Jenson Button sichert sich die Bestzeit im dritten Training in Sao Paulo - Sebastian Vettel (2.) stellt im WM-Trainingsduell gegen Fernando Alonso (8.) auf 3:0
© Foto: McLaren
Vor dem prognostizierten Wetterumsturz in Sao Paulo, der unter Umständen schon heute vor dem Qualifying eintreten könnte, sicherte sich das McLaren-Team im dritten Freien Training zum Grand Prix von Brasilien die dritte Bestzeit dieses Wochenendes. Allerdings war nach zweimal Lewis Hamilton gestern heute Morgen Jenson Button dran.
Bei bewölktem Himmel und daher um 15 Grad Celsius niedrigerer Asphalttemperatur als gestern meldete der Brite gleich zu Beginn der Session am Funk, dass die Strecke über "erstaunlichen Grip" verfüge, und den verstand er in den 60 Minuten dann auch gut zu nutzen. Button gelang mit den weicheren Medium-Reifen die größte Steigerung aller Topfahrer und erzielte in 1:13.188 Minuten die bisher beste Zeit des gesamten Wochenendes.
Interessant: Obwohl McLaren auf den beiden langen Geraden relativ früh in den Drehzahlbegrenzer vorstieß, hatten Button und Hamilton mit je 314 km/h den besten Topspeed, gefolgt von Mercedes und Sauber (313 km/h). So kam es dann auch, dass Sebastian Vettel (Red Bull) auf seiner letzten Runde zwar bei der zweiten Zwischenzeit 0,037 Sekunden Vorsprung hatte, im schnellen letzten Sektor aber noch rund eine Zehntelsekunde einbüßte.
Red Bull im dritten Sektor unterlegen
Dieses Manko im dritten Sektor zog sich wie ein roter Faden durch die Session, aber ansonsten läuft für den möglicherweise bald dreifachen Weltmeister bis auf einen Mini-Ausritt im Senna-S weiterhin alles wie am Schnürchen - sogar Teamkollege Mark Webber (+0,197) zeigte als Dritter, dass er im Titelkampf unter Umständen ein starker Helfer sein kann. Hamilton wurde hinter Button und den beiden Red Bulls Dritter, diesmal mit 0,201 Sekunden Rückstand.
Während Vettel 21 Runden drehte, begnügte sich WM-Rivale Fernando Alonso mit deren 15. Der Spanier übte mit Teamkollege Felipe Massa (10./+0,524) im Schlepptau Windschattenfahren bei Start und Ziel, wobei man davon ausgehen darf, dass Ferrari die Reihenfolge im Qualifying umdrehen wird, sollte das Experiment dort fortgeführt werden. Viel gebracht hat es freilich ohnehin nicht: Alonso fehlten auf P8 0,503 Sekunden auf die Bestzeit.
Dafür nutzte er das Abschlusstraining wieder für Psychospielchen, etwa als er noch mit Sonnenbrille an der Box saß, während Vettel schon fleißig testete, oder als er hinter seinem deutschen Konkurrenten auf die Strecke ging, aber vor ihm an die Box zurückkehrte. Trotzdem fehlt es Ferrari an Speed, zumindest auf trockener Fahrbahn. "Ich glaube übrigens, dass wir ein bisschen zu viel Frontflügel haben", funkte Massa am Ende der Session.
Feld wieder ganz eng beisammen
15 Autos lagen innerhalb von 1,159 Sekunden, und eigentlich hätten es sogar 16 sein müssen, denn für Kimi Räikkönen war die Session wegen eines kapitalen Motorschadens schon nach drei Runden beendet. Der Finne schaute sich die Session von der Gegengerade aus an, ehe er nach einer knappen Dreiviertelstunde endlich von einem Strecken-Mercedes abgeholt wurde. Der Motor war über Nacht neu eingebaut worden, für das Qualifying gibt es aber noch einen neuen.
Besser lief es für seinen Teamkollegen Romain Grosjean (+0,232), der als Fünfter erster McLaren- und Red-Bull-Jäger war, gefolgt überraschenderweise von den beiden Force Indias. Nico Hülkenberg lag nach seinem Run auf weichen Reifen kurzzeitig sogar in Führung, wurde dann aber noch um 0,116 Sekunden von Paul di Resta abgefangen. Am Ende belegten die beiden die starken Positionen sechs und sieben, noch vor Alonso.
Beinahe-Kollision zwischen Senna und Schumacher
Pastor Maldonado (+0,512) wurde Neunter, für eine Schrecksekunde sorgte aber sein Teamkollege Bruno Senna (11./+0,760) : Erst rutschte er ausgerechnet im nach seinem Onkel benannten Senna-S von der Strecke, dann passierte ihm in der Juncao-Kurve vor Start und Ziel ein Ausritt. Senna rutschte unkontrolliert in Richtung Fahrbahn zurück, geriet ins Schleudern - und wäre beinahe mit Michael Schumacher (15./Mercedes) kollidiert, der gerade noch ausweichen konnte.
Im Bereich, der heute Nachmittag in Q2 ausscheiden würde, nisteten sich wie so oft Williams, Mercedes, Sauber und Force India ein, gefolgt von Caterham, Marussia und HRT. Für Timo Glock (20./2,575) wird es möglicherweise eine Verwarnung seitens der FIA geben, denn beim Rausfahren aus der Box überfuhr der Marussia-Pilot die weiße Linie, als er einem Gegner auswich, der dort gerade einen stehenden Start übte.
Nach dem letzten Freien Training der Formel-1-Saison 2012 geht jetzt vor allem bei Red Bull und Ferrari das große Pokern los, mit welcher Abstimmung man ins Qualifying gehen soll. Bereits heute Morgen zogen dunkle Wolken auf - eventuell schon in ein paar Stunden, spätestens aber morgen soll es regnen. Das könnte dazu führen, dass der eine oder andere das Qualifying für eine bessere Rennabstimmung opfert...