorstellung davon, was ich im kommenden Jahr machen werde. Ich werde nicht mit dem Rennsport aufhören. Ich brauche einfach ein paar neue Herausforderungen", sagt sie, ohne jedoch Details zu nennen.

Wolff möchte schnelle Autos fahren, am liebsten die schnellsten der Welt. Dazu gehören auch die LMP1-Boliden auf der Langstrecke. Auch im Prototypen hätte sich die 29-Jährige gern gesehen. Doch da gab es ein Veto von Ehemann Toto Wolff. "Ich halte das für gefährlich", sagt der Östereicher im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Er erklärt: "Die LMP1-Autos sind wahnsinnig schnell, gleichzeitig hast du Amateure in langsamen GT-Autos auf der Strecke. Das ist Wahnsinn."

Diesen Wahnsinn wird es für die schnelle Dame also nicht zu erleben geben. Toto und Susie Wolff schlossen eine besondere Vereinbarung. "Wir haben einen Deal: Sie fährt keine LMP1, ich mache im Gegenzug keine Rekordversuche mehr auf der Nordschleife. Darauf haben wir uns geeinigt", so der Williams-Teilhaber. "Ich fange jetzt kein ganz neues Leben an, sondern suche mir nur etwas andere Inhalte", sagt Susie. "Ich schlage einfach ein neues Kapitel auf. Ich habe das Gefühl, dass der richtige Zeitpunkt dafür nun gekommen ist."

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