Ferrari-Pilot Fernando Alonso tut sich schwer damit, die Leistung von Sebastian Vettel einzuordnen, kapituliert im Titelkampf aber trotz theoretischer Chancen
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Theoretisch kann Fernando Alonso in diesem Jahr Formel-1-Weltmeister werden. Praktisch sieht es aber nicht besonders gut aus für den spanischen Ferrari-Piloten: Bei einem aktuellen Rückstand von 77 Punkten auf Red-Bull-Fahrer Sebastian Vettel ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Alonso auch seine rechnerischen Chancen einbüßt. Deshalb will Alonso schon jetzt nichts mehr vom Titel wissen.
"Es ist schier unmöglich, die Fahrerwertung noch zu gewinnen", meint der aktuelle WM-Zweite vor dem fünftletzten Saisonrennen. Der Titelgewinn für Vettel sei nunmehr eine Formsache. "Wenn ich gerade vier Grands Prix in Folge gewonnen und fünf Grands Prix lang Zeit hätte, um den WM-Sieg dingfest zu machen, dann würde ich mir auf keinen Fall irgendwelche Sorgen machen", sagt Alonso.
Er werde sich gewiss nicht an seine verschwindend geringen Chancen klammern. "Da fällt es aber natürlich schwer, sich noch zu motivieren", gesteht Alonso. "Du willst am Ende einer Saison ja immer dazu in der Lage sein, um den Titel zu kämpfen. Das ist in jedem Jahr das Ziel. Wir kämpfen nun halt um den zweiten Platz in der Gesamtwertung, auch wenn das kein sehr erfreuliches Ziel darstellt."
Wie gut ist Sebastian Vettel wirklich?
Es könnte aber schlimmer sein, meint Alonso: "Es gibt 22 Fahrer, denen es noch schlechter ergeht, weil sie noch weiter zurückliegen." Und all das nur, weil Vettel in diesem Jahr der klare Formel-1-Überflieger war, wie auch Alonso einräumen muss. "Sebastian ist nah dran an der Perfektion. Er hat zuletzt sehr viel gewonnen." Das sei, so der Ferrari-Pilot weiter, aber auch dem Auto zuzuschreiben.
Und so kann sich Alonso einen Seitenhieb nicht verkneifen, indem er Vettel unterstellt, dieser könne nur mit überlegenem Material siegen. "Sebastian hatte in all den Jahren einen Vorteil bei der Leistung des Fahrzeugs. Wir werden also erst zu einem späteren Zeitpunkt seiner Karriere sehen, wie gut er ist. Im Augenblick ist er besser als alle Anderen und er gewinnt alle Titel", hält Alonso in Suzuka fest.
"Manchmal brauchst du aber auch das Auto, um dergleichen zu schaffen. Siehe Hamilton: Er hätte beinahe in seinem ersten Jahr den Titel gewonnen, siegte schließlich in seiner zweiten Saison. Seither wartet er auf einen weiteren Titel", sagt Alonso und kommt für sich zum Schluss: "Im Augenblick sind Red Bull und Vettel eine sehr gute Kombination. Zu gut für uns. Sie haben besser gearbeitet als wir."
Ferrari wendet sich der Konstrukteurswertung zu
Anders, so Alonso weiter, lasse sich die derzeitige Situation in der Formel 1 nicht erklären. "Das ist die einzige Erklärung, die wir finden können. Red Bull hat während der Saison einfach gute Fortschritte gemacht. Wir nicht." Doch an diesem Punkt widerspricht McLaren-Fahrer Jenson Button seinem Formel-1-Pilotenkollegen: Nicht nur Red Bull habe sich gesteigert, auch Vettel habe sich verbessert.
"Verglichen mit 2010 ist Sebastian ein besserer Fahrer. Ich habe einige seiner Fahrten damals auch kritisch gesehen, wie, als wir in Spa kollidierten. Das ist aber schon lange her und er hat jetzt viel Erfahrung. Er verdient alles, was er bekommt", meint Button. "Er hat natürlich auch ein gutes Auto, aber er bringt es auch zu Ende. Es wird sehr schwierig, dass ihn irgendjemand in diesem Jahr schlägt."
Das hat auch Alonso längst erkannt. "Deshalb werden wir die restlichen Rennen genießen und um die Positionen in der Konstrukteurswertung kämpfen", meint der Ferrari-Pilot und fügt hinzu: "Zwischen uns und Mercedes geht es überaus eng zu. Wir wollen den zweiten Platz aber unbedingt halten. Felipe und ich müssen in den restlichen Rennen also möglichst viele Punkte zusammentragen."