Was bringt das Performance-Gewicht auf der Uhr?

, 16.05.2014

Die Performance-Gewichte der DTM und was sich die Beteiligten davon versprechen: Wer leichter ist, hat einen Vorteil von "ein bis zwei Zehntelsekunden" pro Runde

Chancen-Gleichheit und wie man sie in der DTM erhalten will: An diesem Wochenende gibt das neue Performance-Gewicht sein Debüt. Und die großen Fragen dabei lauten: Was bewirkt die neue Regelung auf der Rennstrecke? Werden erfolgreiche Piloten durch das erhöhte Autogewicht wirklich "bestraft" und kommt eine schwächere Marke durch weniger Gewicht tatsächlich näher an die Konkurrenz heran?

Das Rennwochenende in Oschersleben wird es zeigen. Doch die Beteiligten haben schon jetzt ihre Vermutungen, was in der Magdeburger Börde passieren wird. Auch der aktuelle DTM-Spitzenreiter Marco Wittmann (RMG-BMW) hat sich bereits seine Gedanken gemacht. Er meint: "Man merkt mit Sicherheit jedes Kilogramm." Allerdings, so der Deutsche, sei all dies "Neuland für alle hier".

Und so weiß nicht jeder im Starterfeld, was er vom Performance-Gewicht halten soll. "Es ist zumindest nichts Schlechtes für uns", sagt Paul di Resta (HWA-Mercedes). In der Tat: Der "Sternfahrer" und seine Mercedes-Markenkollegen profitieren nach dem vergleichsweise schlechten Abschneiden in Hockenheim von einer Erleichterung um fünf Kilogramm. BMW legt dagegen um fünf Kilogramm zu.

Was kosten ein paar Kilogramm Mehrgewicht?

Doch was bedeutet all dies auf der Uhr? "Das kommt ganz auf die Strecke an", meint Gary Paffett (HWA-Mercedes). Er erklärt: "Je nach Kurs kann der Vorteil größer oder kleiner ausfallen. Wenn ich eine Zahl nennen müsste, dann würde ich sagen, wir reden hier von zwei Zehnteln, vielleicht von etwas mehr. Das wäre also etwa die Hälfte des Rückstands, den wir derzeit auf BMW haben."

Das, so der britische Rennfahrer, reiche zwar nicht aus, gebe Mercedes aber zumindest die Chance an die Hand, einen Startplatz in den Top 10 zu erobern und im Rennen um Punkte zu kämpfen. Denn Zählbares hatte die Marke aus Hockenheim nicht mitgenommen. "Gewinnen können wir aber auch in Oschersleben nicht, auch Podestplätze sind dort nicht drin", sagt Paffett. "So viel steht schon fest."

Dieter Gass, DTM-Projektleiter bei Audi, pflichtet Paffett bei dessen Einschätzung bei: "Ausgehend von den Simulationsdaten wirken sich fünf Kilogramm in Oschersleben ungefähr wie ein Unterschied von einer Zehntelsekunde aus." Dies könnte "durchaus einen Einfluss auf das Qualifying-Ergebnis" haben, betont Gass. Schließlich habe man schon in Hockenheim ein sehr enges Zeittraining gesehen.

Das erste Ballast-Rennen als "Trendsetter"?

Für diejenigen im Starterfeld, die zuladen müssen, bedeutet das also: Eine gute Vorbereitung ist Pflicht. "Wichtig wird sein, ein gutes Setup herauszufahren, um diese fünf oder zehn Kilogramm kompensieren und trotzdem eine gute Leistung abrufen zu können", erklärt DTM-Auftaktsieger Wittmann. "Es wird interessant, wie sich das Ganze verteilen wird, wo man im Qualifying steht."

Spannend ist auch, ob Oschersleben einen Trend für den weiteren Saisonverlauf vorgeben wird. Mercedes-DTM-Leiter Wolfgang Schattling glaubt nicht daran. Er meint: In der ersten Umsetzung wird das Performance-Gewicht noch "keine so große Rolle" spielen. "Da müssen schon ein paar Rennen zusammenkommen." Also mehr Kilogramm. Um maximal 20 unterscheiden sich die Marken voneinander.

Angepasst werden die Autogewichte in 2,5-Kilogramm-Schritten. "Das sind Nuancen", wie BMW-Sportchef Jens Marquardt hinzufügt. "Ich glaube, wir brauchen zwei, drei Rennen, um zu sehen, wie die Pakete auf den unterschiedlichen Paketen funktionieren. Wir haben aber auch die Option, gar nichts an den Autogewichten zu verändern, wenn alle drei Hersteller auf dem Podest vertreten sind."

Zurückhaltung für weniger Gewicht?

Und darauf zielt diese neue DTM-Maßnahme eigentlich auch ab. Marquardt: "Die DTM ist eben keine Fußball-Bundesliga, wo schon im März der Meister feststeht. An jedem Rennwochenende können von 23 Autos sicherlich zehn, zwölf Fahrzeuge das Rennen gewinnen." Das Performance-Gewicht soll eben dies sicherstellen. "Wir brauchen nämlich ein enges Feld, in dem auch überholt wird", sagt Marquardt.

Er fährt fort: "Es war schon in den vergangenen beiden Jahren stets das Ziel, dass drei Hersteller auf Augenhöhe gegeneinander unterwegs sein können. Ich glaube, das ist extrem wichtig für die DTM. Die Leute wollen das sehen. Das macht die DTM auch aus." Auf den Kopf stellen soll sich das Klassement dadurch nicht. "Das Performance-Gewicht dürfte aber eine kleine Hilfe sein", meint Paffett.

Und es soll auch Ansporn sein, wie er ergänzt: "Du willst in keinem Fall in einer Situation sein, in der du dich auf Erfolgsballast verlassen musst." Auch gehe es laut Gass nicht darum, sich im Rennen einen möglichen Gewichtsvorteil zu sichern: "Wir haben uns in Hockenheim sicherlich nicht zurückgehalten, um in Oschersleben ein leichteres Auto zu haben. Wir fahren, um Rennen zu gewinnen."

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