Jacques Villeneuve schmecken die Ausführungen von McLaren zum Unfall von Fernando Alonso nicht, er sieht Ungereimtheiten - Warnung vor schneller Rückkehr
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Der mysteriöse Unfall von Fernando Alonso am vergangenen Sonntag bei den Testfahrten in Barcelona und der darauffolgende dreitägige Krankenhausaufenthalt haben in der Formel 1 für viel Verwirrung gesorgt. Zwar war McLaren mittels eines Statements und einer eigens angesetzten Pressekonferenz um Aufklärung bemüht, doch die Ausführungen des Teams sorgten dennoch für jede Menge Zweifel an dem geschilderten Unfallhergang.
Auch Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve gehört zu denjenigen, die der Story von McLaren nicht so recht glauben wollen. Für den Kanadier stecken in der Geschichte viele Einzelheiten, die irgendwie nicht zusammenpassen. "Natürlich kann man die Kontrolle über das Auto verlieren", wird er von der italienischen Zeitung 'La Repubblica' zitiert, "sei es aus technischen Gründen, durch Konzentrationsverlust - und selbst durch den Wind", hält er die Begründung für theoretisch plausibel.
Doch der Kanadier wundert sich über gegenteilige Beobachtungen, wie die von Sebastian Vettel, nach denen Alonso zum Zeitpunkt des Unfalls sogar langsamer als normal gefahren sei. "Wenn das dann einem Fahrer wie Alonso passiert, dann klingt das seltsam", zweifelt er. "Mich stört das Mysteriöse an der Sache: Man hat uns viele Dinge gesagt, aber wer weiß, ob die Wahrheit dabei war."
Auch die Posse um den Gesundheitszustand des Spaniers lässt Villeneuve im Unklaren zurück. Immer wieder wurde betont, dass es dem 33-Jährigen gut gehe und er nur als Vorsichtsmaßnahme im Krankenhaus untersucht wurde, doch am Ende verbrachte er sogar drei Nächte dort - inklusive widersprüchlicher Diagnosebilder. "Ich bin kein Arzt, und ich habe nicht mit ihm gesprochen, aber so wie ich das verstehe, war der Aufprall nicht sehr hart. Vielleicht war es ein ungünstiger Winkel, das weiß ich nicht, aber die Geschichte verwirrt mich ein wenig", so Villeneuve.
Aktuell lässt Alonso die Testfahrten in Barcelona aus, doch in Melbourne soll er wieder am Start sein. Allerdings solle es der Spanier nicht übertreiben und zu früh ins Cockpit zurückkehren, warnt ihn der Kanadier, der 2004 drei Rennen lang Teamkollege von ihm war. Denn mit möglichen Kopfverletzungen sei nicht zu spaßen: "1999 habe ich in Spa einen mächtigen Schlag auf den Kopf bekommen und saß 20 Minuten später wieder im Auto", erinnert er sich an seinen Unfall im BAR in der Eau Rouge.
"Allerdings habe ich nach einer Runde wieder aufgehört, weil ich Sterne gesehen hab. Wenn es um das Gehirn geht, kann ein zweiter Schlag tödlich sein", mahnt Villeneuve zur Vorsicht. "Der Kopf ist kein Bein oder Arm. Fernando hat das Blut und den Mut eines Fahrers, aber er sollte auf die Ärzte hören."