Performance-Gewichte und Spritreserve: DTM ändert Regeln

, 15.06.2017

Überraschende Novelle auf Hersteller-Initiative: Zusatzgewichte werden ab Budapest nach den Rennen verteilt - Prüfmenge für Benzin nach Ekström-Ausrollen erhöht

Der Deutsche Motor Sport Bund (DMSB) hat auf einen gemeinsamen Beschluss der DTM-Hersteller hin das Sportliche und das Technische Reglement der Serie geändert. Das wurde in einem am Donnerstag in Budapest veröffentlichten Bulletin bekanntgegeben, wie 'Motorsport-Total.com' aus Teamkreisen erfahren hat. Demnach werden schon am Hungaroring die leistungsabhängigen Zusatzgewichte nicht mehr nach den Qualifyings zugeteilt, sondern nach den Rennen. Außerdem reagierten die Verantwortlichen auf das Ausrollen des Audi-Piloten Mattias Ekström nach der Zieldurchfahrt am Lausitzring.

Kern der Novelle ist, dass die sogenannten Performance-Gewichte künftig auf Basis des Renntempos von Mercedes, BMW und Audi bestimmt werden. In Ungarn gehen die Marken mit den Mindestgewichten vom Eurospeedway in das Qualifying und behalten sie im ersten Wertungslauf am Samstag bei. Anschließend wird eine Liste mit der durchschnittlichen Rundenzeit jedes einzelnen Fahrers auf Basis seiner 28 besten Werte erstellt. Maßgeblich für die Verteilung der Gewichte (genauer Schlüssel am Ende des Textes) ist das Mittel der zwei besten Piloten eines jeden Herstellers.

Mit der neuen Zuteilung geht es dann in das nächste Qualifying und den zweiten Lauf am Sonntag. Erst danach wird nach identischem Schema erneut modifiziert. Für das neue Prozedere gibt es Ausnahmen: Bei Regenrennen bleibt das Mindestgewicht anschließend unangetastet. Am sehr kurzen Norisring fließen 48 Rundenzeiten in die Berechnung ein. Und bei verkürzten Rennen wird lediglich die Anzahl von Umläufen herangezogen, die 75 Prozent der gewerteten Runden entspricht.

Wer nicht in den Parc ferme rollt, muss mehr Sprit an Bord haben

Die Hintergründe der Regelnovelle sind unklar - und auch, warum sie nicht klar mit einer Pressemitteilung kommuniziert wird. Es ist jedoch anzunehmen, dass die Hersteller mit der bisherigen Vorgehensweise unzufrieden waren und deshalb Hand angelegt haben. Das gilt auch für technische Details zur Installation der Performance-Gewichte. Es dürfen sich ab sofort in keinem Wagen mehr als elf Stück befinden. Sie dürfen nur an den vorgesehenen Stellen am Skidpad-Rahmen installiert werden. Unter Umständen ist das Entfernen eines Kamera-Dummys zulässig.

Als Reaktion auf die Causa Ekström verstanden werden darf eine Erhöhung der Kraftstoffmenge, die sich nach Qualifying und Rennen zur Überprüfung im Tank zu befinden hat: ein Kilo statt 0,5 Kilo, die ermittelt werden, während das Auto auf einer waagrechten Fläche steht. Sollte der Wagen den Parc ferme nicht aus eigener Kraft erreichen - wie es beim abgeschleppten Schweden in der Lausitz der Fall war - sind es zwei Kilo. Das schließt aus, dass ein Pilot anhält, um Benzin zu sparen.

Warum die DTM die Regel in der Vergangenheit dahingehend geändert hat, dass ein Abschleppen auf der Auslaufrunde überhaupt zulässig ist, und sie auch nicht wiedereinführt, bleibt vorerst unklar - und stößt auf Unverständnis. Schließlich gab es einen ähnlichen Fall schon im Jahre 2004 am Lausitzring, als Gary Paffett aus der Wertung ausgeschlossen wurde.

Des Weiteren wurden die Bestimmungen zum Wiegeprozedere modifiziert. Neu ist die Möglichkeit einer getrennte Wiegung von Auto und Fahrer, deren Ergebnisse zur Ermittlung des Gesamtgewichtes addiert werden. Die Toleranz zum Mindestwert (Auto: 1.125 Kilo ohne Performance-Gewicht; Fahrer: 84 Kilo) beträgt sowohl bei den einzelnen Werten als auch beim kumulierten Wert zwei Kilo. Das Tauschen von Bauteilen im Parc ferme bedarf künftig einem Nachweis des Herstellers, dass eine Beschädigung vorlag. Es darf dann nur durch baugleiches Material ersetzt werden.

Neuer Verteilungsschlüssel für Performance-Gewichte in der DTM*:

1. Alle Hersteller innerhalb von 0,1 Prozent:

Hersteller A: +0,0 Kilogramm

Hersteller B: +0,0 Kilogramm

Hersteller C: +0,0 Kilogramm

2. Hersteller A und B innerhalb von 0,1 Prozent, Hersteller C mehr als 0,1 Prozent hinter Hersteller A zurück:

Hersteller A: +2,5 Kilogramm

Hersteller B: +2,5 Kilogramm

Hersteller C: -2,5 Kilogramm

3. Hersteller A und B innerhalb von 0,1 Prozent, Hersteller C mehr als 0,2 Prozent hinter Hersteller A zurück:

Hersteller A: +5,0 Kilogramm

Hersteller B: +5,0 Kilogramm

Hersteller C: -5,0 Kilogramm

4. Hersteller B und C mehr als 0,1 Prozent hinter Hersteller A zurück:

Hersteller A: +2,5 Kilogramm

Hersteller B: -2,5 Kilogramm

Hersteller C: -2,5 Kilogramm

5. Hersteller B mehr als 0,1 Prozent und Hersteller C mehr als 0,2 Prozent hinter Hersteller A zurück:

Hersteller A: +5,0 Kilogramm

Hersteller B: +0,0 Kilogramm

Hersteller C: -5,0 Kilogramm

6. Hersteller B und C mehr 0,2 Prozent hinter Hersteller A zurück:

Hersteller A: +5,0 Kilogramm

Hersteller B: -5,0 Kilogramm

Hersteller C: -5,0 Kilogramm

*Die Zuteilung erfolgt auf Basis der durchschnittlichen Rundenzeiten der drei Hersteller in einem Rennen. Falls eine Marke das maximal zulässige Gewicht von 1.056 Kilogramm erreicht hat, gilt eine spezielle Verteilung.

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