Zwei Deutsche an der Spitze und eine Schottin im Zentrum des Interesses: Susie Wolff mit starkem Auftritt bei den Young-Driver-Days in Silverstone
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Susie Wolff hat am Freitag die Formel-1-Geschichte um eine weitere Note fortgeschrieben. Die Schottin war am Abschlusstag der Young-Driver-Days in Silverstone im Cockpit von Williams aktiv - und somit die erste Frau seit 21 Jahren, die wieder an einer offiziellen Session der Königsklasse teilnahm. Die ehemalige DTM-Pilotin stand vor rund 7.000 Zuschauern am Freitag im Fokus. Sie absolvierte 89 fehlerfreie Runden auf der britischen Strecke und erntete für ihre Arbeit im FW35 viel Lob.
In 1:35.093 Minuten konnte Wolff eine solide Rundenzeit markieren und sich auf Rang neun des Tagesklassements platzieren. Sie war damit nur um 0,169 Sekunden langsamer als der deutlich erfahrenere Gary Paffett (8./1:34.924 Minuten) im McLaren. "Susie liefert einen tollen Job ab", twitterte das Williams-Team am Nachmittag. Die Schottin durfte nicht nur Gas geben, sondern musste sich klar an den Testplan der Mannschaft aus Grove halten.
Für Wolff standen am Morgen zunächst einige Aerodynamikerprobungen auf dem Programm. Der FW35 war am Heck mit umfangreichen Messeinrichtungen versehen, die Britin musste den Wagen in konstantem Tempo um den Kurs chauffieren. Nachdem diese Versuche abgeschlossen waren, schickte man die Ehefrau von Williams-Teilhaber Toto Wolff mit etwas weniger Benzin und frischeren Reifen auf einige schnelle Runden. Am Nachmittag standen weitere Entwicklungsfahrten, Boxenstopp-Übungen und Longruns auf dem Programm.
Wolff begeistert Massa
"Sie war gut und schnell. Es ist schön zu sehen, dass mal eine Frau in der Formel 1 fährt", kommentiert Ferrari-Pilot Felipe Massa. "Ich habe mich wirklich für sie gefreut, als ich ihre Rundenzeit auf dem Monitor gesehen habe. Es wäre vielleicht nett, wenn ein Team sie als Einsatzpilotin in ein Auto setzen könnte. Das wäre für uns alle sicherlich interessant." Massa (5.) hatte am Morgen wichtige Reifentests für Pirelli erledigt. Im Rahmen dessen war er in 1:33.624 Minuten einen Hauch schneller als Ferrari-Testpilot Davide Rigon (6./1:33.639). Der Italiener hatte am Nachmittag noch einmal verschiedene Frontflügel ausprobiert.
In die Region der Tagesbestzeit kamen die beiden Ferrari-Piloten nicht. Standesgemäß holte sich Sebastian Vettel zum Abschluss der Young-Driver-Days in 1:32.894 Minuten den Platz an der Sonne. Der Weltmeister unterbot die Bestmarke seines möglicherweise zukünftigen Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo vom Donnerstag um knapp eine Zehntelsekunde. Am Nachmittag überließ Vettel das Cockpit dem Youngster Carlos Sainz jun. (4./1:33.546), der bereits am Vortag im Toro Rosso einen starken Eindruck hinterlassen hatte.
Interessant war der Einsatzplan von Force India. Nachdem Paul di Resta an den Vortagen jeweils einen halben Tag lang im Auto gesessen hatte, absolvierte heute Adrian Sutil (2./1:33.242) 99 Runden für die Inder. Der Gräfelfinger saß fast den ganzen Tag im Cockpit und löste damit etwas Rätselraten aus. Ursprünglich war die Vorgabe der FIA gewesen, dass die Stammpiloten eines Teams in Addition nur einen vollen Tag testen dürfen. Am Ende durfte James Calado (15./1:36.451) noch einmal sechs Runden drehen.
Sauber mit passivem DRS
Im Lager von McLaren arbeitete Paffett unterdessen an weiteren Entwicklungen des Autos. Die Mannschaft aus Woking hatte am Freitag eine neue Nase installiert, die deutlich breitere Flügelaufhängungen aufweist. Das Team lies sich den Luftstrom an der Front per FloViz-Farbe verdeutlichen und setzte viele Sensoren ein. Ganz reibungslos verlief der Tag für DTM-Pilot Paffett nicht. Am Vormittag stand der McLaren wegen Problemen am Antrieb eine Weile an der Box.
Bei Toro Rosso war am Vormittag Stammpilot Jean-Eric Vergne (7./1:33.647) mit dem Erkunden der veränderten Pirelli-Reifen beschäftigt, am Nachmittag bekam Youngster Daniil Kwjat (11./1:35.281) seine Chance. Der junge Russe war aber offenbar nervös. Nach nur wenigen Runden landete er im Kies und sorgte für die vierte Unterbrechung des Tages. Drei Rotphasen gab es zuvor wegen eines Drehers von Giedo van der Garde (10./Caterham/1:35.155), eines Abflugs von Rodolfo Gonzalez (14./1:36.339) und eines Defekt am Auto seines Marussia-Teamkollegen Jules Bianchi (16./1:36.744).
Interessant zu beobachten waren die Arbeiten am letzten der drei Testtage bei Sauber. Einerseits stand Rookie Kimiya Sato im Fokus, andererseits ein passives DRS, das die Schweizer am Morgen ausprobierten. Der Japaner lieferte eine fehlerfreie Vorstellung ab und platzierte sich in 1:35.642 Minuten auf Rang 13 des Klassements. Insgesamt durfte Sato 67 Runden am Steuer des Formel-1-Autos absolvieren. Nach Abschluss der Testarbeiten reisen die Teams nun zum kommenden Grand Prix in Ungarn.