Zwischenfälle im Rennen: Sportchefs uneins

, 30.06.2014

Wolfgang Schattling von Mercedes hält die Aggressivität der Konkurrenz für übertrieben und fordert härtere Strafen, während Dieter Gass von Audi alles relativiert

Erstaunlich wenig ist passiert im Regen von Nürnberg. Dafür, dass es die DTM-Fahrer mit dem ohnehin tückischen Norisring und dann auch noch mit einer nassen Strecke zu tun hatten, blieben große Zwischenfälle aus. Zu kleineren Scharmützeln aber kam es sehr wohl. Von den Sportchefs der Marken wurden diese Szenen sehr unterschiedlich bewertet. Vor allem Mercedes reagierte aufgebracht.

Kein Wunder: Schon vor dem fliegenden Start hinter dem Safety-Car wurde Paul di Resta (HWA-Mercedes) an zweiter Stelle liegend von Jamie Green (Rosberg-Audi) in einen Dreher gezwungen. Im weiteren Rennverlauf wurden Gary Paffett (HWA-Mercedes) und Pascal Wehrlein (HWA-Mercedes) von Martin Tomczyk (Schnitzer-BMW) und Adrien Tambay (Abt-Audi) von der Ideallinie befördert.

All dies stieß Wolfgang Schattling, DTM-Kommunikationsleiter bei Mercedes, sauer auf. Er meint nach dem Rennen: "Es war verhältnismäßig diszipliniert, bis auf die gerade angesprochenen Zwischenfälle. Ich finde, mit der Brechstange zu überholen oder überhaupt auf diese Art und Weise einen Platz zu gewinnen, das ist nicht in Ordnung. Wir sollten da alle nochmals unsere Fahrer ins Gebet nehmen."

Schattling: In der Formel 1 gäbe es eine Sperre

Besonders ereifert sich Schattling über die Szene zwischen di Resta und Green, die Mercedes einen möglichen Doppelsieg gekostet hat. Das ist zumindest Schattlings Ansicht. "Wenn jemand auf Startplatz zwei steht und das Rennen schon zu Ende ist, bevor es überhaupt begonnen hat, dann ist das nicht annehmbar", erklärt er. Mit der Reaktion der Rennleitung ist Schattling ebenfalls nicht zufrieden.

Green wurde für den Zwischenfall mit einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe belegt, die er vor seinem Pflicht-Boxenstopp "absitzen" musste. "Das empfinde ich aber nicht als ausreichend", sagt Schattling und fügt hinzu: "Da müsste man darüber nachdenken, dass das in irgendeiner Form auch Konsequenzen haben sollte. In der Formel 1 fährst du einfach das nächste Rennen nicht. Das ist aber ganz klar."

So klar ist die Sachlage für Audi-DTM-Rennleiter Dieter Gass aber nicht. "Natürlich will es keiner sehen, dass ein Auto vor dem Rennen umgedreht wird. Jamie hat das garantiert nicht absichtlich gemacht. So doof ist nämlich keiner", sagt Gass und merkt an: "Jamie und alle anderen Fahrer im Feld versuchen eben, ihre Fahrzeuge so schnell wie möglich über die Linie zu bekommen."

Gass: In Anbetracht der Umstände war wenig los

Alle - vielleicht mit der Ausnahme von di Resta, wie Gass erklärt. Er knallt seinerseits Mercedes einen Vorwurf vor den Latz: "Man kann sich auch fragen, wieso schon vor der Startlinie 30 Meter Abstand zwischen dem ersten und dem zweiten Fahrzeug einer Marke gewesen sind. Das möchte ich mal so in den Raum werfen. In dem Moment bestand schon ein ziemlich großer Abstand zum führenden Auto."

Doch bei aller Kritik an den Manövern der Konkurrenz habe es am Norisring neben etwas Schatten auch viel Licht gegeben, meint Gass. "Ich würde an dieser Stelle gern ein Kompliment an alle Fahrer aussprechen. Natürlich haben wir den einen oder anderen Kontakt gesehen. Es war aber ein Rennen unter extrem schwierigen Bedingungen. Die Fahrweise war überwiegend diszipliniert", hält er fest.

"Dass unter solchen Bedingungen Fehler passieren, ist normal. Darüber sollten wir uns nicht zu sehr aufregen", sagt Gass. "Selbstverständlich reden wir da aber nochmals darüber. Nach dem Rennen kuckt man sich alle Situationen an, diskutiert die noch einmal durch. Wir wollen hier harten, aber fairen Motorsport bieten. Das ist die Maßgabe. Ich denke, es war auch dieses Mal wieder Werbung für die DTM."

Jetzt kommentieren
Jetzt bewerten

Zum Bewerten musst Du registriert und eingeloggt sein.

Weitere DTM-News

Am Norisring überraschte Mercedes plötzlich mit starker Performance

Heftige Debatten: Die "Lex Mercedes" als Bumerang?

Um die nachträgliche Homologation des aktuellen Mercedes C-Klasse Coupés gab es am Norisring-Wochenende der DTM heftige Debatten. Wie sich in Nürnberg herausstellte, haben die Hersteller …

Wo die DTM die chinesische Flagge hisst, ist noch nicht klar - aber nicht in Guangzhou

Nicht in Guangzhou: China-Rennen mit neuem Standort

Ein Stadtrennen in Guangzhou. Das hatten sich die Verantwortlichen für die DTM-Saison 2014 gewünscht. Doch dieser Wunsch geht offenbar nicht in Erfüllung. Denn wie ITR-Chef Hans-Werner …

So nah war Jamie Green dem späteren Sieger Robert Wickens nur anfangs

Green dreht di Resta um: "Ein Albtraum"

Das Rennen hatte noch nicht einmal begonnen, da hatte Jamie Green (Rosberg-Audi) am Norisring schon ein schlechtes Gewissen. Denn just als das Safety-Car in die Boxengasse abbog und Robert Wickens …

Robert Wickens reckt die Faust: Er hat sein zweites DTM-Rennen gewonnen

Wickens: "Richtig gut"

Erst die Pole-Position, dann der Rennsieg: Robert Wickens (HWA-Mercedes) hat beim vierten DTM-Rennwochenende des Jahres alles richtig gemacht. Auf dem Norisring in Nürnberg war der aus Kanada stammende …

Mercedes-Pilot Pascal Wehrlein hatte am Norisring nicht immer freie Fahrt

Blockade: Ekström bekommt Strafe

Audi-Werksfahrer Mattias Ekström muss am Samstagabend in Nürnberg einen Rückschlag verkraften. Der Schwede wurde von den Rennkommissaren mit einer Strafe belegt. Ekström wird in der …

Speed Heads - Sportwagen- und Auto-Magazin

Das Auto und Sportwagen Magazin mit täglich aktualisierten Auto News, Motorsport News, Auto Tests, Sportwagen Berichten und der streng geheimen Auto Zukunft. Speed Heads ist die Community für echte Auto-Fans und informiert im Sportwagen Magazin über Neuigkeiten aus der Welt der schnellen Autos.

  • emotiondrive Logo
  • World Car Awards Logo
  • Motorsport Total Logo