Alonso bedient: "Verlieren drei Sekunden auf den Geraden"

, 29.04.2017

Fernando Alonsos "unglaublich" am Funk galt der Chancenlosigkeit seines Motors, die ihm bis zu drei Sekunden kostet - Er selbst sieht sich wieder so gut wie nie

Viele Zuschauer dürften sich verwundert die Ohren gerieben haben, als Fernando Alonso am Ende von Q1 sein Dienstgefährt lobte: "Das Auto fühlte sich gut an, sehr gut. Viel Grip, gute Balance, und die Runde war nahezu perfekt", betonte er am Funk - etwas ungewohnt, nachdem er sich beinahe in jeder Session über den MCL32 beschwert. Nach Q2 folgte noch ein etwas kryptisches "Unglaublich. Einfach unglaublich."

Hat sich der Spanier etwa mittlerweile mit seinem Dienstgefährt angefreundet? Im Gegenteil, denn auch dieser Funkspruch war wieder einmal deutliche Kritik an Motorenpartner Honda, die Alonso wieder einmal chancenlos haben dastehen lassen. "Ich performe auf dem besten Level meiner Karriere, und dass wir in Q2 3,3 Sekunden von der Bestzeit weg waren, ist unglaublich", erläutert er seinen Funkspruch.

Alonso schaffte es zwar in den zweiten Qualifying-Abschnitt, doch dort wurde er mit Abstand Letzter und wird morgen von Rang 15 aus ins Rennen gehen. Das Lob für sein Auto war ernst gemeint, allerdings nur für das Chassis. Denn in den Kurven sei man weiterhin konkurrenzfähig. "Aber auf der Geraden haben wir 1,3 Sekunden gegenüber der Konkurrenz verloren - und das allein auf der ersten", schüttelt der Spanier den Kopf. "Auf allen Geraden sind es zweieinhalb bis drei Sekunden pro Runde."

Alonso fährt wieder einmal seine beste Runde ...

Rechnet man den Motorennachteil von Honda mit in die Zeit, dann wäre Alonso heute locker in die Top 10 gefahren und hätte in Q2 sogar Rang zwei belegt - er könnte es also locker mit Mercedes und Ferrari aufnehmen. Doch die Realität sieht anders aus: "Wir wussten, dass es auf diesem Kurs stark auf Leistung ankommt. Wir wussten, dass wir nicht konkurrenzfähig sein würden", hadert er.

Mit seiner eigenen Performance ist Alonso hingegen wieder einmal sehr zufrieden. Schon in den vergangenen Rennen will er stets eine seiner besten Leistungen gezeigt haben - so auch in Sotschi: "Von allen Runden, die ich hier gefahren bin, war die Runde in Q1 die mit Abstand beste", lobt er sich und sieht sich durch den großen Abstand von sieben Zehntelsekunden vor Teamkollege Stoffel Vandoorne in Q1 bestätigt: "Er hat in allen Serien bis zur Formel 1 gewonnen und dominiert. Ich fühle mich im Auto großartig und konkurrenzfähig", so der zweimalige Weltmeister.

Auch das Team betont weiterhin die Qualitäten seines Piloten, die nur durch den Motor zurückgehalten werden: "Er sah heute richtig großartig auf der Strecke aus", unterstreicht Rennleiter Eric Boullier und hofft, dass man seinem Starpiloten schon bald ein Paket liefern kann, "das lieber früher als später besser zu seinen grandiosen Talenten passt."

Vandorne: Zumindest kein neues Problem

Von all dem außen vor ist wieder einmal Stoffel Vandoorne: Der Belgier musste als 17. erneut in Q1 die Segel streichen, hat nach seinem Motorenwechsel aber ohnehin eine Strafversetzung um 15 Positionen vor sich. "Wir wussten schon vor dem Qualifying, dass wir ganz hinten starten würden", zuckt er nur mit den Schultern. "Wir wussten, dass nicht viel Neues am Auto sein würde, von daher haben wir ein schwieriges Wochenende erwartet."

Als positiv erachtet er, dass zumindest kein neues Problem mit der MGU-H am Honda-Triebwerk auftrat, nachdem er in Bahrain am Sonntag zum Zuschauen verdammt war und auch bei den Tests nicht fahren konnte.

Morgen stehen er und Alonso vor der großen Herausforderung, von weit hinten nach vorne kommen zu müssen. Neben einer Zielankunft hat man sich immer Punkte als Ziel gesetzt, doch beide Piloten wissen, dass es von 15 und 20 aus sehr schwierig werden wird: "Wir sind nicht schnell genug für die Punkte", seufzt Alonso und hofft zwangsläufig auf den Faktor Glück: "Wir müssen abwarten, was vor uns passiert."

Alonso wünscht sich einen "Torpedo"

Hoffnung macht zumindest das Vorjahr, als Alonso von Rang 14 auf Rang sechs preschen konnte, doch dafür müsse auch Ähnliches wie 2016 passieren: "Wir brauchen einen Torpedo in Kurve 3, um eine Chance zu haben", lacht er und spielt damit auf Daniil Kwjat an, der damals mehrfach in Sebastian Vettel rauschte und anschließend sein Red-Bull-Cockpit verlor - er fährt an diesem Wochenende mit einem Torpedo auf dem Helm.

Doch nach dem Start dürfte die Sache für McLaren recht schwierig werden: Weil es voraussichtlich kaum strategische Variationen geben wird, gehen die Piloten davon aus, dass sie auf der Strecke überholen müssen. "Aber das dürfte für uns schwierig werden", winkt Vandoorne angesichts des Leistungsdefizits ab. Der Blick geht laut Alonso eher nach hinten: "Wir werden sehen müssen, wie wir uns auf den Geraden gegen die anderen verteidigen können."

Die Verzweiflung wird also auch am vierten Rennwochenende des Jahres nicht geringer, dafür steigt der Galgenhumor weiter, wie die Frage eines Journalisten zeigt: Er will von Alonso wissen, wie sich die g-Kräfte durch die verbessere Performance und höhere Geschwindigkeiten geändert haben. Alonsos Antwort: "Wir sind so langsam. Bei uns verbessert sich gar nichts."

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