Der Barcelona-Sieger verließ sich im Umgang mit den Pirelli-Pneus auf sein Fingerspitzengefühl, sieht sich aber noch nicht auf dem Weg zum WM-Titel
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Furia Roja mal anders: Am Sonntag in Barcelona waren die Helden der Fans nicht die spanischen Fußball-Nationalspieler, sondern die Ferrari-Crew. Die Zuschauer auf den Tribünen hätten ihren Teil zum 32. Grand-Prix-Sieg seiner Karriere beigetragen, sagt ein überglücklicher Fernando Alonso: "Es waren fantastische Emotionen. Das hat wirklich geholfen", beschreibt er die Anfeuerung seiner Landsleute und frohlockt angesichts so viel Rückendeckung: "Man spürt die Unterstützung jedes einzelnen."
Auch bei der Scuderia bedankt sich der Ex-Weltmeister für den Einsatz: "Jedes Mitglied des Team kümmert sich jederzeit um alles", lobt Alonso die Truppe, die sich für Barcelona hohe Ziele gesteckt hatte: "Wir hatten es uns fest vorgenommen, hier vor so vielen unserer Fans und Ferrari-Unterstützern gut abzuscheiden." Der Nationalheld hält einen wichtigen Schritt für getan, längst jedoch nicht das große Ziel für erreicht: "Das haben wir geschafft und sind glücklich, aber damit geben wir uns natürlich nicht zufrieden."
Problemlos einschlafen wird Stefano Domenicali trotzdem. "Ich bin sehr glücklich, für beide Fahrer und alle, die so hart daran arbeiten, das möglich zu machen", sagt der Ferrari-Teamchef 'Sky' und freut sich über ein verspätetes Präsent, schließlich wurde er bereits am Samstag 48 Jahre alt. "Auf dieses Geburtstagsgeschenk konnte ich gut warten", so der Italiener weiter. Er rekapituliert: "Wir haben unsere Strategie konsequent verfolgt und versucht, so schnell wie möglich zu überholen - das ist uns gut gelungen."
Keine Zielzeiten für Alonso
Teil der hoch gelobten italienischen Mannschaft war auch Andrea Stella, als Renningenieur für das Alonso-Auto verantwortlich: "In diesen Tagen ist es vor den Rennen schwierig, zu sagen, wer der Beste ist. Es entwickelt sich erst", erinnert er sich an bange Minuten nach dem Rennstart, jedoch kehrten schnell Ruhe und Berechenbarkeit am Kommandostand ein. "Der Grand Prix ist so verlaufen, wie wir das erwartet haben - mit vier Stopps. Wir wissen, dass Fernando sich sehr gut auf Situationen einstellen kann."
Dem Spanier im Funk erklären, wie schnell er auf die Zehntelsekunde genau fahren darf, damit die Pirelli-Pneus nicht zu früh einbrechen, braucht Stella nicht. "Wir arbeiten nicht mit Rundenzeiten, es geht um das Gefühl, wie stark man die Reifen beanspruchen kann", meint der Ingenieur, der trotz einer manchmal so mathematischen Formel 1 das "Popometer" nicht unterschätzt: "Bei uns funktioniert es nicht unbedingt auf einem wissenschaftlichen Weg, aber manchmal ist es besser, keine Rundenzeit auszugeben."
Obwohl Barcelona als Referenzstrecke für den weiteren Saisonverlauf gilt, sieht Alonso die WM-Krone noch längst nicht in Griffweite: "Es hat sich an der WM-Situation nichts geändert. Es sind nur fünf Rennen in den Büchern, wir hatten Höhen und Tiefen - Rennen ohne Probleme aber auch welche mit Fehlern, die wir nicht wiederholen wollen", bremst er die Euphorie. "Wir wissen, dass wir über ein Auto verfügen, um ganz vorne mitzukämpfen, auch um den Titel. Vielleicht klappt das nicht, aber wir wollen das." Domenicali mahnt: "Wir sollten ruhig bleiben."