Vorschau: DTM am Norisring

, 27.06.2014

Die vierte Saisonstation der DTM in Nürnberg: Unterbrechen Audi oder BMW beim Stadtrennen am Norisring die Mercedes-Siegesserie am Dutzendteich?

2,3 Kilometer, vier Kurven und 70 Prozent Vollgas. Das ist der Norisring in Nürnberg, der einzige Stadtkurs im Rennkalender der DTM. Und an diesem Wochenende bestreitet die Meisterschaft dort ihren Saisonhöhepunkt. Im "fränkischen Monaco", wie der Kurs auch bezeichnet wird. Und der Norisring besticht in der Tat mit einem ganz besonderen Flair, schon seit dem ersten Rennen 1948.

Norisring - für die DTM bedeutet das eine Hatz über 83 Runden oder rund 190 Kilometer, holprige Straßen mit Bodenwellen, harte Bremszonen, enge Kurven und richtig viel Tempo. Bis zu 260 km/h erreichen die DTM-Fahrzeuge auf der langen Zielgeraden, 900 Meter lang ist das längste Vollgas-Stück. An der langsamsten Stelle, der Grundig-Kehre, bremsen die Piloten auf 50 km/h herunter.

Das ist die erste von nur vier Kurven auf der 2,3 Kilometer kurzen Strecke. Die Kurven zwei und drei finden sich in der einzigen Schikane, dem Schöller-S. Einmal nach rechts, einmal nach links - das Ganze bei etwa 110 km/h, schon geht's mit Schussfahrt zur Dutzendteich-Kehre, der Zielkurve, in ebenfalls nochmals deutlich verlangsamt werden muss, auf etwa 60 km/h. All das in unter 50 Sekunden.

Green reist als Rekordsieger an

Eine kurze, aber knackige Strecke, auf der vor allem zwei Faktoren entscheidend sind: gute Bremsen und guter Topspeed. "Das heißt: Flügel runter und das Auto so flach machen wie möglich", erklärt Phoenix-Renningenieur Jürgen Jungklaus. "Die Bremsen stehen auf dieser Strecke permanent unter Höchstbelastung. Das Gewicht im Auto verlagern wir für eine möglichst gute Traktion nach hinten."

Der Rest ist den Fahrern überlassen. Und einige Piloten aus dem aktuellen DTM-Starterfeld haben sich in der Vergangenheit am Norisring schon hervorgetan: Mit vier Siegen zwischen 2008 und 2012 ist Jamie Green (Rosberg-Audi) der Rekordhalter. Doch auch Bruno Spengler (Schnitzer-BMW) hat in Nürnberg eine gute Bilanz: Zwischen 2006 und 2012 stand er am Rennende stets auf dem Podest, hat dreimal gewonnen.

Der knappste DTM-Zieleinlauf aller Zeiten datiert allerdings aus der ITC-Zeit: 1996 kam Klaus Ludwig um die Winzigkeit von 0,089 Sekunden vor Uwe Alzen über die Linie. Und der Norisring hat seit 1984 noch für einige weitere kuriose Begebenheiten gesorgt. Die "Wall of Shame" etwa, eine Wand aus großen Steinquadern ausgangs des Schöller-S, hat schon reichlich Seitenspiegel auf dem Gewissen.

Mercedes mit beeindruckender Siegesserie

Für das bis dato letzte Kapitel an verrückten Nummern hat 2013 Mattias Ekström (Abt-Sportsline-Audi) gesorgt - oder vielmehr sein Umfeld. Kaum hatte Ekström die Linie als Sieger überquert und ließ sich im Parc Fermé feiern, da kippten ihm sein Vater und eine weitere Person Wasser in den Rennoverall. Es folgte die Disqualifikation, am Ende hatte das Rennen keinen Sieger. Wirklich außergewöhnlich.

