Auf dem Weg in die DTM-Zukunft mit neuem Reglement ab 2019 gibt es noch Hürden: Japan nicht ganz kompatibel, Zeitrahmen für Interessenten zu knapp
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Mit der Verabschiedung der Einführung des Vierzylinder-Turbomotors zur Saison 2019 hat die DTM eine erste wichtige Grundlage für die Zukunft gelegt. Zudem gab es ein klares Bekenntnis zum Class-One-Reglement, das mindestens die Kompatibilität zwischen DTM und japanischer GT500-Serie gewährleisten soll. Das Feld ist gepflügt, die erste Saat ausgebracht, aber es braucht noch einigen Dünger, um die DTM ab 2019 neu gedeihen zu lassen.
"Wir brauchen Triebkraft dahinter, denn die Zeit in Richtung 2019 läuft unaufhaltsam. Wir müssen sofort daran arbeiten, ganz konsequent. Wir müssen aus den Puschen kommen", sagt BMW-Motorsportchef Jens Marquardt. "Das Class-One-Reglement gibt es schon längere Zeit. Da sind nur minimale Anpassungen vorgenommen worden. Jeder hat auf dieser Grundlage bereits mit Entwicklungen begonnen, jeder hat da seinen aktuellen Stand. Ziel ist es nun, auf diese Basis aufzubauen."
Audi und BMW haben ein klares Bekenntnis abgegeben, in der neuen DTM - dann ohne Mercedes - engagiert zu bleiben. "2019 wird ein Übergangsjahr", meint Marquardt. "Wir müssen uns die Gemengelage unter Class-One-Regelwerk dann genau anschauen und vielleicht nochmal Anpassungen vornehmen. Man kann das Thema für eine begrenzte Übergangszeit mit zwei Herstellern machen, aber nur für einen kurzen Zeitraum."
Die Saison 2019 werden Audi und BMW voraussichtlich als Duell in der DTM austragen. Im Rahmen der IAA in Frankfurt gab es im Hintergrund zahlreiche Meetings mit hochrangigen Vertretern anderer Automobil-Hersteller, um ein potentielles Interesse an der DTM abzufragen. Die Ideen mit Class-One-Regelwerk, neuem Zweiliter-Turbo und Vorbereitung zur Integration von Hybridtechnik kommen gut an. Allerdings ist der Zeitrahmen für einen schnellen Einstieg neuer Marken sehr knapp.
DTM-Saison 2019: Audi und BMW wohl allein unterwegs
"Wenn jetzt einer aus dem Stand für 2019 den Einstieg anpeilt, dann wird das extrem sportlich", sagt Marquardt. Zudem muss die Situation während der Saison 2019 genau beobachtet und analysiert werden, um spätestens 2020 wirkliche Kompatibilität mit der japanischen Super-GT-Serie zu schaffen. Denn: Die Japaner fahren zwar mit passenden Aggregaten, aber im Bereich Aerodynamik ist man anders unterwegs. Zudem gibt es in der Super-GT-Serie keine Einheitsreifen, die Autos sind eher auf Langstrecke ausgelegt.
"Wir müssen Kompatibilität mit den Japanern hinbekommen. Aber nicht nur das. Es geht auch darum, die Hürden herunterzuschrauben für Hersteller und Teams, die an diesen Autos unter einem Reglement mit möglichst internationaler Verbreitung Interesse haben. Wir müssen die Attraktivität steigern und die Hürden senken", appelliert der BMW-Rennleiter. "Und genau dabei muss man auch mal über den Tellerrand schauen."
Die Idee ist es, Komponenten der Motoren zum Kauf anzubieten, um Entwicklungen zu beschleunigen und kostengünstiger zu gestalten. "Jeder macht seinen eigenen Motor", sagt Audi-Sportchef Dieter Gass. "Aber wenn ein Interessent für einen Einstieg vorhanden ist, dann sollten wir darüber reden, ob man nicht vielleicht gewisse Komponenten eines Motors verkauft, um den Start etwas einfacher zu gestalten. Wenn wir einen Motor mit Einheitsteilen haben, dann sollte man sich bei diesem Thema nicht sperren."
Dabei geht es nicht nur um Kosten, sondern auch um Performance. Die Saison 2020 soll optimaler Einstiegszeitpunkt werden. "Nur verhauen werden, das kann es nicht sein", so Jens Marquardt. "Wir müssen Voraussetzungen schaffen, dass Neueinsteiger relativ schnell in die sportliche Lage kommen, dass sie Spaß am Thema haben. Die Chance, in der DTM verhauen zu werden, war in den vergangenen Jahren sehr groß - so wie wir das betrieben haben. Da hätten viele von den drei deutschen OEMs einen auf die Zwölf bekommen."