Für Ex-DTM-Champion Timo Scheider war die Saison 2015 zum Abhaken: Kaum Punkte, Funkspruch-Skandal von Spielberg, doch am Ende ein versöhnlicher Sieg
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Phoenix-Audi-Pilot Timo Scheider schloss die DTM-Saison 2015 als 18. der Gesamtwertung ab. Zweifelsohne war das für den Champion von 2008 und 2009 eine Saison zum Vergessen. Wie schlimm es für ihn war, ordnet wer gegenüber 'SPOX' ehrlich ein: "Was die letzten und gerade dieses Jahr passiert ist, war ein Desaster. Da gibt es kein Wenn und Aber, die Saison 2015 war mit Abstand die schlimmste für mich - in meiner gesamten Karriere."
Als Tiefpunkt der Saison darf zweifelsohne das verregnete Sonntagsrennen im österreichischen Spielberg gelten, das er zwar als Sechster beendete, jedoch von der Rennleitung anschließend disqualifiziert wurde. Den Fans der DTM ist die Szene noch bestens in Erinnerung, in der er von Audi-Sportchef Wolfgang Ulrich in der letzten Runde den Funkspruch bekam: "Timo, schieb' ihn raus!"
Kaum Punkte, Sperre für Moskau, Auftrieb durch Hockenheim
Anschließend fuhr Scheider auf den vor ihn fahrenden Mercedes-Piloten Robert Wickens auf, der seinen Markenkollegen und Titelanwärter Pascal Wehrlein abdeckte. Beide Mercedes landeten im Kies und schieden aus. Wegen der Unsportlichkeit wurde Scheider beim darauffolgenden Russland-Wochenende von den Kommissaren zum Zusehen verdonnert. Audi wurde mit einer Geldstrafe von 200.000 Euro belegt und bekam 62 Punkte in der Herstellerwertung aberkannt. Ulrich wurde für den Rest der Saison von den DTM-Kommandoständen verbannt.
Bis zum Saisonfinale in Hockenheim sammelte Scheider nur bei den beiden Lausitz-Rennen magere 16 Punkte. Ansonsten waren für ihn Top-10-Ergebnisse außer Reichweite. Seine persönlichen Ansprüche liegen für ihn nach 163 Starts bei insgesamt 16 DTM-Saisons klar wo anders. "Ich bin Rennfahrer geworden, um zu gewinnen. Wenn man zweimal in der DTM den Titel geholt hat, gibt es nur noch ein Ziel. Über dritte oder vierte Plätze spricht kein Mensch, ab Platz 2 war das Wochenende eigentlich schlecht", so der siebenfache Rennsieger.
Dass er starke Zweifel hatte, gibt er selber zu: "Es gab genügend Momente, in denen ich am liebsten hingeschmissen hätte. Ich würde lügen, wenn ich das verneine." Umso süßer schmeckte ihm wohl das abschließende Wochenende in Hockenheim bei dem er zu alter Form fand. Beim Samstagsrennen platzte der Knoten, Scheider strich den Rennsieg ein: "Es (war; Anm. d. Red.) umso schöner, am letzten Wochenende des Jahres da oben zu stehen. Der Sieg tat der Mannschaft und meinem Kopf gut. Man realisiert dann erst richtig, wie sehr das gefehlt hat."
Abseits der DTM: Engagement als Jugendförderer
Abseits der DTM-Piste wandte sich Scheider verstärkt der Jugendförderung zu. Sein langjähriges Engagement im Kartsport ergänzte er durch eines in der Formel 4 als Teamchef. Die "Rookie-Saison der Rookies" fiel für seine Mannschaft zwar durchwachsen aus, doch kleinere Akzente konnte man durchaus setzen.
Im Vorfeld der Saison 2016 gab der Triumph in Hockenheim Scheider Auftrieb. So steht für ihn für die Zukunft fest: "Der Glaube von mir, meiner Familie und meinem Team war ein wichtiger Faktor. Für das kommende Jahr ist das Ziel, es wieder konstant abzuliefern."