Neue "Strafen-Lotterie" verunsichert Audi-Piloten

, 29.05.2013

Rockenfeller, Mortara und Albuquerque glauben, dass die Regel zum Abbremsen unter Gelb Schlitzohren Überholchancen eröffnet - auf Kosten der Sicherheit

Während das technische Reglement in der DTM weitgehend unverändert blieb, hat sich im Winter an den sportlichen Bestimmungen der Tourenwagen-Serie einiges getan. Das schmeckt nicht allen Piloten, schließlich machten viele von ihnen negative Erfahrungen mit der neuen Laptime-Penalty und der Maßgabe, dass in Sektoren mit gelben Flaggen eine halbe Sekunde langsamer gefahren werden muss als im Umlauf zuvor. Zu den Kritikern zählt das Audi-Trio Mike Rockenfeller, Edoardo Mortara und Filipe Albuquerque.

Es gäbe nach zwei absolvierten Saisonläufen noch eine Menge offener Fragen, findet der Phoenix-Fahrer: "Man muss wissen, welche Zeit man in der Runde zuvor gefahren ist", kommentiert Rockenfeller und erklärt, dass sich diese Frage nur nach einer Runde am Limit ohne Umwege beantworten ließe. Aber was, wenn zuvor ein Boxenstopp absolviert wurde? Was, wenn zuvor an anderer Stelle gelbe Flaggen geschwenkt wurden oder ein Ausritt ins Kiesbett passierte? Hinzu kommt für Rockenfeller: "Fünf Zehntelsekunden sind schwierig zu bemessen."

Der Sieger von Brands Hatch, der über weite Strecken mit einer komfortablen Führung unterwegs war, wäre einer weiteren Novelle gegenüber nicht abgeneigt: "Man muss darüber nachdenken, ob es wirklich Sinn macht. Wir sehen, wie viele Strafen und wie viel Verwirrung es gibt." Hinzu kommt, dass die neue Regel dazu verleitet, sich mit etwas Risiko einen Vorteil zu erschleichen, wie Albuquerque 'TouringCarTimes' schildert: "Es ist sehr verwirrend. Man sieht gelbe Flaggen bevor man in den Sektor einfährt, aber kann noch Vollgas geben bis man die Linie überquert."

Der Cleverste profitiert

Markenkollege Miguel Molina sei in Großbritannien so von einem gewieften Konkurrenten ausgetrickst worden. "Das ist nicht wirklich sicher, oder?", gibt Albuquerque zu bedenken und glaubt, dass einige Piloten zu länger als nötig vom Gas gingen, um keine Strafe zu riskieren. Rockenfeller teilt die Bedenken: "Man kann ein oder zwei Sekunden langsamer fahren, um auf der sicheren Seite zu sein - das Problem ist aber, dass das vielleicht nicht jeder macht. Dementsprechend verliert man Zeit und Plätze." Ein Drahtseilakt entsteht auch in ungefährdeter Position an der Spitze.

"Ich konnte es konservativer angehen, war aber trotzdem total verunsichert im Auto", so Rockenfeller über Brands Hatch. Albuquerque ist wenig erfreut, andere Qualitäten als Tempo und fahrerisches Können abverlangt zu bekommen: "Es geht darum, wer der Cleverste ist. Das ist kein Motorsport", ärgert sich der Rosberg-Star und folgert: "Was ist es dann? Eine Lotterie?" Mortara wünscht sich Nachbesserungen oder die Rolle rückwärts: "Die Regeln im vergangenen Jahr waren sehr viel besser und einfacher, sowohl für die Fahrer aus auch für die Zuschauer", so der Italiener.

Die Laptime-Penalty als Sanktion für zu schnelles Fahren unter Gelb oder für das Verlassen der Strecke mit Vorteilsnahme sorgt ebenfalls nicht für Freudensprünge auf dem Audi-Sofa - obwohl Rockenfeller die grundsätzliche Idee einer milderen Strafe als eine Boxendurchfahrt grundsätzlich begrüßt. Das Problem, das allen voran auf engen Kursen wie Brands Hatch entsteht: Ein Pilot macht absichtlich an bestimmten Stellen, an denen nicht überholt werden kann, langsam und bremst so möglicherweise einen ganzen Rattenschwanz von Autos hinter sich ein: Missverständnisse sind vorprogrammiert.

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