Dem neuen DTM-Champion Rene Rast fliegen nach dem Saisonfinale nicht zuletzt wegen seiner Bescheidenheit die Sympathien der Kollegen zu
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Rene Rast hat sich die geschichtsträchtige Rookie-Meisterschaft der DTM-Saison 2017 sichern können. Der 30-Jährige ist zwar als Anfänger in der Serie angetreten, aber längst kein Youngster mehr. Daher muss er sich neben zahlreichen Gratulationen auch kleine Sticheleien der Kollegen gefallen lassen. Vor allem die Bescheidenheit des Mindeners und seine konstant gute Qualifying-Leistung bringen ihm aber auch den Respekt der Beteiligten ein. Selbst die Konkurrenz verneigt sich vor so viel Professionalität.
"Man muss in erster Linie den Hut ziehen und ihm gratulieren", sagt der abgelöste Champion Marco Wittmann. "Er ist völlig verdient Meister. Er hat im Qualifying immer abgeliefert und das ist in der DTM ein wichtiger Punkt. Für mich ist er kein Rookie, denn der Jüngste ist er ja nicht mehr. Aber dafür, dass es sein erstes Jahr in der DTM ist, hat er sehr gute Arbeit geleistet. Er hat verdient gewonnen - ohne große Schützenhilfe, wie wir es vielleicht bei anderen Markenkollegen gesehen haben."
"Ich sehe das ähnlich wie Marco - er ist ein Rookie, aber schon ein sehr alter Rookie", scherzt Mike Rockenfeller, der sich im Audi-internen Titelkampf geschlagen geben musste. "Aber er ist eben auch ein alter Hase. Er hat schon alles gewonnen, wo er sonst gefahren ist und hat auch schon im vergangenen Jahr bei seinem Debüt beeindruckt." Er schießt gleich mal die Kampfansage hinterher: "Wir wissen alle wie schwierig es ist, einen Titel zu verteidigen. Rene ist jetzt die Messlatte und wir werden versuchen ihn zu schlagen."
Rast hatte sich selbst nicht auf dem Zettel
Den Meister schlagen - das hatte sich Rast in diesem gar nicht vorgenommen. "Im Endeffekt ist es schon überraschend", erklärt auch Audi-Sportchef Dieter Gass. "Vor der Saison haben nicht viele auf ihn ganz vorne in der Meisterschaftswertung getippt. Die Fahrer sind ja abgefragt worden, was sie glauben, wer Meister wird. Er war der einzige, der sich nicht selbst aufgeschrieben hat. Das zeigt ein bisschen den Ansatz, den wir auch hatten: Es hätte eigentlich eine Lern-Saison für ihn sein sollen. Aber er hat es schon sehr früh gezeigt und stand beim Auftakt bereits in der ersten Startreihe."
So viel Bescheidenheit kommt auch bei der Konkurrenz an. So meint BMW-Boss Jans Marquardt: "Als Rookie in eine Rennserie zu kommen, in der wirklich richtig gute Fahrer unterwegs sind und wo es richtig zur Sache geht - da im ersten Jahr zu gewinnen ist eine wirklich gute Leistung. Das hat er sich auch wirklich verdient. Es spricht für ihn, dass er sich am Anfang nicht selbst als Champion gesehen hat. Ich denke, er ist mit dem richtigen Ansatz an die DTM herangetreten - nämlich mit ein bisschen Demut. So werden Champions gemacht. Ich freue mich ehrlich für ihn."
Dass man einem Rennfahrer im ersten Jahr nicht gleich den Titel zutraut, liegt in der Natur der Dinge. Dabei hätte man eigentlich wissen müssen, dass mit Rast ein echter Racer dazu gestoßen ist, mit dem immer zu rechnen ist. In seiner Vita standen bereits sieben Meister-Titel. Fast alles, was er angefasst hat, wurde auch zu Gold - ähnlich wie der neue DTM-Meisterschaftspokal, den er am Sonntag in Empfang nahm.
Meisterschafts-Pokal war Rasts Favorit
Die Trophäe hatte ein Fan entworfen, nachdem es einen Aufruf zu einem Wettbewerb gegeben hatte. Eine Auswahl verschiedener Designs wurde dabei erst von den Fahrern bewertet. Die besten drei standen dann zur öffentlichen Abstimmung, bis der Sieger gekürt wurde. Rast verrät: "Es war auch mein Favorit - er ist superschön".
"Ich kann das Gefühl gar nicht richtig beschreiben", schwärmt er von seinem DTM-Titel. "Es wird bestimmt noch Tage oder Wochen dauern, bis es wirklich angekommen ist. Es ist vielleicht einer der schönsten Tage in meinem Leben und auf jeden Fall einer der größten Errungenschaften meiner Karriere."
Seinen Vorhersage-Zettel würde er gerne noch einmal sehen. "Ich habe mich nicht eingetragen, weil es auch nicht abzusehen war", erklärt er seine Bescheidenheit. "Nach dem ersten Sieg in Budapest dachte ich mir schon, dass es gar nicht so schlecht läuft. Aber der Titel war noch außer Reichweite. Ich habe noch gedacht, dass es eine Eintagsfliege war, dass wir ein gutes Wochenende hatten. Dann haben wir auch in Moskau und Spielberg gewonnen und waren im Qualifying immer vorne mit dabei."
Rasts Erfolgs-Geheimnis
Mit dem durchschnittlichen Platz fünf in der Startaufstellung ist er über die Saison gesehen auch zum besten Qualifier geworden. Der ehemalige Porsche-Supercup-, Porsche-Carrera-Cup-Meister und und ADCA-GT-Master-Champion verrät sein Erfolgs-Geheimnis:
"Ich war eigentlich nicht wirklich nervös. Es gab schon Meisterschaften, bei denen ich nervöser war. Ich bin eben schon öfter in so einer Situation gewesen und bin das Rennen etwas abgeklärter angegangen. Schon als ich am Freitag angekommen bin, war ich extrem entspannt und habe mir keinen Druck gemacht. Ich denke, das ist auch ein Schlüssel zu dem Erfolg, den wir jetzt hatten - dass mall alle Sinne beisammen hat und sich nicht verrückt machen lässt."