"Absurdes" Qualifying-Problem: Ferrari versumpft im Mittelfeld

, 31.05.2016

Wieso geht der SF16-H im entscheidenen Qualifying-Abschnitt nicht mehr vorwärts? Ein Motorupdate in Kanada könnte die Lösung bringen - Vettel: "Ist unsere Schuld"

Die Formel-1-Szene beschwor vor Saisonbeginn das Duell Mercedes versus Ferrari, doch seit gut zwei Wochen spricht kaum noch jemand über die Scuderia, wenn es um die WM-Titel geht. Red Bull ist das Team der Stunde und die einzige Truppe, die den Silberpfeilen derzeit gefährlich wird. Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen müssen sich fragen, ob sie auf verlorenem Posten stehen. "Wir waren weder in Spanien noch in Monaco gut genug", räumt Teamchef Maurizio Arrivabene ein.

Der Italiener beteuert jedoch zu wissen, wo das Problem mit SF16-H liege: im Qualifying, genauer gesagt in Abschnitt drei. Offenbar schafft Ferrari es nicht, das Tempo des Autos auf einer Runde auszureizen. Ob das an einem wegen der Zuverlässigkeitssorgen nicht aufgedrehtem Antrieb oder dem Fehlen eines geeigneten Mappings liegt, sei dahingestellt. Arrivabene kratzt sich am Kopf: "Es ist absurd, dass ein Auto in Q1 und Q2 eine Leistung bringt, sie dann aber nicht in Q3 wiederholen kann."

Solange keine Lösung in Sicht ist, nützt die Erkenntnis den Roten herzlich wenig. "Es wird aber sicher Grands Prix geben, die uns liegen werden", tröstet sich der glücklose Räikkönen. Nämlich, wenn Überholen möglich ist. In Barcelona und in Monaco führte kaum ein Weg am Vordermann vorbei - selbst mit DRS. Ferrari war nicht in der Lage, sein Tempo über die Distanz zu nutzen und sich von der unvorteilhaften Ausgangslage zu rehabilitieren. Auf Aufholjagden sollte sich das Team nicht verlassen.

Am vergangenen Samstag fehlten Vettel und Räikkönen 0,930 respektive 1,110 Sekunden auf die Pole-Position. Force India und Toro Rosso waren auf ähnlichem Niveau - in Person von Nico Hülkenberg sogar schneller. Fallen die Roten im Qualifying hinter Mittelfeld-Teams zurück, steigt auch das Kollisonsrisiko am Start und die Piloten müssen im Verkehr die Reifen beanspruchen. Ein Teufelskreis.

"Es ist unsere Schuld, ganz einfach", sagt Vettel, "wenn wir das Auto im Zeittraining weiter nach vorne bekommen, wird es am Sonntag ein besseres Rennen. Im Fall Monaco reden wir über ein Podium, im Fall Barcelona über den Sieg." Das Potenzial des Autos sei vorhanden, ist sich der Ex-Champion sicher. Um es zu nutzen, soll ein für den anstehenden Kanada-Grand-Prix versprochenes Motorenupdate helfen. Ob auch der dringend benötigte Qualifying-Boost dazugehört, bleibt ein Geheimnis.

Ferrari hält sich bedeckt. "Wir werden in Sachen Antrieb Neues bringen", tastet sich Arrivabene mit Blick auf Montreal vor. "Wir wissen nicht, ob es auch Token benötigen wird. Wir führen bei der Entscheidungsfindung Gespräche mit der FIA." Fakt ist: Ferrari bleibt nicht mehr viel Spielraum. Jedes Update braucht einen Tausch von Komponenten, die knapp werden. Hagelt es Strafen, ist die Startposition noch schlechter. Hinzu kommt, dass Red Bull in Kanada mit beiden Autos die neue Renault-Ausbaustufe nutzen und auf der Powerstrecke aus den Verbesserungen Kapital schlagen wird.

Vettel tröstet sich damit, dass Mercedes greifbarer scheint als noch 2015: "Im vergangenen Jahr waren wie im Niemandsland mit riesigem Abstand zu den Autos vor uns und den Autos hinter uns. Jetzt ist die Lücke kleiner", sagt der Heppenheimer. Das klingt nicht nach Ferrari, was auch Vettel weiß: "Unsere Ziele sind so ambitioniert wie die keines anderen Teams." Räikkönen formuliert sie aus: "Wir wollen in jedem Grand Prix um den Sieg kämpfen. Wir sind nicht glücklich darüber, wie wir dastehen. Aber wir sind auch nicht schlechter als im vergangenen Jahr." Ein schwacher Trost.

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