Die Ferrari-Nummer-eins unterliegt im Qualifying von Sepang erneut Teamkollege Felipe Massa und relativiert die Bedeutung der Startaufstellung
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Im kniffligen Qualifying von Sepang betrieb Ferrari-Star Fernando Alonso Schadensbegrenzung. Am Ende sprang für den Spanier Startplatz drei heraus. Damit liegt er klar vor WM-Leader Kimi Räikkönen, aber deutlich hinter Sebastian Vettel, der sich die Pole-Position holte. Und auch Teamkollege Felipe Massa war auf dem nassen Kurs schneller als Alonso. Bereits in Melbourne unterlag WM-Mitfavorit Alonso seinem brasilianischen Teamkollegen, der 2013 deutlich besser in die Saison gestartet ist als im Vorjahr. Im Interview spricht Alonso über den teaminternen Kampf und die Taktik für das Rennen.
Frage: "Du hast hier im Vorjahr gewonnen und startest von Position drei. Wie gehst du an das Rennen heran?"
Fernando Alonso: "Ich werde versuchen, ein gutes Rennen abzuliefern und so viele Punkte wie möglich zu holen. Wir sind uns bei der Performance des Autos im Renntrimm nicht sicher. Jeder Longrun, den wir abspulen, ist unkonstant - manchmal sieht es gut aus, manchmal nicht - und wir müssen abwarten, wie es im Rennen läuft. Bei den Longruns am Freitag hatten wir keine großen Probleme. In Melbourne war das Renntempo okay. Es gibt also keinen Grund, für morgen nicht optimistisch zu sein. Wir müssen sehen, was wir ausrichten können."
Frage: "Was hast du in den Trainings gelernt, was dir im Grand Prix helfen wird?"
Alonso: "Wir müssen alle Informationen nutzen, die wir gestern vom Longrun und heute Morgen erhalten haben. Selbst im Qualifying, alle Runden, die man auf der Rennstrecke absolviert, sind wichtig, weil es immer Änderungen gibt: die Temperatur, die Wetterbedingungen und so weiter. Morgen erwarten wir Regen, wie an allen Nachmittagen. Ob er vor dem Rennen, zum Start des Rennens, während des Rennens, am Ende des Rennens kommt, wissen wir nicht. Wir müssen also für Änderungen gerüstet sein. Das wirklich Gute und das einzig Positive ist, dass unser Auto bei beiden Bedingungen gut funktioniert: im Regen und im Trockenen. Wir sind also nicht besorgt, was morgen kommt. Egal was passiert, wir werden hoffentlich konkurrenzfähig sein."
Frage: "Das Timing war heute sehr wichtig. Im Vorjahr hast du im Nassen hier gewonnen. Das Timing ist sehr wichtig, weil die Runde so lang ist. Wie wichtig ist es, die Entscheidungen im Team zu treffen?"
Alonso: "Es ist sehr wichtig. Die Charakteristik der Strecke ist hier ziemlich extrem, was die Beanspruchung der Reifen angeht. Eine Runde länger mit abgenutzten Reifen zu fahren, kann sehr viel Zeit kosten - oder zumindest mehr als auf anderen Strecken. Wir müssen die morgigen Entscheidungen also in den Fokus rücken. Wir müssen sehr konzentriert sein, weil es im Rennen keinen Platz für Fehler gibt."
Frage: "Du erlebst gerade bei Ferrari etwas Neues: Dein Teamkollege ist so schnell wie du, vielleicht sogar schneller. Treibt dich das an?"
Alonso: "Ich bin seit 27 Jahren im Motorsport - ich werde alt - es ist also nicht das erste Mal, dass es einen engen Wettbewerb gibt. In den vergangenen drei Jahren war es ebenfalls recht eng. Für die Außenstehenden war es hinsichtlich der Ergebnisse nicht so eng, weil Felipe viel Pech, Unfälle, mechanische Probleme hatte, doch die vergangenen drei Jahre waren enger, als es am Ende in der Punktetabelle den Anschein erweckte. In diesem Jahr ist es erneut recht eng, kein großer Unterschied, vermutlich war es in den vergangenen zwei Rennen ein bisschen enger."
"Wir lagen in der Startaufstellung zurück, doch am Samstag gibt es keine Punkte. Wir müssen auf Sonntag hinarbeiten. Für das Team ist das die beste Nachricht, weil wir einen engen Wettbewerb zwischen den beiden Fahrern im Team brauchen. Wir müssen die Informationen zwischen den Fahrern teilen. Und nun müssen wir alle Daten aus den Freien Trainings und dem Qualifying vergleichen und analysieren, um uns zu verbessern. Das ist eine gute Nachricht für das Team. Wir werden uns an unsere Grenzen bringen und das ist für das Team eine gute Nachricht."
Frage: "Wirst du die Fahrer vor der ersten Kurve überholen oder denkst du, dass dein Auto unter Rennbedingungen so stark ist, dass du warten musst?"
Alonso: "Der Start wird die erste Gelegenheit sein. Wenn alles normal abläuft, werde ich einen guten Start haben und sollte meine Position zumindest verteidigen können, sofern ich nicht attackiere. Wir müssen abwarten, was auf den ersten Metern passiert. Ich denke, dass die Starts in der Formel 1 momentan keine besonders hohe Priorität haben. 56 Runden ergeben ein langes Rennen, es sind viele Strategien zu schmieden, es wird viele Reifenprobleme geben, die jeder im Rennen bewältigen muss. Einige werden im ersten Teil des Rennens besser zurechtkommen, andere vermutlich im zweiten. Der Start ist heutzutage weniger wichtig als in der Vergangenheit, wie ich bereits erwähnte. Ich versuche, einen guten Start wie in Melbourne zu fabrizieren - hoffentlich - und dann versuche ich, sowohl im ersten als auch im zweiten Teil des Rennens Erster zu sein."
Frage: "Denkst du, dass Startplatz sieben (die Rückversetzung war zum Interview-Zeitpunkt noch nicht bekannt) für Kimi Räikkönen gut ist, weil Sebastian größere Reifenprobleme an diesem Wochenende hat?"
Alonso: "Wie ich bereits sagte, sind die Startplätze und die Positionen nach der ersten Runde heutzutage nicht mehr so wichtig. Wenn man ein gutes Renntempo hat, das Kimi und Lotus haben werden, dann denke ich, dass er früher oder später aufholt und Druck macht. Wir müssen ruhig bleiben. Kimi ist in Melbourne fantastisch gestartet und hat das Rennen gewonnen. Er war an diesem Wochenende sehr stark, doch das Rennen und die Meisterschaft sind lang. Nicht nur Kimi kämpft um die Meisterschaft. Im Moment ist es sehr eng. Red Bull ist stark, Mercedes ist sehr stark. Nicos Zeit in Q2 war beeindruckend. Es gibt vier oder fünf Teams, die im Moment vorne sind. Wir müssen im Rennen konkurrenzfähig sein und das Auto entwickeln, wenn wir die Meisterschaft gewinnen wollen."