Der Mercedes-Verantwortliche glaubt, dass die Formel 1 durch die neuen Multistopp-Strategien nachhaltig Schaden nimmt und sieht die FIA als Schuldigen
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Im vergangenen Jahr waren die unberechenbaren Pirelli-Reifen das Thema der ersten Saisonhälfte. Allen voran Michael Schumacher äußerte sich kritisch über den schnell abbauenden Pneu, den die Teams im Laufe der 19 Grands Prix in den Griff bekommen zu haben schienen. Für 2013 haben die Italiener deshalb noch weichere Mischungen in ihr Programm aufgenommen, erneut mehr Abbau und damit auch mehr Boxenstopps herbeigeführt. Wieder ruft das Kritiker auf den Plan, und zwar aus dem Mercedes-Lager.
Niki Lauda schmecken die neuen Gummis gar nicht: "Das Problem mit den Reifen ist absolut deppert", schimpft der Aufsichtsrats-Chef des Formel-1-Teams im Gespräch mit 'Bild'. Sein Team hatte beim Saisonauftakt am Wochenende in Melbourne deutliche Probleme, seine Strategie auf die neuen Gegebenheiten auszurichten. Der Österreicher wittert eine Grundsatzentscheidung, die im Sinne der Fans so nicht hätte fallen dürfen. "Künstlich für immer mehr Boxenstopps zu sorgen, ist falsch."
Der Ex-Weltmeister glaubt, das die Zuschauer den Überblick verlieren würden, nimmt jedoch nicht den Zulieferer in die Pflicht. "Hersteller Pirelli kann ja nichts dafür, die machen nur, was die FIA bei ihnen bestellt", schießt Lauda gegen den Automobil-Weltverband. Dass die Reihenfolge auf der Strecke durch unterschiedliche Taktiken wenig aussagekräftig wird, ist ihm ein Dorn im Auge: "In 90 Prozent eines Rennens versteht niemand, wer jetzt wirklich vorne liegt", so Lauda mit Blick auf den Saisonauftakt weiter.
Also ein Strategie-Leckerbissen für Experten, aber nichts mehr für den Durchschnitts-Fan? Weit gefehlt, meint der TV-Experte, der bei den Ingenieuren nachfragt. "Aber selbst unsere Leute sind verwirrt", räumt Lauda ein und befürchtet, dass der Sport Schaden nimmt, sollte Pirelli nicht nachbessern respektive die FIA einlenken. "Wenn die weichen Reifen so weich bleiben, ist das schlecht für die Formel 1. Die Zuschauer kommen nicht mehr mit, wenn es mehr als zwei Boxenstopps gibt. Dieser Weg ist grundsätzlich falsch."