Mercedes-Pilot Pascal Wehrlein feiert den Titelgewinn in der DTM 2015: Der Weg des schwäbischen Youngsters zum bisher größten Karriereerfolg
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Pascal Wehrlein hat es geschafft. Der erst 21 Jahre alte Mercedes-Pilot sicherte sich am Finalwochenende der DTM 2015 in Hockenheim den Meistertitel. "Moischderschaft", nennt der zierliche Vollgasheld seinen größten Erfolg in der typischen Ausdrucksweise seiner Heimat. Die Schwaben gelten als zurückhaltend, sparsam und bescheiden. Diese Attribute vereint Wehrlein auf den ersten Blick so gar nicht in sich. Er will immer alles - und das möglichst schnell!
"Seit ich acht Jahre alt war, ist Motorsport das Wichtigste für mich und ich werde alles dafür tun, dass meine Rennen so erfolgreich wie möglich sind", meint der neue DTM-Champion in der 'Bild'. Abseits des Cockpits erscheint der Nachwuchsmann oftmals etwas scheu, aber im Auto sieht die Welt ganz anders aus. "Ich habe schon oft gehört, dass ich beim Rennen ganz anders bin, weniger lache, weniger Witze mache. Vielleicht wirke ich deshalb manchmal nicht so sympathisch", weiß er um seine zwei Gesichter.
Vom achten bis zum 15. Lebensjahr war der Sohn eines deutschen Vaters und einer Mutter aus Mauritius im Kartsport unterwegs, anschließend durchlief er gemeinsam mit dem erfahrenen Team von Peter Mücke die ersten Stationen im Formelsport. Im ADAC Formel Masters machte er sich in seiner zweiten Saison (2011) zum Meister, in der Folgesaison gelang ihm sensationell als Rookie Rang zwei in der damaligen Formel-3-Euroserie. Diese Erfolge brachten ihn in ein Mercedes-DTM-Cockpit zur Saison 2013.
Peter Mücke, in dessen Formelsport-Team unter anderem auch Sebastian Vettel viel lernte, zog seinen Rohdiamanten in die C-Klasse. Im ersten Jahr konnte Wehrlein gegen die zahlreichen erfahrenen DTM-Piloten nicht allzu viel ausrichten, dennoch blitzte sein besonderes Talent immer mal wieder auf. Dies reichte aus, um eine weitere Saison in der DTM folgen zu lassen und dabei zum Jahr 2014 sogar den Sprung zu HWA zu schaffen.
Uhren sammeln auf dem Weg in die Formel 1
Im vergangenen Jahr erfolgte der Durchbruch. Am Rennwochenende auf dem Lausitzring war der Jüngling unschlagbar: Pole und Rennsieg. Die Saison 2014 schloss er mit 46 Zählern als zweitbester Pilot der Marke Mercedes ab. Wehrlein wollte mehr - und er bekam mehr. In der diesjährigen Saison war der junge Schwabe an fast allen Rennwochenenden der beste Mercedes-Fahrer, völlig unabhängig vom Erfolgsballast, der sein C-Klasse-Coupé einbremsen sollte.
Wehrlein ist bereits seit Mitte des Jahres 2014 offizieller Test- und Ersatzpilot des Formel-1-Teams des Stuttgarter Herstellers. Da an Lewis Hamilton und Nico Rosberg derzeit kein Weg vorbei führt, sucht Mercedes nach einem anderen Formel-1-Cockpit, um dem neuen DTM-Meister den ersehnten Aufstieg zu ermöglichen. "Einerseits würde ich es sehr, sehr schade finden, wenn es mein letztes Rennen wäre. Aber ich muss auch ganz klar sagen, dass mein Ziel die Formel 1 ist und dass ich da eines Tages hin will", sagt er.
Der Mercedes-Youngster, der nach Abschluss der Saison erst einmal Urlaub bei seiner Großmutter auf Mauritius verbringen möchte, könnte also schon bald (bei Manor?) in der Königsklasse landen und sich anschließend auf die Jagd nach seinem Idol Lewis Hamilton machen. Den Deutschen und den Briten verbinden nicht nur motorsportliches Talent und gewisse äußerliche Ähnlichkeiten, sondern in Teilen auch der Livestyle.
"Ich liebe Autos und Klamotten", sagt Wehrlein von sich. Beim Shopping sei er "schlimm, vor allem bei Schuhen". Der neue DTM-Champion, der in seiner Freizeit auch mal in einem betagten Mercedes-Cabrio zur Eisdiele cruist, gesteht: "Und ich stehe auf Uhren, habe mindestens 20 Stück davon! Wenn ich ein gutes Rennen hatte, bin ich spendabel und gönne mir auch mal eine neue Uhr, wenn ich schlecht gelaunt bin, gibt es nichts."