Ein Comeback von Alfa Romeo in der Formel 1 scheiterte nur an bürokratischen Hürden - Helmut Marko bestätigt Red-Bull-Teilnahme an der Saison 2016
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Red Bulls Motoren-Odyssee scheint zu einem guten Ende zu kommen: Nach Christian Horners erlösenden Aussagen bestätigt auch Helmut Marko, dass beide Teams 2016 dabei sein werden. Unterdessen kommen weitere Details über den Verhandlungsmarathon ans Licht. In Gesprächen mit Ferrari wurde ein Plan diskutiert, den Namen "Alfa Romeo" in die Formel 1 zurückzubringen. Dieser Plan musste jedoch wegen diverser Unwägbarkeiten fallen gelassen werden.
Die Italiener waren ursprünglich im Sommer bereits aus dem Rennen, als Red Bull irrtümlich geglaubt hatte, sich Mercedes-Motoren gesichert zu haben. Nach der endgültigen Absage aus Stuttgart war Ferrari wieder eine Option. So wurde laut 'Motorsport.com' ein Geheimplan diskutiert: Red Bull sollte die 2015er-Antriebseinheit von Ferrari bekommen und eigenständig in den erlaubten 32 Token weiterentwickeln. Dafür sollte das Aggregat den Namen "Alfa Romeo" erhalten. Dies ist Teil einer Strategie von Sergio Marchionne, sämtliche Marken des Fiat-Konzerns bekannt zu machen.
Alfa Romeo kann auf eine erfolgreiche Motorsport-Vergangenheit zurückblicken, ist jedoch seit zehn Jahren nicht mehr werksseitig im Motorsport vertreten. Der Deal hätte Red Bull eine gewisse Unabhängigkeit von den Herstellern verschafft, während Marchionne einen traditionsreichen Namen zum Nulltarif in die Formel 1 zurückgeholt hätte. Alfa Romeo hatte 1950 und 1951 und noch einmal zwischen 1979 und 1985 an der Formel 1-Weltmeisterschaft teilgenommen. Zudem trat der italienische Hersteller in den 70er-Jahren als Motorenlieferant für McLaren, March und Brabham auf.
Umsetzung scheitert an Bürokratie
Letztlich scheiterte die Abmachung aber an mehreren Punkten. Red Bull hätte im Eilverfahren eine eigene Motorenabteilung hochziehen müssen, die eigentlichen Hürden sind aber eher bürokratischer Natur: So verbietet die FIA Herstellern per Reglement zwei unterschiedliche Motoren für eine Saison zu homologieren, darüber hinaus wäre der Weg juristisch fragwürdig gewesen - Stichwort: geistiges Eigentum. Außerdem fürchtete Red Bull, dass Ferrari es verbieten würde, dass der eigenständig weiterentwickelte Motor die Werksaggregate schlägt.
Nach den gescheiterten Verhandlungen mit Ferrari wurde Red Bull bei Honda vorstellig, doch zu Gesprächen kam es gar nicht erst, nachdem McLaren klar gemacht hat, dass man Exklusivpartner der Japaner sei und sein Veto einlegen würde. Red-Bull-Teamchef Christian Horner erlöste die Formel 1 dann am Donnerstag: Der österreichische Konzern wird dem Fahrerlager erhalten bleiben. Helmut Marko bestätigt bei 'Sky': "Beide Red-Bull-Teams werden nächstes Jahr dabei sein. Ich kann noch nicht sagen, in welcher Motorenpartnerschaft, weil noch Details zu finalisieren sind."
Es gibt nun zwei Optionen: Red Bull begnügt sich entweder für ein Jahr mit Ferrari-Vorjahresmaterial oder schlägt sich eine weitere Saison mit Renault-Triebwerken durch. Gerüchten im Fahrerlager zufolge ist Letzteres die derzeit bevorzugte Option - in Kombination mit den von Renault ursprünglich verworfenen Upgrades von Ilmor. "Es wäre die einfachste Lösung, denn man kennt die Einbaudaten des Renault-Motors", sagt Marc Surer auf 'Sky'. Für die Renault-Variante spricht außerdem, dass Red-Bull-Chefingenieur Paul Monaghan zusichert, dass sein Team keine Testfahrten für 2016 verpassen werde.
Marko ohne Sorgen um Alternativmotor
Wie auch immer die endgültige Lösung für Red Bull aussieht, Marko stimmt die Fans des einst dominanten Teams der Formel 1 auf ein drittes Jahr Flaute ein: "Wir sehen 2016 als Übergangsjahr an, um 2017 wieder mit dem unabhängigen Motor richtig dabei zu sein, der mit den Hybridtriebwerken gleichwertig sein wird." Die FIA hat diesbezüglich das Heft in die Hand genommen und bereits eine Ausschreibung auf den Weg gebracht.
Red Bull, Bernie Ecclestone und Jean Todt verbindet trotz aller Differenzen auf anderen Ebenen eine Interessenkohäsion: Todt und Red Bull wollen die Vormachtstellung der Hersteller brechen, Ecclestone die ungeliebten Hybrid-Motoren loswerden. Doch die Konzerne haben Machtinstrumente - unter anderem bildet ein Vetorecht Ferraris eine Hürde. Marko bleibt gelassen: "Wir haben die Zusicherung von Bernie Ecclestone, dass diese Motoren kommen werden. Vielleicht mit einer Mehrheit, sonst gibt es andere Wege, um es durchzusetzen."
Der Red-Bull-Motorsportberater rechnet vor: "Uns wurden bislang Motoren zwischen 30 und 35 Millionen Euro angeboten, der Preis für den neuen V6-Biturbo soll irgendwo zwischen sechs und acht Millionen pro Jahr liegen. Das sind nur die Einsparungen beim Basispreis. Man braucht weniger Kühler und Personal aufgrund der simpleren Technik. Die Ersparnis liegt im Bereich von 30 Millionen Euro." Pro Saison, wohlgemerkt. Eines zeichnet sich jetzt schon ab: Red Bulls Motoren-Odyssee wird sich bald auf eine andere Ebene verlagern - die politische.