Wieder einmal blaue Flaggen: Wittmann ärgert Übereifer

, 05.08.2013

Marco Wittmann haderte auf dem Moscow Raceway vor allem mit den viel zu früh gezeigten blauen Flaggen: "Das ist einfach zu viel Zeitverlust"

Wenn man nur von Rang 20 aus ins Rennen geht, dann hat man nicht nur das Problem, dass vor einem noch viele andere Autos sind, die den Weg in die Punkte erschweren - auf einem kurzen Kurs wie dem Moscow Raceway sehen sich die hinteren Fahrer auch recht bald anderen Bedrohungen ausgesetzt, die das Rennen ganz schnell beeinflussen können. Das musste gestern auch BMW-Pilot Marco Wittmann feststellen.

Der Deutsche war auf Standardreifen unterwegs, und daher ein bisschen langsamer als die Option-Konkurrenz. Doch da die Unterschiede nicht so groß wie erwartet ausfielen, rechnete sich der 23-Jährige gute Chancen aus - bis die Rennleitung eingriff. "Generell war der Verlauf des Rennens ganz gut, dann kam die Geschichte mit den blauen Flaggen zur Geltung", schildert Wittmann sein Problem.

Schon am Norisring gab es kontroverse Diskussionen, als Fahrern in der gleichen Rennrunde die Aufforderung zum Vorbeifahrenlassen gezeigt wurde, was die Strategie jener Piloten komplett zunichtemachte. In Moskau kam ein weiterer Aspekt hinzu: Die Rennleitung soll die blauen Flaggen teilweise zu früh gezeigt haben - "wenn die Kollegen noch über zwei Sekunden dahinter sind", schüttelt Wittmann den Kopf.

Wittmann mockiert ungerechte Entscheidungen

"Für mich ist das eindeutig zu früh, weil wir dann generell so viel langsamer fahren müssten. Das ist einfach zu viel Zeitverlust", hadert der Youngster mit der Entscheidung der Rennkommissare. Eigentlich wollte der BMW-Pilot reifenschonend fahren, doch als Paffett hinter ihm auftauchte, musste er seine Pace erhöhen, um wieder aus dem Flaggenfenster herauszufahren. Doch lösen ließ sich das Problem damit nur vorrübergehend. "Irgendwann kam ich wieder rein, als die zwei Audis auf mich aufgeschlossen sind."

Und da Wittmann nach Ansicht der Rennkommissare dann falsche gehandelt habe, wurde ihm doch noch eine Strafe aufgebrummt. "Für mich ist das nicht wirklich nachvollziehbar, weil ich nach meiner Ansicht die beiden vorbeigelassen hab. Erst den einen und eine Runde später den anderen. Von daher wüsste ich nicht unbedingt, was ich falsch gemacht habe", kann Wittmann die Entscheidung nicht verstehen.

"Es ist natürlich enttäuschend, weil eine Zeitstrafe von fünf Sekunden letztlich mehr als fünf Sekunden kostet. Du musst stehen bleiben und anhalten, und du musst auch wieder wegfahren. Wir hätten ein bisschen weiter vorne landen können. Ich glaube, für die Punkte hätte es nicht gereicht, aber es ist dennoch schade, wenn man so eine Strafe bekommt und wenn einige Fahrer die Streckenlimits überhaupt nicht einhalten und nichts dafür bekommen", zeigt sich der Rookie mit der Handlungsmaxime der Rennleitung nicht einverstanden.

Beinah-Panne in der Boxengasse

Zumal ein Offizieller während seiner Strafe einen Fehler machte und ihn wieder freigab, obwohl ein Konkurrent von hinten kam. "Unsafe Release" benutzt man in diesem Fall gerne als Beschreibung. "Das war glaube Tambay, der gerade in die Box kam", schildert Wittmann. "Ich habe die Freigabe bekommen, bin losgefahren und bin selbst ein bisschen erschrocken, dass auf einmal im Spiegel neben mir der Audi ist."

"Mit Sicherheit ist es nicht meine Schuld, denn ich habe die Freigabe bekommen", betont er. "In dem Fall hätte der Marshall besser schalten müssen." Auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com', ob man für diesen Fall lieber einen teameigenen Lollipopmann entsenden soll, der die Situation auch bei den Boxenstopps lösen muss, zeigt sich der BMW-Pilot skeptisch: "Ich weiß nicht, ob man das besser lösen kann, weil es auch die Geschichte ist, dass die fünf Sekunden gestoppt werden müssen." Er hält es für wichtig, dass ein Offizieller diese Aufgabe übernimmt, damit die Zeitstrafen auch richtig eingehalten werden.

"Im Endeffekt ist es aber gut ausgegangen", sagt Wittmann. "Ich war doch ein Stück vor dem Audi. Ich habe ihn rechtzeitig gesehen und ihm dementsprechend Platz gelassen." Rennentscheidend war dies für ihn ohnehin nicht, denn die Chance auf Punkte war ohnehin nicht mehr vorhanden, auch wenn der Deutsche betont: "Ich glaube, letzten Endes haben wir das Maximum rausgeholt." Gegen die blauen Flaggen hätte er sowieso nichts ausrichten können - auch eine andere Strategie hätte da wohl nicht geholfen.

"Gerade wenn du im Qualifying weiter hinten stehst ist bei einer solch kurzen Strecke halt die Gefahr, dass die Spitze nach einem Boxenstopp auf dich aufschließt, sehr hoch", weiß der MTEK-Pilot. "In erster Linie willst du aus deiner Strategie das Optimum herausholen. Da kann eben die blaue Flagge auch ein gewisses Risiko sein, was wir aber auch einkalkulieren." Die teilweise zu früh gezeigten Aufforderungen standen hingegen nicht mit auf dem Plan, doch Wittmann winkt ab: "Das ist Job der Rennleitung, das müssen die entscheiden."

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