Fernando Alonso hat langsam genug von den Pirelli-Reifen und spart nicht mit Kritik an den schwarzen Walzen - Paul Hembery ist enttäuscht vom Ferrari-Star
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Langsam reißt bei Ferrari der Geduldsfaden: Nachdem man in der Qualifikation von Südkorea der Konkurrenz um Red Bull und Mercedes wieder einmal deutlich hinterherhinkte, fand Fernando Alonso deutliche Worte in Richtung Pirelli und ihre Bröselreifen: "Der Reifen hält keine fünf Kilometer durch", ätzt der Spanier. "Die Qualität der Reifen ist am Limit."
Besonders zu Saisonbeginn prallte häufig solche Kritik aus den Lagern von Mercedes und Red Bull zu Pirelli, doch seit der Einführung der neuen Konstruktionen nach Silverstone wurden die Töne eigentlich leiser. Nun scheint sich Ferrari wieder an die Diskussionen erinnert zu haben. "Es ist zwar für alle gleich, aber ich bin sicher, dass die Autos keine fünf Kilometer durchhalten würden, wenn alle vom Start weg 100 Prozent geben würden", legt Alonso nach.
"Es ist nicht schön, 95 Prozent der Runde so zu fahren", ärgert er sich über den erzwungenen Schonstil des italienischen Reifenherstellers. Natürlich ist auch dem Doppelweltmeister bewusst, dass Pirelli nur das entwickelt, was von ihnen verlangt wird. "Ich gebe den Reifen nicht die Schuld, aber sie sind nicht gut", sagt er. "Das können alle mit ihren eigenen Augen sehen." Zwar wurde Ferrari in den vergangenen drei Rennen auch jeweils von weiter hinten noch Zweiter, doch was einen ähnlichen Husarenritt morgen betrifft, da zeigt sich Alonso skeptisch.
Viele Autos um ihn herum könnten ein besseres Reifenmanagement an den Tag legen, sagt er. "Da ist zum Beispiel Sauber, die in Q1 ausgeschieden sind, und jetzt mit den 2012er Reifen plötzlich beide in Q3 sind." Damit trifft Alonso auch schon den nächsten Nerv: Die Änderung der Reifenkonstruktionen nach Silverstone sind der Scuderia immer noch ein Dorn im Auge: "Das war eine große Veränderung und eine große Bestrafung für Ferrari und Lotus", ärgert er sich, dass auf die Klagen von Red Bull und Mercedes gehört wurde, die beide von der Änderung profitiert haben.
Allem Anschein nach versucht Ferrari sich jetzt mit ebenso großer Kritik Gehör zu verschaffen, denn auch Felipe Massa pflichtet seinem Teamkollegen bei: "Man sieht, dass manche Teams sich von einem Rennen auf das andere verbessert haben", kritisiert der Brasilianer die Änderungen, die auch ohne das verheerende Rennen von Silverstone eingeführt worden wären. "In so vielen Rennen war Mercedes im Rennen nirgendwo, und plötzlich sind sie nicht mehr in dieser Situation."
"Auch Sauber hatte massive Probleme, und ich denke nicht, dass sie ihr Auto komplett verändert haben", erklärt Massa weiter. "Sie haben nun ein viel schnelleres Auto verglichen mit vorher. Wir nicht. Uns hat die Veränderung definitiv geschadet." Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery kennt die Argumente in diesem Jahr zur Genüge. Schon häufig musste sich der Reifenhersteller in dieser Saison starker Kritik annehmen.
Immer wieder prallte die Kritik auch an Pirelli ab, doch nun sei ausgerechnet Fernando Alonso zu weit gegangen, findet Hembery: "Natürlich ist Alonso einer der Formel-1-Größen. Solche Kommentare zu hören ist daher enttäuschend und unter dem Niveau, das man von einem solchen Champion erwarten kann", so der Brite, der sich eine Spitze zurück nicht verkneifen kann: "Ich kann ihm nur vorschlagen, dass er den bald vierfachen Weltmeister mal fragt, wie man das Beste aus den gleichen Reifen holt."