Wenn der Straßenverkehr in der Boxengasse zu dicht wird: Ex-Champion Timo Scheider plädiert für etwas mehr Rücksicht bei allen Beteiligten
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Wann ist ein Losfahren sicher und wann ist es das nicht? Diese Frage beschäftigt die DTM nach dem sechsten Saisonlauf in Spielberg mehr denn je. Denn auf dem Red-Bull-Ring ist Robert Wickens (HWA-Mercedes) für das - nach Meinung der Rennleitung - zu knappe Wegfahren nach dem Boxenstopp mit einer Durchfahrtsstrafe belegt worden, Pascal Wehrlein (HWA-Mercedes) hingegen nicht.
Dabei hätten die beiden Szenen kaum unterschiedlicher sein können: Wickens schob sich unmittelbar vor Timo Glock (MTEK-BMW) zurück in die "Fastlane", Wehrlein kollidierte hingegen mit Marco Wittmann (RMG-BMW). Weil Wickens durch die Strafe, die er nicht antrat, und seine spätere Disqualifikation die Chance auf den Sieg einbüßte, schlugen die Wellen in den vergangenen Tagen hoch.
Ex-Champion Timo Scheider (Phoenix-Audi) zeigt Verständnis dafür. Auch für den offenen Brief, den Mercedes im Anschluss an das Rennen verschickt hat. "Wenn ich ehrlich bin, ich fand ihn gut", sagt Scheider. "Der Brief war konstruktiv." Der Sachverhalt sei aus seiner Sicht richtig dargestellt worden. Allerdings gelte es festzuhalten: "Es ist ein schwieriges Thema. Dessen müssen wir uns bewusst sein."
"Man hat ja mal gesagt: Der in der 'Fastlane' hat immer Vorfahrt. Aber wenn das der Fall ist, ich vom Boxenstopp komme und da kommt eine Reihe von drei, vier Autos, dann stehe ich da und warte, bis ich die Positionen nach und nach verloren habe. Das kann natürlich auch nicht Sinn und Zweck sein. Man muss sich in irgendeiner Form arrangieren. Ich glaube aber, es ist ganz schwierig, da eine klare Linie zu finden."
Scheider erklärt: "Sobald der Fahrer beim Boxenstopp das Go bekommt, fährt er los, so schnell wie er kann. Manchmal kommt er besser, manchmal schlechter weg. Da ist es auch schwierig für das Team, die Abstände einzuschätzen und abzusehen, ob es eng wird oder nicht", so der DTM-Pilot. "Ich glaube, da müssen wir als Fahrer uns damit abfinden, dass man hier und da mal Rücksicht nehmen muss."
Ein möglicher Anknüpfungspunkt für die neue DTM-Fahrergewerkschaft (DTMDA)? Ja und nein, meint Scheider. "Es geht bei der DTMDA nicht darum, in der Öffentlichkeit Stimmung zu machen. Wir wollen mit den Herstellern, dem DMSB und der ITR Lösungsansätze kreieren und aufzeigen. Das ist nicht immer so einfach. Und es wäre falsch, zu viel in die Sache hineinzuinterpretieren und etwas übers Knie zu brechen."