Lotus-Technikchef James Allison über die Erkenntnisse aus der Jerez-Testwoche und die Arbeiten in der Fabrik: Barcelona-Drama soll sich nicht wiederholen
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Lotus hat die erste Testwoche des Jahres mit soliden Darbietungen über die Bühne gebracht. Die beiden Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean äußerten sich nach ihren Einsätzen im neuen E21 zuversichtlich, die Riege der Techniker nickte zustimmend mit den Köpfen. Nun stehen bald zwei weitere Testwochen in Barcelona auf dem Programm. Technikchef James Allison blickt den Probefahrten freudig entgegen. Einen Chassisbruch wie im Vorjahr befürchtet man nicht.
Frage: "James, wie nützlich waren die Testfahrten in Jerez?"
James Allison: "Solche Wintertests sind enorm kostbar. Wir haben immerhin nur insgesamt zwölf Tage Zeit, um ein solch komplexes Auto auszuprobieren. Das sind zwölf Tage, um Auto und Team für den Saisonstart in Melbourne fit zu machen. Jerez hat den Teams vier Tage lang schönes Wetter geboten und die Möglichkeit, das Auto auf einer anspruchsvollen Strecke in Sachen Zuverlässigkeit und Performance an die Grenzen zu treiben. Wir haben den Test mit guten Eindrücken verlassen, haben den E21 als schnell und recht zuverlässig kennengelernt."
Frage: "Welche Erkenntnisse hat man bezüglich der neuen Pirelli-Reifen gewinnen können?"
Allison: "Pirelli hat die innere Struktur und auch die Mischungen auf der Reifenoberfläche verändert. Punkt eins hatte zum Ziel, dass die Reifen ein besseres Handling beim Einlenken unter Bremslast ermöglichen. Punkt zwei soll für besseres Racing sorgen. Die weicheren Mischungen bauen in Sachen Rundenzeiten schneller ab."
"Unserer ersten Einschätzung nach haben die Anpassungen an der Struktur Wirkung gezeigt. Wir arbeiten noch am Setup, um das Beste aus diesen neuen Möglichkeiten herauszuholen. Was die Wahl der Mischungen anbelangt, so sind wir mit der Richtung, die Pirelli eingeschlagen hat, zufrieden. Nun liegt es an uns, die Reifen an unserem Auto länger haltbar zu bekommen als bei der Konkurrenz."
Frage: "Nachdem der erste Test absolviert ist: Was steht für das Team als nächstes auf dem Plan?"
Allison: "Die größte Arbeitslast zwischen heute und dem ersten Rennwochenende in Melbourne besteht darin, ausreichend Ersatzteile zu fertigen, damit wir richtige Rennen bestreiten können. In Jerez hatten wir nur ein Chassis im Einsatz. Für den Auftakt in Melbourne brauchen wir aber vier davon, um loslegen zu können. Getriebe, Aufhängungsteile, Bodywork und tausende Kleinteile müssen bereit sein."
"Gleichzeitig arbeiten wir unter Hochdruck an einem großen Updatepaket für Melbourne, damit wir konkurrenzfähig bleiben können. Während in der Fabrik unter Schweiß gearbeitet wird, plant unsere Logistikabteilung die kommenden zwei Tests. Alle werden alles geben, damit wir unsere Stärken weiter ausbauen und die Schwächen minimieren können, bevor es im Rennen ernst wird."
Frage: "Im vergangenen Jahr lief das Auto in Jerez gut, aber den Barcelona-Test musste man nach einem halben Tag abbrechen. Gibt es Befürchtungen, dass sich so etwas auf dem Circuit de Catalunya wiederholen könnte?"
Allison: "Im vergangenen Jahr hatten wir ein Problem, weil wir eine Verbindung schlecht ausgelegt hatten. Wir hatten ein Aufhängungsteil so konstruiert, sodass es nur bei absolut optimaler Fertigung halten konnte. Diese Art von Verbindung war knifflig zu produzieren, um an jedem Chassis das optimale Ergebnis zu zeigen."
"Bei unserem Chassis Nummer 1 aus Jerez damals war es gut genug und hat die Last vertragen. In Barcelona kam das zweite Chassis zum Einsatz, dort war dieses Teil nur einen Hauch anders. Es konnte der Belastung nicht standhalten und ging sofort kaputt. Nachdem wir diesen Fehler erkannt hatten, nahmen wir Anpassungen vor und legten die Verklebung so aus, sodass es zwischen den einzelnen Chassis keine Unterschiede mehr geben konnte. Beim E21 haben wir auf diesen Bereich ganz genau geachtet. Wir erwarten diesbezüglich keine Dramen mehr."