Abschlusstraining: Bottas ärgert die Silberpfeile

, 21.06.2014

Williams-Pilot Valtteri Bottas sichert sich im dritten Freien Training zum Grand Prix von Österreich die Bestzeit vor Lewis Hamilton: Was hat Ferrari in der Hinterhand?

Williams mausert sich am Grand-Prix-Wochenende in Österreich immer mehr zur ernsten Gefahr für die bisher dominanten Mercedes. Im Abschlusstraining vor dem Qualifying in Spielberg am Samstag sicherte sich Valtteri Bottas überraschend in 1:09.848 Minuten die Bestzeit vor dem Silberpfeil-Piloten Lewis Hamilton (+0,050 Sekunden) und dem zweiten Williams von Felipe Massa (+0,053). Das britische Traditionsteam scheint sehr gut aufgestellt zu sein.

"Wir haben einen ordentlichen bis durchschnittlichen Job gemacht bisher", untertreibt Williams-Chefingenieur Rob Smedley nach dem Training bei den Kollegen von 'Sky Sports F1'. Der ehemalige Massa-Renningenieur fordert: "Im Qualifying müssen wir es noch besser machen." Bei wolkigem Himmel und kühlen Temperaturen wurden am Samstagmorgen nicht die Rundenzeiten vom Vortag erreicht. Viele Teams hatten Schwierigkeiten, die weichere Supersoft-Reifenmischung ins Betriebsfenster zu bekommen.

Vor allem im Lager von Mercedes haderte man mit den kühlen Temperaturen. "Es ist generell zusammengerückt, Williams war richtig schnell. Bei uns war das Fahrverhalten gestern anders, das haben beide Fahrer gesagt", schildert Mercedes-Motorsportchef Toto Wollf im 'ORF'. Der Österreicher geht von keinem Spaziergang am Nachmittag aus. "Ich denke schon, dass Williams ganz vorne mitspielen wird." Nicht nur die Balance macht den Silberpfeilen Sorgen. Wegen anhaltender Probleme der ERS-Kühlung muss Mercedes in Spielberg mit etwas weniger Leistung fahren.

Alonso war mit gebrauchten Reifen unterwegs

Der in der WM führende Nico Rosberg konnte das Tempo seines Teamkollegen erneut nicht ganz mitgehen. In 1:09.999 Minuten hatte der Deutsche 0,151 Sekunden Rückstand auf Bottas, im Vergleich zu Hamilton fehlte eine Zehntelsekunde. Rosberg hatte am Morgen sogar gegenüber dem jungen Daniil Kwjat (4./Toro Rosso/+0,079) das Nachsehen, dem eine Fabelrunde auf den rot markierten Option-Reifen gelang. Auf Toro Rosso muss man am Samstag achten, auf Ferrari auch.

Die Tatsache, dass Fernando Alonso in der "kleinen Zeitenjagd" am Vormittag in 1:10.054 Minuten auf den sechsten Rang kam, zeigt nur die halbe Wahrheit. Als einziger der Toppiloten war der Spanier zum Ende der Session mit gebrauchten Supersofts auf die Bahn gegangen. Seine Pneus hatten bereits fünf Runden hinter sich, als der zweimalige Weltmeister eine Runde realisierte, die nur 0,206 Sekunden langsamer war als jene von Bottas. Von Ferrari könnte also noch mehr kommen. Teamkollege Kimi Räikkönen (+0,640) landete auf Rang neun.

Wenig sichtbare Fortschritte gab es im Lager von Red Bull. Beim Heimspiel in der Steiermark haben die Weltmeister mit ihren RB10 große Probleme, die Reifen in das richtige Temperaturfenster zu bekommen. Technikgenie Adrian Newey höchstselbst schaute sich den Luftstrom um die Vorderräder anhand von FloViz-Farbe im Training ganz genau an. Kanada-Sieger Daniel Ricciardo (+0,544) schaffte es auf Platz sieben, Weltmeister Sebastian Vettel (+0,714) wurde Zehnter.

Red Bull bekommt die Gummis nicht warm

"Wir brauchen zu lang, um die Reifen auf Temperatur zu bringen. Es ist etwas besser, aber wir sind nicht dort, wo wir sein wollen. Ich hoffe, jetzt kommen die Ideen, die uns endlich den Sprung nach vorne bringen", meint Red-Bull-Motorsportchef Hemlut Marko. Der Österreicher blickt gen Himmel und hofft auf Wolkenlücken und Sonnenschein. "Temperatur hilft uns immer. Aber wir brauchen acht, zehn Grad mehr, damit es sich auswirkt."

Im Lager der "Bullen" geht man nicht davon aus, dass man auf die Schnelle noch Lösungen findet, um wenigstens um Plätze in der zweiten Startreihe mitkämpfen zu können. Die ersten Positionen werden wahrscheinlich Mercedes, Williams und Ferrari unter sich ausmachen. Auf dem Niveau von Red Bull agieren zurzeit Toro Rosso und McLaren. Kevin Magnussen (8./+0,601) zeigte das Potenzial des MP4-29, das Schwesterauto von Jenson Button (22./+4,389) stand jedoch nach vier Runden mit technischen Problemen an der Box. Vermutlich gibt es einen Schaden am KERS-Generator.

Für Nico Hülkenberg (11./+0,835) und sein Force-India-Team lief es nach einem sehr enttäuschenden Freitag endlich etwas besser. Die Inder scheinen die Balance nun besser im Griff zu haben. Auch Adrian Sutil (16./+1,446) konnte den Rückstand im Vergleich zum Vortag etwas minimieren und - für ihn persönlich sehr wichtig - mal wieder vor dem Teamkollegen Esteban Gutierrez (17./+1,710) fahren. Am Ende des Feldes robbte sich Caterham auf Marussia-Niveau.

Vor dem Start in die Qualifikation zum Großen Preis von Österreich (ab 14:00 Uhr) stellen sich zwei entscheidende Fragen: Wie warm wird es in der Zeitenjagd? Und welche Rolle wird die knifflige Kurve acht spielen? Rennleiter Charlie Whiting hat alle Piloten am Morgen noch einmal ermahnt: Wer ausgangs der vorletzten Kurve mit allen vier Rädern von der Bahn fährt, dessen Rundenzeit wird im Qualifying gestrichen. Wie schwierig das einhalten der Linie ist, zeigte sich im Training: elf Ermahnungen wegen Verlassens der Strecke innerhalb von nur drei Minuten.

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