Rockenfellers Geheimnis: Gewinnen ohne Siegen

, 21.10.2013

Er ist Perfektionist und verbissener Arbeiter, kein Mann für das Rampelicht: Wie seine viel zitierte Konstanz Mike Rockenfellers Weg zum Titel ebnete

Zu Beginn der Saison hatten viele Experten und Fans den Namen Mike Rockenfeller auf der Liste der Titelfavoriten. Ganz oben befand sich der Audi-Pilot allerdings nur bei wenigen. Es mag an seiner oft unspektakulären, aber konzentrierten, präzisen und pragmatischen Herangehensweise liegen, dass der Mann aus Neuwied vor seinem großen Triumph zuvor keine Unmengen an Beachtung fand. Da war die Saison 2013 ein Spiegelbild: Konstant gut, neunmal in den Punkten, aber kein Überhighlight.

Das war schon im Vorjahr so: Bester Audi-Pilot in der Gesamtwertung, aber die einzigen zwei Ingolstädter siege holte Edoardo Mortara. Von welchem Moment sollte Rockenfeller noch seinen Enkeln im Schaukelstuhl erzählen? "Da habe ich jetzt keinen wirklichen. Da gibt es immer viele", sagt der 29-Jährige im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Es ist fast ein Sinnbild, wenn er hinzufügt: "Es gibt in jedem Rennen immer einen Moment." Wenn er sich dann doch zwei Augenblicke herauspicken soll, dann sind es nicht die Siege in Brands Hatch und Moskau.

Es sind die, als er aus scheinbar aussichtsloser Position noch punktete. Rockenfeller blickt im Gespräch mit der 'Frankfurter Allgemeinen Zeitung' zurück: "Einer war am Norisring, wo wir zu Beginn nicht wirklich vorne waren, aber am Ende konnte ich trotzdem meine Führung im Gesamtklassement ausbauen. Und dann natürlich der Nürburgring: Ich war Letzter nach der ersten Kurve und wurde doch noch Vierter." Eben diese Konstanz war es, die den Audi-Piloten in der Endabrechnung vor den dreimaligen Laufsieger Augusto Farfus spülte: "Diese beiden Rennen haben wirklich den Unterschied gemacht", weiß Rockenfeller.

Ansichten eines Perfektionisten

Dabei ist der im elterlichen Betrieb gelernte Kfz-Mechaniker einer, der für den Beruf des Rennfahrers wie geschaffen ist: Perfektionist durch und durch. Statt am Wochenende in Hockenheim die Titel in der Fahrer- und in der Teamwertung auszukosten, stand Rockenfeller am Sonntag leicht zerknirscht in der Hospitality und beantwortete Journalistenfragen nicht gerade im Überschwang der Emotionen. Es wurmte ihn, dass er beim Saisonfinale nur den 16. Rang eingefahren hatte und seine Serie von neun Rennen in den Punkten gerissen war. Eben diese Konstanz ist es, die für ihn mehr zählt als Glanzlichter.

Sie ist Rockenfellers ganz persönlicher Lohn für harte, unnachgiebige Arbeit. "Das ist es ja, was mich besonders stolz macht", erklärt er mit Verweis auf die Dichte der DTM-Konkurrenz und die Tatsache, dass im Gegensatz zur Formel 1 praktisch jeder Pilot in der Lage ist, zu siegen. "Hier gewinnst du mal ein Rennen mit ein bisschen Glück, aber sicher nicht die Meisterschaft. Normalerweise ist es vielleicht manchmal nicht gut, wenn du Fünfter oder Zehnter wirst, in dieser Serie ist das anders." Rockenfeller scheint also wie geschaffen für die DTM. Und die DTM wie geschaffen für Rockenfeller.

Die Neuerungen im sportlichen Reglement, allen voran die weicheren Option-Pneus, bilden keine Ausnahme. Kaum ein Pilot fuhr auf dem neuen Hankook-Material so konstant und ausdauernd wie der Rheinland-Pfälzer. "Mein Fahrstil hat zusammen mit dem Wagen perfekt zu den neuen Reifen gepasst", sagt er 'Spox'. Einige Konkurrenten hätten mehr Schwierigkeiten gehabt, abzuwägen, wann es das Gummi zulässt, selbiges zu geben. "Das war manchmal eine kleine Lotterie, aber mit der Zeit habe ich mich darauf eingestellt", so Rockenfeller.

Grips schlägt schnellstes Auto

Die Novelle betrachtet er nach Eingewöhnungszeit wohlwollend. Von der Vielfalt an taktischen Möglichkeiten hat er profitiert: "Veränderungen brauchen ihre Zeit", sagt der Audi-Star, geht mit der Sache aber kritisch um. Schließlich führen unterschiedliche Strategien dazu, dass Piloten ohne Pflichtboxenstopp bis zu 50 Sekunden vor Kontrahenten liegen, die den Halt zweimal erledigt haben - bereinigt aber eigentlich dahinter rangieren. Aber eben diese undurchsichtigen Situationen sind es, die Möglichkeit schaffen, mit Grips für den Unterschied zu sorgen.

"Zumal ich nicht sagen würde, dass wir das schnellste Auto haben", meint Rockenfeller, gewohnt objektiv und analytisch, über seinen RS 5 DTM. "BMW war zumindest in den letzten Rennen schneller. Wir haben als Erste verstanden, wie die Option-Reifen funktionieren." So hält er es mehr für einen Patentweg als für eine motorsportliche Revolution, mit stetem Tropfen zum Erfolg zu gelangen: "Ich denke, jeder Fahrer weiß, dass es sicherlich bei der Meisterschaft hilft, wenn du in jedem Rennen Punkte holst. Das ist nichts Neues."

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