Nicht alltäglich ist auch die Mercedes-Bilanz auf dem Norisring, denn seit 2003 haben die "Sternfahrer" in jedem Jahr in Nürnberg gewonnen. Ob diese Serie 2014 reißt, wo Mercedes derzeit der Konkurrenz von Audi und BMW hinterherfährt? Vielleicht spielt den Seriensiegern am Norisring ja das Wetter in die Karten: Am Sonntag soll es regnen. Wie in Oschersleben. Und da siegte bekanntlich Mercedes.

Christian Vietoris (HWA-Mercedes), der Sieger von Oschersleben, zeigt sich jedenfalls zuversichtlich. "Wir reisen mit einem guten Gefühl zum Norisring", so der Deutsche. "Ich denke, dass wir hier auf jeden Fall konkurrenzfähig sein können. Aber wir müssen trotzdem sehen, wie es dann letztlich mit dem Setup am Wochenende läuft. Die Erfolge der letzten zehn Jahre sprechen allerdings für Mercedes."

"Der Norisring verzeiht keine Fehler"

Einer, der garantiert etwas dagegen unternehmen will, ist Marco Wittmann (RMG-BMW), der aktuelle DTM-Tabellenführer. Für ihn ist das Rennen nämlich ein echtes Heimspiel. "Der Norisring ist mein persönlicher Höhepunkt im Kalender", meint er. "Ich wohne nur ein paar Kilometer entfernt in Fürth." Einen Vorteil hat Wittmann dadurch nicht, denn der Norisring fordert alle DTM-Piloten gleichermaßen.

"Obwohl der Kurs nur aus vier Kurven besteht, ist er ziemlich anspruchsvoll. Denn genau diese vier Kurven entscheiden über Sieg und Niederlage", erklärt Wittmann. "Du musst sie exakt treffen und optimal herausbeschleunigen, um eine gute Rundenzeit zu erreichen. Der Norisring verzeiht keine Fehler." Und das vor einer gewaltigen Kulisse von 100.000 Zuschauern, die dieses Mal erwartet werden.

"Die Fans sorgen für eine Gänsehaut-Atmosphäre", meint DTM-Titelverteidiger Mike Rockenfeller (Phoenix-Audi), derzeit Gesamtzweiter hinter Wittmann. Also noch etwas, was den Norisring als einziges DTM-Stadtrennen zu etwas "ganz Besonderem" macht, wie er sagt. Auch der frühere Mercedes-Sportchef und jetzige DTM-TV-Experte Norbert Haug ist ein erklärter Norisring-Fan.

"Wenn die DTM nach Hause kommt, fährt sie am Norisring. Nirgendwo anders gab es so legendäre Rennen", sagt Haug. Das Layout sei zwar "nicht sonderlich einfallsreich", aber den Zuschauern würden "mehr Runden als irgendwo sonst" sowie "permanente Action" geboten. "Mit einem Drumherum und einer Atmosphäre, die im DTM-Kalender ihresgleichen sucht", hält Haug fest.

Daten und Fakten zum DTM-Rennen am Norisring:

Rennstrecke: Norisring

Streckenlänge: 2,300 Kilometer

Renndistanz: 83 Runden oder 190,900 Kilometer

Rundenrekorde:

Qualifying: 47,785 Sekunden von Bruno Spengler (Mercedes/2008)

Rennen: 48,446 Sekunden von Bruno Spengler (Mercedes/2008)

Die letzten Sieger:

2013: kein Sieger (Ekström-Disqualifikation)

2012: Jamie Green (Mercedes)

2011: Bruno Spengler (Mercedes)

2010: Jamie Green (Mercedes)

2009: Jamie Green (Mercedes)

Zeitplan:

Freitag, 27. Juni 2014

16:45-17:20 Uhr - Rollout

17:20-17:25 Uhr - Startübungen

Samstag, 28. Juni 2014

08:30-09:30 Uhr - 1. Freies Training

11:30-12:30 Uhr - 2. Freies Training

14:50-15:40 Uhr - Qualifying

Sonntag, 29. Juni 2014

13:30-14:45 Uhr - Rennen

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