Ein 26-Jähriger Neuseeländer gründet einen der bekanntesten Rennställe der Welt: Die Vision von Bruce McLaren feiert am 2. September ihren 50. Geburtstag
© Foto: xpb.cc
Am 2. September 1963 nahm alles seinen Anfang. In einer kleinen Werkshalle in New Malden. Als Bruce McLaren, damals 26, seine Crew von Mitarbeitern um sich versammelte, um unter seinem eigenen Namen Rennautos zu entwerfen, zu bauen und einzusetzen. Das war vor genau 50 Jahren. Am 2. September 2013 begeht das von einem jungen Neuseeländer gegründete Rennsport-Unternehmen sein Firmenjubiläum.
"McLaren hat als der Traum eines Mannes seinen Anfang genommen. Seither ist das Unternehmen stetig gewachsen", erklärt Ron Dennis, seit 1980 bei McLaren und inzwischen Vorsitzender der Firmengruppe. "Heute umfasst es die Hoffnungen und Träume von mehr als 2.000 Männern und Frauen. Sie arbeiten so unermüdlich wie einst Bruce McLaren, um sicherzustellen, dass alles unseren hohen Ansprüchen entspricht."
Uns dieses akribische Arbeiten hat in den vergangenen 50 Jahren zu etlichen Erfolgen geführt. Eine Kostprobe gefällig? In 734 Formel-1-Rennen seit 1966 brachte es das Team von Bruce McLaren auf bisher 182 Siege, 389 Podestplätze, 155 Pole-Positions, 152 schnellste Runden und 5.081,5 Punkte. Zwölfmal stellte McLaren den Fahrer-Weltmeister, achtmal holte das Team den Konstrukteurstitel.
Senna und die 1980er prägen das McLaren-Bild
Und auch in Nordamerika war McLaren erfolgreich: Zwischen 1967 und 1971 feierte McLaren insgesamt 43 Siege in der Can-AM-Serie und gewann fünf Konstrukteurstitel, ehe das Team zwischen 1972 und 1976 gleich dreimal beim legendären Indy 500 erfolgreich war. 1995 trat McLaren erstmals bei den 24 Stunden von Le Mans an und siegte auf Anhieb im Langstrecken-Klassiker.
Die Liste der Piloten, die für McLaren gefahren sind und dem Team zu den genannten Erfolgen verholfen haben, liest sich wie ein Who-is-Who des internationalen Motorsports. Doch ein Name sticht heraus aus der Masse: Es ist der von Ayrton Senna, Formel-1-Weltmeister 1988, 1990 und 1991 - jeweils auf McLaren. Er und die weiß-roten Rennautos der 1980er-Jahre prägen bis heute das Bild von McLaren.
Auch bei den aktuellen Piloten des Traditionsteams, das inzwischen in Woking ansässig ist. "Ich bin aufgewachsen, als mein Rennheld Ayrton Senna und Alain Prost mit diesem Team großartige Erfolge eingefahren haben", sagt Jenson Button. Und Sergio Perez ergänzt: "Als ich aufwuchs und meinen Weg in die Formel 1 ging, war Ayrton Senna mein Held. Seither habe ich einen großen Respekt vor McLaren."
Was McLaren so besonders macht
"Dieses Team hat ständig Rennen und Meisterschaften gewonnen, zählt kontinuierlich zu den besten Formel-1-Rennställen. Dass ich im 50. Jahr des Bestehens für McLaren fahren kann, erfüllt mich mit Stolz", erklärt der Mexikaner, dessen britischer Teamkollege ähnliche Gedanken hat: "Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, dass ich stolz darauf bin, für McLaren zu fahren", hält Button fest.
Doch McLaren ist mehr als nur Rennautos und Rennfahrer, wie Dennis betont. "Das 50-jährige Jubiläum stellt eine gute Gelegenheit für jeden einzelnen McLaren-Mitarbeiter dar, zu realisieren, dass er oder sie ein wesentlicher Bestandteil eines Unternehmens ist, das über eine wirklich bedeutende Geschichte und Kultur verfügt." Und eben dies sei nur schwer in Worte zu fassen, meint Dennis.
Der frühere Formel-1-Teamchef fährt fort: "Man kann es die spezielle McLaren-DNA nennen. Oder den Fortbestand der Marke. Oder die Unternehmenskultur. Oder den anhaltenden Erfolgshunger bei allem, was wir tun. So versteht man am ehesten, was ich meine, denke und fühle." Was auch im Firmensitz seinen Ausdruck findet: Das moderne "Technology Centre" gilt als High-Tech-Schmiede.
Von der Garage in die weite Welt
Vom kleinen Garagenteam zu einem Weltkonzern in wenigen Jahrzehnten. Das ist der Weg, den McLaren gegangen ist. "Das Wachstum der vergangenen fünf Jahrzehnte war wirklich erstaunlich", sagt Martin Whitmarsh, Formel-1-Teamchef und Geschäftsführer der McLaren-Gruppe. "Von den bescheidenen Anfängen hat sich McLaren aber nicht nur zu einer weltbekannten Sportmarke entwickelt."
"McLaren steht auch für eine herausragende technische Expertise, mit einem Auge für das Detail. Wir haben ein unglaubliches Erbe und sind deshalb zu den höchsten Standards verpflichtet. Alles, was wir tun, folgt einem klaren Motto: Wie können wir uns verbessern, wie können wir die Besten sein? Das ist die Methodik, die mich ständig neu motiviert. Und sie macht mich unheimlich stolz, für McLaren zu arbeiten."
Ein Gefühl, das an diesem 2. September 2013 wahrscheinlich nicht nur Whitmarsh bewegt. "Wir sind eine Gruppe, die von der Leidenschaft, der Hingabe und dem Glauben unserer Angestellten lebt", erklärt er. "Und wir sind dankbar, dass wir über all die Jahrzehnte eine hervorragende Unterstützung von unseren Partnern erfahren haben. Ihre Hilfe hat uns die Werkzeuge gegeben, um siegen zu können."
Kein Sieg im Jubiläumsjahr
Allerdings nicht in dieser Saison. Ausgerechnet das Jubiläumsjahr verläuft für McLaren in der Formel 1 bisher erfolglos. "Ich glaube aber fest daran: Dieses Team wird wieder nach vorn gelangen", sagt Button. "Du darfst McLaren nie unterschätzen. Denn einen solchen Erfolgshunger habe ich bis dato noch nicht gesehen. Und ihr alle könnt euch sicher sein: Wir mischen bald wieder richtig mit."
Auch Perez meint eine Aufbruchsstimmung im Team zu erkennen: "Es sind die menschlichen Qualitäten, die mich an diesem Rennstall gleich verblüfft haben. Sie stehen zusammen, ohne Wenn und Aber. Du weißt: Sie geben alles für dich. Das veranlasst dich im Gegenzug dazu, ebenfalls alles zu geben." Und heute feiert McLaren das Firmenjubiläum - mit allen über 2.000 Angestellten.
Der Begründer des Formel-1-Traditionsteams, Bruce McLaren, erlebt das aber nicht mehr. Er verstarb am 2. Juni 1970 in Goodwood an den Folgen eines Unfalls, im Alter von nur 32 Jahren. Den Traum vom Grand-Prix-Sieg im eigenen Rennwagen hat er sich aber erfüllt: In Spa-Francorchamps 1968 gewann McLaren auf McLaren. Und das war erst der Anfang einer Erfolgsstory, die bis heute anhält.